247 Kinder und Jugendliche gaben Antworten auf Fragen der Stadt Meckenheim nach ihrem Freizeitverhalten. Der Trend geht zum Chillen mit Freunden, zu Hause oder im Freien.
Umfrage der StadtWas Kinder und Jugendliche in Meckenheim am liebsten machen – Trend zum „Chillen“

Das Jugendzentrum Kulturhaus Mosaik in Meckenheim möchte das Angebot auf die Wünsche der Jugendlichen abstimmen.
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Er ist zwischen 13 und 15 Jahre alt, Schüler und wohnt in der Meckenheimer Altstadt, chillt überwiegend in seiner Freizeit mit Freunden oder allein zu Hause, hält sich gern im Freien auf, nutzt Social Media und ist kein Vereinsmitglied. Die städtischen Angebote wie das Kulturhaus Mosaik, Kinder-City oder der Rheinflanke nutzt er eher nicht oder kennt sie gar nicht. Aber seinen Heimatort Meckenheim findet er schön und möchte nicht wegziehen. Das ist der größte gemeinsame Nenner von all jenen 247 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen von 6 bis 27 Jahren, die sich an der Kinder- und Jugendbefragung der Stadt Meckenheim Ende 2024 beteiligt haben.
Aus den Antworten möchte die Stadt Impulse ableiten, wie die offene Kinder- und Jugendarbeit gestaltet werden soll, wie junge Menschen erreicht werden können. Dies alles dient dem Kinder- und Jugendförderplan, einer Pflichtaufgabe für die Kommunen. Das Düsseldorfer Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration hat den örtlichen Trägern der öffentlichen Jugendhilfe aufgegeben, einen kommunalen Kinder- und Jugendförderplan aufzulegen, der jeweils für die Dauer einer Wahlperiode festzuschreiben ist und daran die jungen Menschen zu beteiligen. Dies war Zweck der Befragung.
Eine ganze Fragenpalette
Was machen die Jugendlichen in ihrer Freizeit? Gibt es Orte, die sie meiden, und wenn ja, warum? Fehlen Angebote? Fühlen sie sich angesprochen vom Angebot der örtlichen Jugendhilfe? Oder möchten sie lieber ohne Begleitung Erwachsener ihre Zeit verbringen? „Die Tendenz geht offenbar genau dahin“, sagt der Erste Beigeordnete Hans Dieter Wirtz. „Viele möchten eine unbegleitete Freizeit verbringen.“ Das spiegeln auch die Antworten der Jugendlichen wider. 66 Prozent geben an, nicht an Angeboten eines Vereins oder einer Jugendgruppe teilzunehmen, wenn doch, dann in einem Sportverein (50,6 Prozent). Fußballspielen wird gleich mehrfach genannt. Rund zwölf Prozent engagieren sich in einer Hilfsorganisation wie der Jugendfeuerwehr oder der Malteser Jugend, zehn Prozent in einem Musikverein oder Chor.
Mehrere Antworten waren möglich auf die Frage, was die Jugendlichen in ihrer Freizeit machen. Deutlich mehr als die Hälfte bleibt mit Freunden zu Hause oder unternimmt etwas mit der Familie, gefolgt von Sport, Musik hören und Social Media wie Instagram, WhatsApp, Youtube, Snapchat oder TikTok. Streamingdienste stehen hoch im Kurs, oder auch einfach nur Abhängen und nichts tun. Genannt wird aber auch „mit Freunden draußen sein“, „Mountainbiking“ oder „neue Spielplätze in Meckenheim suchen und erkunden, wandern, Fahrrad fahren und schwimmen“.
Oft allein zu Hause
Mehrmals pro Woche sind 158 junge Menschen in Meckenheim unterwegs, 134 sind mehrmals pro Woche allein zu Hause, 90 im Sportverein. Kaum jemand geht ins Fitnessstudio. 83 Prozent geben an, weder das Kulturhaus Mosaik am Neuen Markt zu besuchen, noch Angebote des Vereins RheinFlanke oder KinderCity zu nutzen. Wenn doch, weil auch die Freunde hingehen (10,5 Prozent), man dort chillen kann (6,5 Prozent) und es dort Mitarbeiter gibt, mit denen man sprechen kann (4,9 Prozent). Einer sagt, „früher war es besser“, ein anderer mag es dort nicht, weil es „sehr leise ist und man einfach nur Brettspiele spielt“.
Die Wunschliste ist langDie Liste, was sie sie sich dort wünschen würden, ist lang: Kino, Klettern, Diabolo-Workshop, mehr Angebote für Fußball, Phantasialand, Jumphouse, oder „mehr Plätze bei der Zirkuswoche in den Sommerferien. Ich stand ganz lange auf der Warteliste und konnte nicht teilnehmen“. Tanzen, Malen und ein Mädchentreff gehören auch dazu, freies W-Lan, Lan-Partys und Boxen. Ein anderer schreibt wörtlich: „Kleiner Streichelzoo, Hühner Haltung, Umgang mit Eigenanbau von Obst und Gemüse, Survival-Kurs (wie reagiere ich richtig in Notsituation, evtl. Stromausfall, Wasser Versorgung fällt aus.) Richtiger Umgang mit fremden und Flüchtlingen. Straßenverkehrs regeln, Helm-Pflicht! Leben ohne Social Media.“
Einige kennen Angebot nicht
Warum sie die Angebote im Mosaik nicht nutzen, wollte die Stadt wissen. Da kommt sehr häufig die Antwort: „Meine Freunde gehen da auch nicht hin“ (37,2 Prozent), oder „ich kenne dort keine Leute“ (37,7 Prozent). Mehr als ein Viertel hat keine Zeit dafür, andere kennen das Angebot gar nicht. Wieder andere haben schlicht „keinen Bock“. Sollte es da nicht klingeln bei der Stadtverwaltung? „Wir müssen mehr informieren“, sagt Hans Dieter Wirtz, „wir müssen mehr Infos in den Schulen aushängen oder Spiele mit der RheinFlanke anbieten“.

Fußball ist eine beliebte Freizeitbeschäftigung.
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Das Kulturhaus Mosaik, das Meckenheimer Jugendzentrum, befindet sich gleich neben der Jungholzhalle und gegenüber dem Schulcampus, ist also sehr gut zu erreichen. Die Einrichtung sei aber „personell unterbesetzt gewesen“, erklärt Hans Dieter Wirtz, Ende 2024 habe man sich neu aufgestellt. „Wir wollen die Angebote mit den Wünschen abstimmen“, so Wirtz. Neu ist beispielsweise „Le Café“ als Treffpunkt für die Mittagspause an vier Tagen in der Woche. Der offene Treff ist dreimal pro Woche geöffnet, in den Oster-, Herbst- und Sommerferien finden in den Räumlichkeiten Ferienbetreuungen für Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren statt.
„Korrekte Leute“
Naheliegend war also die Frage an die Jugendlichen, was ein Jugendtreff denn haben muss, damit er interessant wird. Häufige Antworten: „Aktionen, keine Pflichtsachen, gute Beschäftigung und lustige Spiele, gute Musik, Spielekonsolen, Snacks, gratis Essen.“ Einer findet „Ruhe wäre schön“. Sportangebote möchten andere, Tischtennis, Volleyball, einen Basketballplatz. „Nette Betreuer“ und „korrekte Leute“ wünschen sich viele. Wenn jemand schreibt, „mich interessieren so welche Sachen nicht, aber manchmal schon“, wird es schwieriger. Es eint die meisten, dass sie Meckenheim schön finden (177), dass sie traurig wären, wenn sie wegziehen müssten (159), auch wenn „einfach zu wenig los ist“ (123).
Orte, die gemieden werden
Aber es gibt auch Orte, die bewusst gemieden werden: Kölnkreuz und Ruhrfeld haben Mehrfachnennungen. „Da sind viele Leute, die sich nicht benehmen können oder Rücksicht nehmen“, heißt eine Antwort, „nur aggressive Leute da“ eine andere. „Die gefährlichen kriminellen Ecken wie leider die Hauptstraße und Umgebung“, antwortet noch ein anderer. Oftmals wird auch der Neue Markt genannt, es mangele vor allem abends am Sicherheitsgefühl. Ein Scherzkeks meidet die katholische Kirche, „ich bin evangelisch“. Wenn viele Jugendliche oft zu Hause bleiben, wie nutzen sie dann das Internet? Die meisten hören Musik, chatten mit Freunden oder zocken. Dabei schauen mehr als 84 Prozent die App Youtube, gefolgt von WhatsApp (82,2 Prozent).
Wie wichtig die Infrastruktur in der Schule ist, das wird bei der Frage deutlich, welche Veränderungen sich die Jugendlichen in Meckenheim wünschen. 177 sagen, ihnen ist eine bessere Ausstattung der Schule besonders wichtig, gefolgt von schnellem Internet (151) und der Digitalisierung der Schule (147). Auch wichtig: „Bahnhöfe bitte attraktiver machen. Meckenheimer Busbahnhof sieht ranzig aus.“ Mehr oder weniger gleichgültig stehen sie Infos zum Thema Vielfalt und „anders sein“ gegenüber. Zu den Themen, die die Befragten besonders beschäftigen, gehören Ausländerfeindlichkeit in Deutschland (75) und Kriege in Europa, gefolgt von der Sorge, keinen Ausbildungsplatz zu bekommen, soziale Ungerechtigkeit und Umweltverschmutzung. Existenzängste sind also durchaus vorhanden.
„Für uns aussagekräftig“
„Wir haben mit der Umfrage natürlich nur eine begrenzte Zahl von Jugendlichen erreicht“, schränkt Hans Dieter Wirtz ein. Rund 6000 junge Menschen sind in Meckenheim zu Hause. „Aber das Papier ist durchaus nützlich für uns, es ist aussagekräftig.“ Was deutlich werde, ist ein Bruch im Verhalten, der auf die Pandemie zurückgehe. Der Trend, Zeit allein oder zu Hause zu verbringen als Folge wochenlanger Isolation. Das habe sich im Gegensatz zur Zeit vor Corona massiv verändert. „Die jungen Menschen möchten in ihrem Tun akzeptiert sein“, unterstreicht Wirtz. Vielleicht werde so etwas wie eine Chillecke gebraucht, wo man sich unbeobachtet aufhalten kann. Wenn so viele Jugendliche draußen sind, gelte es, für sie einen Anlaufpunkt zu schaffen.