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Flucht aus der UkraineVierköpfige Familie fand eine Bleibe in Königswinter-Berghausen

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Natia Akobia mit Sohn Gogita und Tochter Aniko sowie Ehemann Paata Mikandze (vorne v.l.) und (hinten v.l.) Timo und Bernd Kolb in Berghausen  

Königswinter – Natia Akobia sitzt mit ihrer Familie am Gartentisch von Bernd Kolb, und es ist ruhig und friedlich hier im kleinen Dorf Berghausen auf den Königswinterer Höhen. Doch wenn die 41-Jährige von den Erlebnissen der letzten Wochen erzählt, die sie und ihr Mann Paata Mikandze (47), ihr Sohn Gogita (14) und Tochter Aniko (11) auf der Flucht aus der Ukraine nach Deutschland durchmachten, dann zittert mitunter ihre Stimme, weil sie fast übermannt zu werden scheint von den Erinnerungen an die Gefahren und an den Krieg, den Wladimir Putin vom Zaun gebrochen hat.

Und etwas später sagt Natia Akobia, die in der Ukraine als Deutschlehrerin gearbeitet hat, mit Blick auf die derzeitige Bleibe, die die Familie in Berghausen gefunden hat: „Wir haben Glück im Unglück.“ Und: „Wir fühlen uns sehr gut hier.“

Als die russische Armee am 24. Februar die Ukraine überfallen hat, blieb die Familie zunächst in ihrer Heimat in der Stadt Poltowa, rund 200 Kilometer östlich von Kiew entfernt. Viele Freunde hätten zunächst geraten zu bleiben, erzählt die 41-Jährige. Doch es sei sehr gefährlich geworden. „Alle halbe Stunde gingen die Sirenen“, die Familie habe im Bunker Schutz gesucht und fast nicht geschlafen. Appetit habe niemand gehabt, aber große Angst und Stress.

Informationen für Helferinnen und Helfer

Das Forum Ehrenamt – Freiwilligenagentur für Königswinter und Umgebung – bietet eine Informationsveranstaltung für Bürgerinnen und Bürger an, die sich vorstellen können in der Ukraine-Hilfe aktiv zu werden. Treffpunkt ist am Montag, 4. April, um 18 Uhr das Haus Heisterbach (auf dem Gelände des Klosters Heisterbach).

Bei der Veranstaltung können Interessierte einen Überblick über die unterschiedlichen Möglichkeiten ehrenamtlichen Engagements bekommen. Das Spektrum reicht von der Hilfe beim Ausfüllen von Formularen und Anträgen bis zur Spielgruppe für Kinder. Anmeldung per E-Mail oder unter (0 22 23) 92 3 60. (csc)

Nach sieben Tagen habe sich die Familie zur Flucht entschieden. Mit dem Zug sollte es über Kiew zur ukrainisch-polnischen Grenze gehen, doch in der Hauptstadt konnte der Zug zunächst nicht weiter. Es sei sehr gefährlich gewesen, erinnert sich Natia Akobia. Zwei Tage habe man im Zug festgesessen, der voller Menschen und weinender Kleinkinder gewesen sei.

13 Stunden Warten in eisiger Kälte

Man habe kaum Luft bekommen, und das Trinkwasser ging irgendwann aus. Als die vierköpfige Familie – ihr Mann Paata Mikandze konnte die Ukraine verlassen und wurde nicht zwangsrekrutiert, weil er die georgische Staatsbürgerschaft besitzt – an der Grenze ankam, habe man in einer rund zehn Kilometer langen Menschenschlange gestanden. 13 Stunden, die ganze Nacht, habe die Familie bei eisiger Kälte ausharren müssen. Wieder gab es kein Wasser.

Jenseits der Grenze stand dann jedoch ein Mann, der ein Schild mit dem Wort „Dortmund“ in den Händen hielt. Ihn habe sie gefragt, ob er helfen könne. Die Familie wollte allerdings nach Bonn, wo Natia Akobia Freunde und Bekannte hat durch ihr Studium, das sie teilweise in der Bundesstadt absolviert hatte. „Kein Problem“, habe der Helfer gesagt.

So kam die vierköpfige Familie am Ende nach Königswinter, wo Bernd Kolb auf einen Aufruf der Stadtverwaltung hin zwei Zimmer im Obergeschoss der Doppelhaushälfte angeboten hat, nachdem er das Elend der Menschen aus der Ukraine gesehen hatte, wie er sagt. „Es hat nur einen Tag gedauert“, so Kolb, der mit seinem Sohn Timo (15) in dem Haus alleine lebt, nachdem die ältere Tochter zum Studium ausgezogen ist.

„Bernd hilft uns sehr“, sagt Natia Akobia, deren Tochter und Sohn inzwischen die Gesamtschule Oberpleis besuchen, Gogita übrigens in einer Klasse mit Timo Kolb. Das Zusammenleben, betonen alle Beteiligten, funktioniere sehr gut. „Es hat vom ersten Tag an gepasst“, sagt Bernd Kolb. Die Kinder vermissten besonders ihre Freunde, sagt die Mutter, sie fühlten sich in der Schule aber sehr wohl.

Während sich die 41-Jährige inzwischen an fünf Schulen – drei in Königswinter, zwei in Hennef – als Deutschlehrerin beworben hat, lernt ihr Mann Paata, der als Betriebswirt in der Ukraine ein Import-Export-Unternehmen besaß, zunächst fleißig Deutsch. „Er ist sehr motiviert“, betont seine Frau, aber es sei eine komplizierte Sprache.

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Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Natia Akobia und Paata Mikandze vor einem Krieg fliehen. 2008 habe man Georgien verlassen und sei in die Ukraine gezogen. „Wir haben gedacht“, sagt die 41-jährige Akobia, „wir könnten dort in Ruhe leben.“