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GutachtenIst die Christuskirche in Meckenheim denkmalwürdig?

Lesezeit 6 Minuten
Ansicht der Christuskirche Meckenheim vor blauem Himmel.

Die Stadt Meckenheim möchte die evangelische Christuskirche kaufen.

Ist die Meckenheimer Christuskirche denkmalwürdig? Das Ergebnis des für Februar erwarteten Gutachtens könnte den Kauf von Kirche und Grundstück seitens der Stadt beeinflussen.

Die Stadt ist der Wunschkandidat der Evangelischen Kirchengemeinde Meckenheim, wenn es um den Verkauf der Christuskirche nebst Grundstück geht. Schließlich hatte die Kommune von Anfang an erklärt, die zukünftige Nutzung des Areals solle im Gemeinwohlinteresse liegen. Teure Eigentumswohnungen auf dem Filetgrundstück wollte sich auch Pfarrerin Ingeborg Dahl nicht vorstellen. Noch ist der Kaufvertrag laut Bürgermeister Holger Jung nicht unterschrieben, und gerade steht ein Fragezeichen vor dem Abschluss: Wird das gesamte Ensemble, oder werden Teile davon, unter Denkmalschutz gestellt? Das würde zumindest einen Abriss, wie er geplant ist, unmöglich machen. Zurzeit warten Stadt und Kirchengemeinde auf das Gutachten der Denkmalpfleger.

Und das kam so: „Wir waren uns handelseinig“, erklärt Bürgermeister Holger Jung gegenüber der Rundschau. „Aber während der Ausarbeitung des Vertrages zwischen Stadt und Kirchengemeinde ist das Thema Denkmalschutz für Kirchen allgemein aufgekommen. Gotteshäuser insgesamt werden beim Verkauf einer Vorabbewertung unterzogen, das gilt auch für die Christuskirche.“ Eventuell seien bestimmte Teile des Kirchenbaus, dessen ältester Teil mit dem Gemeindesaal aus dem Jahr 1957 stammt und der 1985 erweitert wurde, denkmalwürdig. Es hat also niemand einen Antrag auf Denkmalschutz gestellt, das Thema muss per se behandelt werden.

Ortstermin mit Landschaftsverband

„Wir haben dann mit der Kirche überlegt, wie wir weiter vorgehen“, schildert es Jung. Die politischen Gremien wurden Ende des Jahres informiert. Schließlich muss der Rat über den Kauf entscheiden, der immerhin rund zwei Millionen Euro kosten soll. Dieser Erlös soll mit in die Erweiterung der Friedenskirche am Neuen Markt fließen, die nach der Schließung von Christuskirche und der Arche in Merl das einzige Kirchenzentrum der Evangelischen Kirchengemeinde Meckenheim bleiben wird.

Es folgte ein Termin mit dem Landschaftsverband, bei dem sich die Fachleute vor Ort umgeschaut haben, so Jung. Bis Februar soll es eine Vorabaussage geben, ob der Denkmalschutz hier relevant ist, und, wenn ja, in welchem Umfang. „Dann sind wir natürlich in der Enwicklung des Areals eingeschränkt“, sagt der Bürgermeister. Angedacht ist, das Kirchengebäude abzureißen, weil eine energetische Sanierung notwendig und teuer wäre. Dies war ein Grund für die Kirchengemeinde neben den rückläufigen Zahlen von Kirchenbesuchern und ebenso rückläufigen Kirchensteuereinnahmen, die Christuskirche zu veräußern.

Vorderansicht des Kirchenzentrums Arche.

Die Zukunft des Kirchenzentrums „Die Arche“ in Merl ist noch ungewiss.

Die Landeskirchen hatte ihren Gemeinden auferlegt, ihre Gebäude klimaneutral zu sanieren: „Das hat uns das Genick gebrochen“, hatte es Pfarrerin Ingeborg Dahl einmal auf den Punkt gebracht. Denkbar wären eine Kita- oder Schulnutzung oder die Einrichtung einer Begegnungsstätte. Im Moment lässt sich aber nichts planen, solange die Frage des Denkmalschutzes nicht geklärt ist. Holger Jung dazu: „Wir drehen gerade eine Ehrenrunde.“

Wäre es denn möglich, im Bestandsgebäude eine Kita unterzubringen? „Vom Raum her ja, aber es wäre extrem aufwändig“, antwortet Jung auf die Frage. Ende Februar, Anfang März müsse der Rat entscheiden, ob „er bereit ist, die Kröte zu schlucken, weil das Grundstück groß genug ist für einen Neubau, oder aus wirtschaftlichen Gründen ablehnt“. Greife der Denkmalschutz, dann werde es sehr schwierig für die Kirche, das Grundstück zu verkaufen. Worst case wäre, wenn ein leerstehendes Kirchengebäude die Folge wäre. Das weiß auch Pfarrerin Ingeborg Dahl. „Das Presbyterium wollte einen Käufer mit Gemeinwohlinteresse“, betont sie. Jetzt bleibe nichts anderes übrig, als das Gutachten abzuwarten, „dann haben wir Klarheit“.

„Dann haben wir Klarheit“

Unterdessen hätten sich die Gläubigen damit arrangiert, dass die Kirchengemeinde auf zwei der drei bisherigen Kirchenzentren verzichten muss. „Wer schließt schon gerne eine Kirche?“, fragt Dahl. „Aber es gab ja bereits 2020 erste Überlegungen“, erinnert Dahl. Der Grundsatzbeschluss, sich in Zeiten rückläufiger Kirchensteuereinnahmen von zwei Zentren zu trennen, ist bereits vor vier Jahren gefallen. Dass es die Arche und die Christuskirche betreffen wird, war Ende 2021 klar. Die Sanierung von drei Kirchenzentren war finanziell einfach nicht zu stemmen. Dennoch sind es nicht nur Gebäude, die man aufgibt. „Da sind ganz starke Abschiedsgefühle“, beschreibt es Ingeborg Dahl, „das gilt auch für die Arche“. Schließlich sei hier in den 1970er und 80er Jahren ein sehr buntes Gemeindeleben gewesen, und viele der Gläubigen lebten immer noch in Merl.

„Das sind mehr als nur Steine. Mit den Gebäuden verbinden sich ganze Lebensgeschichten!“, hatte Pfarrer Stefan Bergner im April 2024 gesagt, als die Gemeinde über den Sachstand informiert worden war. „Es sind viele Erinnerungen damit verbunden“, sagte auch Kirchmeister Michael Blum, aber es gebe auch viel Verständnis dafür, dass nur die Friedenskirche zukünftig Zentrum der Kirchengemeinde sein wird. Um den Abschied behutsam anzugehen, hat die Kirchengemeinde ein Programm vorgesehen, das am 26. Januar beginnt.

In dieser Abschiedswoche können Gläubige noch Zeit in der Kirche verbringen, die Jugendlichen können sogar Party machen und übernachten. Am Sonntag, 2. Februar, wird die Christuskirche geschlossen. Fortan wird sich dann auch der Seniorenkreis in der Friedenskirche treffen. Das Arche-Theater wird am Samstag und Sonntag, 25. und 26. Januar, ab 19.30 Uhr beziehungsweise 18 Uhr Abschiedsvorstellungen geben. Gezeigt werden fünf Einakter. Anmeldungen sind unter reservierung.arche.theater@gmail.com möglich. Ein Mitsingkonzert mit den Arche-Chören ist am Dienstag, 18. Februar, geplant.


Abschiedswoche

Nach dem Gottesdienst am Sonntag, 2. Februar, wird die Christuskirche geschlossen. Zuvor „möchten wir uns eine Woche Zeit nehmen, um uns gebührend verabschieden zu können“, heißt es im Gemeindebrief. Demnach ist die Kirche von Sonntag, 26. Januar, bis 1. Februar ab 10 Uhr geöffnet. Gläubige können dort einfach noch einmal Zeit verbringen. Das Programm: Am Sonntag, 26. Januar, 16 Uhr, Gottesdienst zu Beginn der Abschiedswoche mit Pfarrer i.R. Mathias Mölleken, anschließend Beisammensein in allen Räumen. Am Montag, 27. Januar, ab 17 Uhr Spieletreff spezial mit Melanie Loepke, 18.30 Uhr Abendsegen und 19.30 Uhr geistliche Abendmusik mit dem „Canto Corale“, Martin Kahle. Am Dienstag, 28. Januar, ab 18.30 Uhr Abendsegen, 19 Uhr bunter Abend mit Klezmer & russischer Folklore. Am Mittwoch, 29. Januar, ab 15 Uhr Seniorenkreis XXL, 18.30 Uhr Abendmusik, Konzert zum Hören und Mitsingen mit Christoph Müller, im Anschluss Abendsegen. Am Donnerstag, 30. Januar, ab 18.30 Uhr öffentliche Probe des Jugendchores mit Maximilian Friedrich, 18.30 Uhr Abendsegen, 19.30 Uhr Tanzen in der Christuskirche mit Thomas Zimmermann, Elke Steckenstein und Iris Gronbach. Am 31. Januar ab 18 Uhr „Niemals geht man so ganz!“, Erinnerungen eines Organisten von 1966 bis 2025, im Anschluss Abendsegen. Am 1. Febuar ab 15 Uhr „Klön-Kaffee“ für die ganze Gemeinde, dann ab 18 Uhr Abend-Gottesdienst, gestaltet mit Jugendlichen, mit Melanie Loepke und Sonja Freischem, ab 19 Uhr Party mit Übernachtungsmöglichkeit. Am Sonntag, 2. Februar, beginnt um 10 Uhr der Abschiedsgottesdienst mit dem Jugendchor und Superintendentin Claudia Müller-Bück und Pfarrerin Iris Gronbach, anschließend gehen die Gläubigen gemeinsam zur Friedenskirche zum Mittagessen.