Schäfer Johannes Bois ist mit Schafen und Ziegen mit der Fähre nach Königswinter gekommen. Nur Benjamin, einer von vier Eseln, zierte sich.
LandschaftspflegeRund 550 Schafe und Ziegen schippern mit der Rheinfähre nach Königswinter

Blökend und meckernd verließen am Dienstag die rund 550 Schafe und Ziegen in Königswinter die Fähre.
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Nach drei Jahren hat sich bei fast allen Beteiligten ein gewisses Maß an Routine eingestellt, wenn die große Herde Schafe und Ziegen mit der Fähre über den Rhein transportiert wird. Nur Esel Benjamin, der war ein bisschen störrisch, als er am Dienstagmorgen zusammen mit seinen drei Artgenossen und den rund 550 Schafen und Ziegen von Schäfer Johannes Bois in Mehlem auf die Fähre gehen sollte.
„Benjamin, Du kennst das doch!“, rief der Schäfer und musste dann doch kräftig ziehen und schieben, damit der Esel, der voriges Jahr schon einmal dabei war, als letzter auf das Schiff gelangte. „Bei den Eseln haben wir aufgestockt“, hatte der Schäfer kurz zuvor erklärt. Vier von ihnen, darunter eine trächtige Stute, waren diesmal dabei.
Weniger Zuschauer als im Vorjahr auf der Mehlemer Rheinseite
Fünf Tage hatte die Schafherde zuvor in der Bonner Rheinaue verbracht, bevor sie am Morgen rheinaufwärts bis Mehlem zog. Am Fähranleger auf der linken Rheinseite waren diesmal – womöglich wegen der Ferien – sehr viel weniger Zuschauer als im Vorjahr, als eine große Gruppe Grundschüler aufgeregt und laut das Spektakel verfolgte. Seinerzeit konnten Bois' Hütehunde zeitweise seine Kommandos nicht mehr hören. Dem Schäfer war es nicht unrecht, dass es für die Tiere diesmal etwas ruhiger zuging.
Bis zum Herbst weiden die Schafe und Ziegen auf wechselnden Flächen in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis beziehungsweise im Naturpark Siebengebirge. Johannes Bois ist inzwischen nicht mehr direkt für das interkommunale Naturschutzgroßprojekt Chance 7 im Einsatz, sondern in „Eigenregie“, wie er sagte. Er habe Flächen von der Stadt Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis sowie einigen wenigen privaten Eigentümern gepachtet.
Beweiden mit Schafen und Ziegen gilt als natürlichste Form der Landschaftspflege
Das Beweiden mit Schafen und Ziegen gilt als die natürlichste Form der Landschaftspflege. Hinzu kommt, dass die Tiere auch schwer zugängliche Flächen wie Weinbergsbrachen erreichen und so das Zuwachsen mit Büschen verhindern. Bewacht werden die Tiere in den Nächten von Herdenschutzhunden, die gestern in einem speziellen Anhänger über den Rhein transportiert wurden, während die Hütehunde die Herde zusammenhielten.
Routine ist der spezielle Tiertransport inzwischen auch für die Rheinfähre Königswinter-Mehlem geworden, die seit 2022 nun zum fünften Mal die Herde übersetzte. Laut Geschäftsführer Michael Birk ist der Transport kostenlos, ihm gehe es vor allem um den sicheren Transport der Herde. Schmunzelnd fügte er hinzu: „Wir führen auch keinen Tiertarif ein.“

Schäfer Johannes Bois mit seinen Hütehunden.
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Zum ersten Mal dabei war unterdessen die Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner, die Johannes Bois und dessen Herde begleitete und mit nach Königswinter übersetzte. Sie habe die Teilnahme schon länger vorgehabt und sich im Vorfeld intensiver mit dem Thema Landschaftspflege durch Beweidung beschäftigt, sagte die OB dieser Zeitung. Ihre Stadtverwaltung hatte schon 2024 die „Probebeweidung“ als Erfolg eingestuft und eine Fortsetzung angekündigt.
Interessiert war Katja Dörner zudem an Johannes Bois und dessen Beruf als Schäfer. Schließlich sei er 365 Tage im Jahr im Einsatz, wie die OB betonte. Bois selbst hatte sich schon voriges Jahr als „Schäfer aus Leidenschaft“ bezeichnet. Es sei ein Job, den man mit Herzblut machen müsse.