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„Mehr als Steine“Evangelische Kirchengemeinde Meckenheim informiert über Strukturwandel

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Die Christuskirche in Meckenheim geht auf das Jahr 1952 zurück.

Die Christuskirche in Meckenheim geht auf das Jahr 1952 zurück.

Die evangelische Kirchengemeinde Meckenheim wird sich von zwei Zentren trennen. Gläubige sollen die Möglichkeit bekommen, Abschied zu nehmen.

„Das sind mehr als nur Steine. Mit den Gebäuden verbinden sich ganze Lebensgeschichten!“ Pfarrer Stefan Bergner, der die Umstrukturierung der evangelischen Kirchenzentren in Meckenheim begleitet, wurde auch bei der Gemeindeversammlung oft auf den Verlust von Arche und Christuskirche angesprochen. „Es sind viele Erinnerungen damit verbunden“, sagt auch Kirchmeister Michael Blum, aber es gebe auch viel Verständnis dafür, dass nur die Friedenskirche zukünftig Zentrum der Kirchengemeinde sein wird. Über den aktuellen Sachstand wurden rund 100 Gläubige am Sonntag informiert.

Der Grundsatzbeschluss, sich in Zeiten rückläufiger Kirchensteuereinnahmen von zwei Zentren zu trennen, ist bereits vor vier Jahren gefallen. Dass es die Arche und die Christuskirche betreffen wird, war Ende 2021 klar. „Wir wussten, dass wir die Sanierung von drei Kirchenzentren finanziell nicht stemmen können“, erklärt Michael Blum. Gerade die Christuskirche müsste jetzt energetisch saniert werden, die Friedenskirche hat sogar schon eine Wärmepumpe.

Verkaufsverhandlungen unter anderem mit der Stadt Meckenheim

Anschließend wurden Verkaufsverhandlungen geführt – auch mit der Stadt Meckenheim, und die sind sehr weit gediehen. Die Stadt möchte das Areal der Christuskirche erwerben und will darüber am Donnerstag informieren. Aber hier gehe es nicht nur um eine Abwicklung, macht Michael Blum deutlich, für die Kirchengemeinde sei wichtig, dass die Objekte gemeinwohlorientiert weiter genutzt werden. Denkbar sei seniorengerechtes Wohnen oder eine Kita. Genau so etwas habe die Stadt auch früh zugesagt.

Verkaufsgespräche laufen laut Blum auch für die Arche in Merl. „Aber wir wollten erst einmal die Gemeinde informieren“, betont Blum. Es sei auch signalisiert worden, dass unklar ist, was mit den Gebäuden geschieht. „Das hat zu viel Betroffenheit geführt“, so Blum, „viele sind mit der Kirche emotional verbunden“. Dem Presbyterium, also dem gewählten Leitungsorgan der Gemeinde, gehe es aber genauso.

Ein Zentrum wird ausgebaut

Die positive Nachricht: „Ein Zentrum bauen wir jetzt schön aus“, sagt Blum. „Es gibt schon finanziellen Druck, aber wir haben noch Rücklagen, um die Friedenskirche zu modifizieren.“ Geplant ist ein zweigeschossiger Anbau, der im Wesentlichen Gruppenräume bieten soll. Der Gottesdienstraum der Kirche am Markeeweg bleibt unverändert.

Wie jede Gemeinde habe auch die evangelische Kirchengemeinde Meckenheim weitere Austritte verzeichnen müssen, „aber der Strukturprozess war dabei völlig zweitrangig“, weiß Blum. Denn man habe stets nach dem Grund gefragt, warum Menschen der Kirche den Rücken kehren.

Vorausschauend nennt Pfarrer Stefan Bergner den Entschluss von 2020, auf zwei Zentren zu verzichten. „Das war ein Zeitpunkt, zu dem die Gemeinde noch gestalten konnte. Das ist die Stärke von Meckenheim, dass das Presbyterium zukunftssicher geplant hat.“ Bergner wird als Pastoraler Dienst im Übergang den Prozess begleiten und gemeinsam mit den Gläubigen Erinnerungen wachhalten.

Stellwände stehen in Kirchen für Erinnerungen bereit

Genau dazu dient eine Aktion der Kirchengemeinde: „Es ist wichtig, Abschied zu nehmen, um neu beginnen zu können. Für viele Gemeindeglieder geht ein Stück Heimat verloren, viele Erinnerungen und familiäre Erlebnisse hängen an den Kirchen, die nun aufgegeben werden. Genau hier möchten wir aufrufen, uns ein Stück dieser Erinnerungen zu schenken und uns mitzunehmen, auf dem Weg, den jeder Einzelne persönlich mit den Ereignissen in der Arche, der Christuskirche und oder der Friedenskirche erlebt hat.“

In diesem Monat stehen dazu drei Stellwände in den Kirchen bereit, die bestückt werden sollen mit Fotos, Geschichten, Gedanken und dem, was die Menschen vor Ort bewegt und bewegt hat. Zu den jeweiligen Öffnungszeiten der Kirchen, vor oder nach Gottesdiensten und Veranstaltungen gibt es die Gelegenheit Erinnerungen an- und einzubringen.