Bürgermeister Lutz Wagner und der neue Technische Beigeordnete Fabiano Pinto über ihre Zusammenarbeit und große Projekte in Königswinter.
Projekte„Welcome Center“ im Sealife in Königswinter soll im Frühjahr starten
Spätestens in diesem Frühjahr soll das „Welcome Center“ im ehemaligen Sealife in der Altstadt öffnen. „Das Gebäude ist im Wesentlichen einsatzbereit, es soll nach der Beauftragung jetzt sehr schnell konkret werden“, sagt Königswinters Technischer Beigeordneter Fabiano Pinto.
Es gehe in einer ersten Stufe darum, das einstige Großaquarium soweit herzurichten, dass Gäste, die nach Königswinter kommen, dort wieder etwas vorfinden. Im besten Falle werde damit auch die längerfristige Nutzung vorbereitet, sagt Pinto. Die ist allerdings zurzeit noch völlig unklar.
Rheinpromenade ein bestimmendes Thema
In einem gemeinsamen Gespräch mit Bürgermeister Lutz Wagner tritt Fabiano Pinto gegenüber dieser Zeitung dem Eindruck entgegen, in den ersten Monaten seit seinem Amtsantritt in der Drachenfelsstadt habe er sich nur um das Sealife und die Umgestaltung der Rheinpromenade kümmern müssen beziehungsweise können.
„Die Rheinpromenade ist sicherlich mit Wucht gekommen“, weil bis Oktober der Förderantrag bei der Bezirksregierung habe gestellt werden müssen, so Pinto. Gegen den entsprechenden Ratsbeschluss vom September läuft zurzeit ein Bürgerbegehren.
Kleinere Themen machen mindestens so viel Arbeit wie die großen
Gastronomen fürchten wegen der geschätzt 14 Millionen Euro teuren Umgestaltung und der Neuordnung der Verkehre – Radfahrer sollen in beiden Richtungen über die Rheinallee geführt werden – um ihre Existenz.
Einzelne Projekte, erläutert Pinto, der am 1. August 2023 seinen Posten in Königswinter antrat, würden öffentlich eher wahrgenommen, der Großteil der Verwaltungsarbeit sei aber Alltagsgeschäft. In der Anfangsphase sei es für ihn vor allem auch darum gegangen, die Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen. Und sich auch in die kleineren Themen einzuarbeiten, die mindestens so viel Arbeit machten wie die großen.
Zum Sealife hat der Stadtrat in seiner jüngsten nicht-öffentlichen Sitzung Vertragsverhandlungen mit dem Anbieter des „Welcome Centers“ beschlossen. Informationen der Rundschau, wonach der Zuschuss von der Politik auf 50 000 Euro im Jahr gedeckelt wurde, bestätigten Pinto und Wagner nicht. Im Ausschuss und Rat seien keine konkreten Zahlen genannt worden.
Und der Bürgermeister stellt klar: Die Zwischenlösung sei nie zum Nulltarif angeboten worden. Nur habe sich der Betrieb nicht wie erhofft über Städtebaufördermittel finanzieren lassen. Laut Pinto soll mit dem „Welcome Center“ ein weiterer „Ankommensort“ für Königswinter inszeniert werden, der Besuchern vermittle, was es in Königswinter an Besonderheiten gibt.
Gas geben wollen Wagner und Pinto, die ihre reibungslose Zusammenarbeit betonen, auch bei der Fahrradmobilität. „Wir werden Anfang des Jahres starten mit dem ersten Bauabschnitt des Rheinradwegs von Oberkassel in Richtung Fähre Niederdollendorf“, kündigt der Bürgermeister an.
Es gehe aber grundsätzlich – und auch beim Umbau der Rheinallee – nicht darum, Autos zu verbannen, sondern den Fahrradverkehr als eine Form der umweltfreundlichen Mobilität zu stärken. Man müsse auf bestehenden Straßen Raum für Radfahrer schaffen.
Bürgermeister will beim Berg-Tal-Radweg am Ball bleiben
Die Verwaltung sei zudem gerade dabei, ein Konzept für Fahrradabstellanlagen im ganzen Stadtgebiet zu erarbeiten. Es sei kurz vor der Fertigstellung. Für die alternative Fahrradstrecke zur Rheinpromenade, die von der Altstadt bis zum Doppelkreisel am Grünen Weg bei Dollendorf führen soll, werde das beauftragte Planungsbüro wohl im Frühjahr Pläne vorstellen. Wagner: „Wir gehen dann zügig an die Umsetzung.“
Dicke Bretter bohren müsse man hingegen aufgrund des hohen Schutzstatus der Waldsäume noch bei der Berg-Tal-Verbindung für Radfahrer von Heisterbacherrott nach Oberdollendorf (L 268). „Da werden wir am Ball bleiben und das, was möglich ist, tun“, so Lutz Wagner.
„Wenn das so realisiert würde, wäre das sicherlich ein Vorhaben, das gut in die Landschaft passt“, sagt das Stadtoberhaupt über die Pläne für eine psychosomatische Klinik im ehemaligen Tagungszentrum des Deutschen Beamtenbundes in Thomasberg (dbb-Forum Siebengebirge).
Bei einer Bürgerversammlung Anfang Dezember zur nötigen Änderung des Bebauungsplans gab es kaum Kritik an den Plänen, nur Fragen nach der Verkehrsbelastung und zu den Parkplätzen. Man wolle eine „Ruinenbildung vermeiden“, betonte dort Bernhard Nietgen, Geschäftsführer der für das Forum zuständigen Betriebs- und Anlagengesellschaft.
Viele Gespräche geführt mit „Vorhabenträgern“
Neubauten seien für die künftige Nutzung nicht nötig, betonte die Verwaltung. Das Projekt sieht laut Nietgen rund 80 stationäre und 20 Plätze für die Tagespflege vor.
Das Klinikprojekt sei ein Beispiel für zahlreiche Vorbereitungsgespräche mit „Vorhabenträgern“, die der Bürgermeister und der Technische Beigeordnete führen würden. An vielen Stellen in der Stadt könne sich künftig etwas tun, so Wagner, der allerdings noch keine Details verrät.
Planung für Seniorendorf wird fortgesetzt
Im Falle des Klinikprojekts aber sei „von den Gesprächen, die wir geführt haben, bis zum Aufstellungsbeschluss für die Änderung des Bebauungsplans alles wirklich geschmeidig abgelaufen“, betont der Bürgermeister. Man wolle in Thomasberg möglichst einen längeren Leerstand vermeiden. Der Eigentümer habe die Immobilie in einen sehr guten Zustand versetzt. Nötig sei nun noch ein Verkehrskonzept.
Etwas hakeliger ist das geplante Seniorendorf in Oberpleis, das Fabiano Pinto in seinem neuen Job ebenfalls fordert. Der Ausschuss für Stadtentwicklung hat unlängst mehrheitlich für eine Fortführung des entsprechenden Planungsverfahrens votiert.
Er habe bei dem Projekt, das der BUND nach wie vor scharf kritisiert, als Neuling ein Stück weit „die Sicht von außen einnehmen“ können, so Pinto. Als Verwaltung habe man in einem relativ langwierigen Verfahren geholfen, dass der Planungsausschuss „zu einer ausgewogenen Entscheidung“ kommen konnte.
„Stadtplanung muss nicht immer spektakulär und groß sein, manchmal hilft es, wenn man die Sache ordnen kann“, sagt Pinto. Beim Seniorendorf sei das gelungen, jetzt wisse sowohl der Vorhabenträger als auch der Stadtrat, was für die weitere Planung nötig sei.
Lutz Wagner sagt, dass die Hochwasserproblematik am Pleisbach zumindest habe aufgezeigt werden können. Das Risiko eines extremen Starkregenereignisses lasse sich laut Gutachten „baulich und planerisch nicht final lösen“. Der künftige Betreiber müsse im weiteren Verfahren zeigen, dass er es in den Griff bekomme. Er müsse Evakuierungs- und Notfallkonzepte vorlegen.
Der Eintritt eines „Worst-Case-Ereignisses“ sei zwar sehr unwahrscheinlich, aber wenn es dazu komme, werde es gravierend sein. Der Vorhabenträger müsse „Politik und Verwaltung das Gefühl geben, dass er eine Lösung hat, die im Fall der Fälle auch funktioniert. Aber es gibt keine hundertprozentige Sicherheit“, betont Wagner.
„Wir sind froh, dass wir die Anlage an der Stelle erhalten können“, sagt Fabiano Pinto über die geplante Sanierung des Lemmerz-Freibades am Drachenfels, auch ein Großprojekt. Der Stadtrat hat unlängst das „Bausoll“ für das Fünf-Millionen-Euro-Projekt beschlossen.
Das Bad liegt im Naturschutzgebiet Siebengebirge. „Die Restriktionen sind ganz eindeutig“, sagt Pinto über die dadurch eingeschränkten Möglichkeiten. Aber: „Die Situation ist klar und eindeutig, man kann sich auf das Planen und Bauen konzentrieren und muss nicht an großen Konzepten arbeiten.“
Klimaschutz ist eines der Leitziele
Lutz Wagner sieht gleichwohl einige Möglichkeiten. „Wir haben eine Hülle, mit der wir arbeiten können. Das bezieht sich auf die Schwimmbadflächen, die gesamte Haustechnik, die Umkleidegebäude und das Bistro. Innerhalb dieser Kuben können wir uns im Großen und Ganzen bewegen.“
Über allen Projekten und Maßnahmen steht unterdessen der „Klimaschutz als eines der Leitziele“, betont der Bürgermeister, der die 2021 formulierten städtischen Klimaschutzziele als durchaus „ehrgeizig“ bezeichnet. Inzwischen habe man auch die nötigen Stellen in der Verwaltung besetzen können.
„Wenn wir jetzt anfangen, das neue Rathausgebäude zu planen, dann werden wir es natürlich an Nachhaltigkeitskriterien ausrichten“, erklärt das Stadtoberhaupt. „Wir werden uns ab der zweiten Januarwoche sehr intensiv diesem Thema widmen.“
Das neue zentrale Rathaus soll nachhaltig geplant werden
Der Stadtrat hat, wie berichtet, in seiner Dezembersitzung den Neubau eines zentralen Rathauses am Standort des Baubetriebshofs in Oberpleis beschlossen. Die Investitionskosten werden mit rund 40 Millionen Euro angegeben.
„Ich freue mich darauf“, sagt der Technische Beigeordnete über das Projekt. „Das ist für eine Stadtgesellschaft ein ganz exponiertes Vorhaben. Man baut nicht oft ein neues Rathaus.“