StadtmarketingStadt will Meckenheimer Verbund finanziell unterstützen
Meckenheim – Die Situation des Einzelhandels und der örtlichen Wirtschaft in Meckenheim war schon vor der Pandemie nicht unproblematisch. Die zwei Zentren Neuer Markt und Altstadt kämpfen mit der Umsatzverschiebung ins Internet. Der Meckenheimer Verbund wiederum hat mehrfach erklärt, dass er ausgelastet sei und darum unter anderem Stadtfeste nicht mehr dauerhaft alleine ausrichten könne. Gründe seien die hohen Auflagen, das Risiko für den Veranstalter sowie mangelndes Interesse und Engagement der Mitglieder.
Deshalb laufen seit anderthalb Jahren Gespräche, wie das Stadtmarketing neu aufgestellt werden kann. Den Ausfall der Feste und damit negative Folgen für das Image der Stadt wollten Rat und Verwaltung nicht tatenlos hinnehmen. Das erklärte Bürgermeister Holger Jung auch im Haupt- und Finanzausschuss, der eine Neuorganisation empfahl. „Wir müssen die Kräfte bündeln“, bekräftigte der städtische Wirtschaftsförderer Dirk Schwindenhammer.
Gewerbetreibende
Der Meckenheimer Verbund ist ein Zusammenschluss der Gewerbetreibenden; er verband die früheren Werbegemeinschaften für Alt-Meckenheim (HHG) und die Neue Mitte. Aktuell gehören dem Verein rund 150 Mitglieder an, darunter Selbstständige und Freiberufler, Vereine, Handwerker- und Gastronomiebetriebe, Einzelhändler und Industrieunternehmen. Die Mitglieder sind ausschließlich ehrenamtlich tätig. Vorsitzender ist Willi Wittgen-Stölben. Der Vorstand wird unterstützt von einer Assistentin auf Minijob-Basis. Zu den wichtigsten Aktivitäten gehören die oft mit Unterstützung der Verwaltung organisierten Stadtfeste und die Herausgabe des jährlichen Stadtmagazins. Veranstaltungen und Marketingaktivitäten werden mehrheitlich über Mitgliedsbeiträge und -umlagen (rund 20 000 Euro im Jahr), Sponsorengelder sowie Standgeldgebühren finanziert.
Wenngleich keines der Stadtfeste einen nennenswerten finanziellen Überschuss generiert, beschreibt der Vorstand die wirtschaftliche Situation als solide. (gvt)
Basierend auf Ergebnissen der CIMA Beratung + Management GmbH, die Dr. Wolfgang Haensch vorstellte, fiel der Beschluss mehrheitlich aus. Vier Gegenstimmen kamen von den Sozialdemokraten und von Josef Dunkelberg (UWG). Die Mitglieder des Meckenheimer Verbundes hatten dem Konzept schon im Juli zugestimmt. Am nächsten Mittwoch soll auch der Stadtrat (19 Uhr, Jungholzhalle) seinen Segen geben.
Stadt steigt beim Verbund mit ein
Im Kern ist vorgesehen, den bisherigen Verein Meckenheimer Verbund als Gewerbeverein und Interessenvertretung zu erhalten sowie die Stadt enger einzubinden, indem sie Mitglied im Meckenheimer Verbund oder dessen Nachfolger wird. Für diese Mitgliedschaft ist ab 2021 einen Jahresbeitrag in Höhe von 20.000 Euro zu zahlen. Der Bürgermeister ist automatisch Mitglied des Vorstands und 2. Vorsitzender. Bei der kommunalen Wirtschaftsförderung soll für den Aufgabenbereich „Stadtmarketing/Citymanagement“ eine Vollzeitstelle für einen hauptamtlichen Geschäftsführer geschaffen werden. Dessen Aufgaben lägen jedoch nicht ausschließlich im Eventmanagement, betonte Wolfgang Haensch, sondern auch in der Förderung der Stadtentwicklung und des Handels.
Meckenheim bekannter machen
Außerdem soll weiterhin ein positives Stadt-Image gepflegt werden mit dem Ziel, Identität zu fördern und überregional Bekanntheit zu erlangen. Vorgesehen ist eine Zusammenarbeit mit den Arbeitsfeldern Tourismus und Kultur. Das bisherige ehrenamtliche Engagement der Mitglieder des Meckenheimer Verbundes soll erhalten bleiben. Man wolle Synergien schaffen und vorhandene Ressourcen nutzen, erklärte Bürgermeister Jung und betonte, dass die Abstimmung bei der Neuaufstellung des Stadtmarketing „sehr eng“ gewesen sei.
Die SPD-Fraktion sprach sich ausdrücklich für ein starkes Stadtmarketing aus und bezeichnete die Schaffung einer entsprechenden Stelle „als positiv“. Moniert wurde allerdings eine Mitgliedschaft der Stadt im Verbund. Die Trennung von Gewerbeverein und Stadtmarketing sollte beibehalten werden, machte der Fraktionsvorsitzende Stefan Pohl deutlich: „Es ist ein Problem, dass die Stadt bei Aktivitäten und Veranstaltungen des Verbundes Mitglied und gleichzeitig genehmigende und regulierende Instanz sein wird. Dies kann nicht im Sinne einer funktionierenden Partnerschaft sein und ist nicht ohne Beigeschmack“, erklärte Pohl und fügte an: „Vielmehr müssen sich ein starker Zusammenschluss der lokalen Unternehmen beider City-Standorte und ein gut funktionierendes Stadtmarketing partnerschaftlich, aber unabhängig voneinander, ergänzen.“ Aus Sicht der SPD muss auch der Neuen Markt gestärkt werden. „Das Gutachten zeigt an mehreren Stellen dessen Schlechterstellung gegenüber der Altstadt“, bemängelte Stefan Pohl.
Kritik an hohen Kosten
Josef Dunkelberg kritisierte sowohl den „fehlenden Idealismus“ bei der Diskussion um die Neuorganisation, als auch die geplante Investition von 20.000 Euro aus dem Stadtsäckel: „Wir sind immer noch in der Haushaltssicherung und Sie müssen mir sagen, wo wir die 20.000 Euro hernehmen sollen?“
Jung meinte, dass auch nach Umstrukturierung und personeller Verstärkung der Kreativität der Unternehmer weiterhin keine Grenzen gesetzt seien. Der in der Altstadt organisierte Zintemaat sei eine dort gewachsene und beheimatete Veranstaltung: „Es kann nicht alles im Rathaus organisiert werden.“
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Es gehe vielmehr darum, sich für die Zukunft besser aufzustellen, bekräftigte Wolfgang Haensch. „Wir müssen gemeinsam denken“, ergänzte Jung und wies darauf hin, dass Idealismus alleine nicht ausreiche und Wirtschaftsförderung „überlebensnotwendig für Kommunen ist“. Wirtschaftsförderung im Sinne des Haushaltsrechts ausschließlich als freiwillige Leistung zu betrachten sei ein „Totschlagargument“.
Als wenig sinnvoll bezeichnete Haentsch eine Befristung der ausgeschriebenen Stelle. Der Bereich Stadtmarketing/ Citymanagement „soll dauerhaft bespielt“ werden, antwortete der promovierte Wirtschaftsgeograf auf eine Frage von Tobias Pötzsch (Grüne). Jung hierzu: „Wenn wir Stadtmarketing und Meckenheimer Verbund ernst nehmen wollen, dann ist das eine Daueraufgabe.“