AboAbonnieren

Männeken im HerrenhausKünstlerin Renate Diefenbach stellt in Meckenheim aus

Lesezeit 3 Minuten
Renate Diefenbach stellt im Herrenhaus der Burg Altendorf aus

Renate Diefenbach stellt im Herrenhaus der Burg Altendorf aus

Bevölkert ist das Herrenhaus der Burg Altendorf derzeit mit lauter 56 Zentimeter hohen Männeken, hergestellt von Renate Diefenbach. Zwölf sind es an der Zahl, die sich lustig in dem noblen Herrenhaus verteilen, das auch als Museum und als Standesamt dient.

Renate Diefenbach, die Künstlerin, nennt sie „Dummies“, doch sie haben nichts zu tun mit den Testfiguren bei Crashtests im Auto und auch nicht mit der Autorenreihe, in der komplizierte Sachverhalte für Laien (Dummies) wiedergegeben werden.

Ihre Titel verraten, dass sie Perönlichkeiten sind, beispielsweise Karl Lagerfeld oder aus der Szenerie der Rockmusik kommen, wie  „Jimmy“, eine Hommage an den amerikanischen E-Gitarristen „Jimi Hendrix“ (1942 -1970).

Künstlerin verkauft in Meckenheim Jimi-Hendrix-Männeken

„Die Brille stimmt ganz genau“ und auch das bunte Hemd sei genauso, wie es einst war, wiedergegeben, sagt die Künstlerin. Ansonsten haben alle ihrer Dummies die gleiche Größe und Statur. Dass sie keine Arme haben, fällt überhaupt nicht auf und Renate Diefenbach verrät, dass diese leichten mit bunten kleinen Bildchen bestückten lackierten Figuren in ihrem Kern aus Styropor bestehen. Von ihrer Funktion her dienen sie als Schaufensterpuppen für Kinderkleidung.

Sie sind also käuflich erhältlich und die Künstlerin, die sich bis dato in Radierungen und grafischen Drucktechniken geübt hatte, sagt: „Als ich diese Figuren gefunden hatte, war ich begeistert, etwas daraus etwas zu machen und das hat bis heute nicht aufgehört. Ich habe immer neue Ideen.“ Doch es erstaunt, dass diese Baby- und Kinderkleidungspuppen nur männliche Figuren hergeben und besonders gut in Herren mit Bauchansatz zu verwandeln sind, nicht aber in weibliche Formen.

Künstlerin Renate Diefenbach lässt Männeken in Autowerkstatt lackieren

Auf ihren Standort in der Kultur weisen sie mit den Bildern, Schriften und Stickern hin, die auf die voluminöse Oberfläche der Figuren mit dem kleinen Kugelbauch geklebt wurden und durch Klarlackschichten hindurchleuchten. Der „Globetrotter“ zeigt sich mit einer Weltkarte aus vielen Ausschnitten, der „Smiley“ leuchtet unter seiner Lackschicht mit unzähligen Smiley-Miniaufklebern und der „Bücherwurm“ scheint eine ganze Bibliothek mit vielen Buchrücken im Inneren zu haben.

Wenn Renate Diefenbach die Puzzleteile alle sorgsam auf den weißen Styroporgrund geklebt hat, folgt noch ein entscheidender Arbeitsgang, den sie nicht selbst ausführen kann: die Lackierung, die eine reguläre Autowerkstatt vornimmt, so dass keine Klebspuren oder auch nur matte Stellen zu sehen sind.

Das Ergebnis ist perfekt und die Künstlerin meint, ihre Figuren seien durchaus witterungsbeständig. Die einzige Handarbeit besteht in kleinen neckischen Schleifchen, die die zu Persönlichkeiten stilisierten einstigen Babyfiguren nun tragen. Nur bei „Pablo“ (Picasso) hat sie eine Ausnahme gemacht und die Figur mit kleinen Ausschnitten aus Picassowerken selbst bemalt.


Die Dummies sind käuflich zu erwerben, kosten 400 Euro, doch der handbemalte „Pablo“ ist teurer.

Renate Diefenbach, die seit vielen Jahren in Meckenheim lebt, ist in Oberlahnstein bei Koblenz geboren und hat zusammen mit ihrer Familie 17 Jahre in Paris gelebt und dort die Ecole des Beaux Arts besucht. Von daher mag es kommen, dass ihre „Dummies“ einen kräftigen Drall in die Pop Art à la Niki de Saint-Phalle haben.

(Bis 6. August, geöffnet immer sonntags von 11 -17 Uhr im Herrenhaus der Burg Altendorf)