1,5 Millionen Euro hat die Stadt Königswinter in den Ausbau des rund einen Kilometer langen Abschnitts investiert.
Granate verzögerte AusbauFreie Bahn für Radfahrer auf dem Rheinradweg bei Königswinter
Die Radfahrerin, die an dem sehr kühlen und regnerischen Nachmittag mit wind- und regenfester Kleidung unterwegs war, stoppte kurz ab, als sie den kleinen Pulk Menschen am Niederdollendorfer Rheinufer sah. Sie fahre jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit und wolle sich ausdrücklich bedanken, sagte sie unter anderem zu Bürgermeister Lutz Wagner. Dann setzte sie ihren Weg fort – auf dem funkelnagelneuen Rheinradweg zwischen Königswinter-Niederdollendorf und Bonn-Oberkassel.
1,5 Millionen Euro hat die Stadt Königswinter in den Ausbau des rund einen Kilometer langen Abschnitts investiert, auf dem Radfahrern jetzt durchgehend vier Meter Breite zur Verfügung stehen. An den Stellen, an denen Fußgänger die Trasse queren können, sorgt roter Asphalt für Aufmerksamkeit.
„Ausgebauter Radweg ist ein Symbol für die Mobilitätswende“
Das ist vor allem an der extrem unübersichtlichen Stelle „Am Strandbad“ wichtig, wo Fußgänger (aber auch Radfahrer) aus dem schmalen Tunnel unter der Eisenbahntrasse am Bootshaus Oberkassel direkt auf den Rheinradweg stoßen. Der ist nach der Sanierung übrigens auf ganzer Länge mit LED-Solarleuchten ausgestattet.
Der ausgebaute Rheinradweg sei ein „hervorragendes Symbol für die Mobilitätswende“, sagte Bürgermeister Lutz Wagner, als er den Abschnitt am Donnerstagnachmittag offiziell freigab. Der Radweg zwischen Bad Honnef und Bonn-Beuel wird jedes Jahr von Tausenden Radlern benutzt. Eine Zählstelle in der Altstadt von Königswinter registriert rund 300 000 Fahrräder im Jahr, wobei Ausflügler und Pendler, die hin- und zurückfahren, natürlich zweimal gezählt werden.
Vor allem wegen einer fünfmonatigen Unterbrechung, die nach dem Fund einer Granate aus dem Zweiten Weltkrieg und der dadurch ausgelösten Kampfmittelsondierung verursacht wurde, haben sich nach Angaben der städtischen Planerin Christina Seifert die Kosten von anfangs genannten einer Million Euro um 500.000 Euro erhöht. Hinzu seien schwierige Untergrundverhältnisse gekommen.
Königswinter: Auf dem alten Radweg wurde es ziemlich eng
Bis zu 90 Prozent der förderfähigen Kosten können nach Angaben der Stadt über Programme des Landes NRW abgedeckt werden. Auf dem „alten“ Radweg wurde es in der Vergangenheit ziemlich eng, wenn sich Radler begegneten, erinnerte Fabiano Pinto, der Technische Beigeordnete der Stadt.
Er merkte kritisch an, dass die dem Klimaschutz dienende Baumaßnahme im Naturschutzbeirat zum Teil auf Widerstand der Naturschutzverbände gestoßen sei. Es habe „sehr kontroverse“ Diskussionen gegeben. Als „wirklich vorbildlich“ und „beispielhaft“ bezeichneten Bernhard Steinhaus, Bernhard Meier und Frank Begemann vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Bonn/Rhein-Sieg den ausgebauten Radweg.
„Es schreit nach mehr“, meinte Meier. Sowohl die ADFC-Vertreter als auch die Stadtspitze betonten, dass vernünftige Radwege nicht nur für Touristen, sondern immer mehr auch für Berufspendler von Bedeutung seien. Stichwort Pedelec-Boom.
Auf Bad Honnefer Stadtgebiet kostet der Radwegausbau fast zwei Millionen Euro
Während weiter nördlich die Stadt Bonn in der Beueler Rheinaue zuletzt die Radwege schon ausgebaut hat, ist weiter südlich die Stadt Bad Honnef dabei, zwischen Rhöndorf und der Stadtgrenze zu Königswinter den Rheinradweg zu modernisieren. Dort werden, so die zu Beginn des Jahres genannten Zahlen, für nur 360 Meter Radweg sogar rund 1,96 Millionen Euro fällig, weil dort die ganze Böschungsmauer am Rhein saniert und der Radweg zum Fluss hin verbreitert werden muss. 1,17 Millionen Euro übernimmt allerdings der Bund als Zuschuss.
Die Stadt Königswinter hat bereits die Pläne für den Abschnitt in der Schublade, der sich an den jetzt eröffneten Radweg in Richtung Süden über die Fährstraße hinweg bis zum Fähranleger anschließt. Unter anderem wird dort die Markierung geändert, die Bushaltestellen werden barrierefrei aus- und eine Zufahrt zum Parkplatz zurückgebaut. Im zweiten Quartal 2025 soll es losgehen, so die Stadt.
Noch in weiterer Zukunft liegt die Niederdollendorfer Rheinpromenade, für die schon vor Jahren aufwendigen Umgestaltungen vorgestellt wurden, die auch den dort verlaufenden Radweg umfassten. Für viel böses Blut hat – noch ein bisschen weiter südlich – die Planung der Stadt gesorgt, mit der Umgestaltung der Rheinallee und der Rheinpromenade in der Altstadt den Fahrradverkehr künftig auf die Straße zu leiten.
Aktionsprogramm
Die Stadt Königswinter hat ein Aktionsprogramm Fahrradmobilität ins Leben gerufen. Sie will laut Mobilitätsmanagerin Stefanie Otto das Radwegenetz weiter ausbauen und vermehrt Fahrradabstellanlagen installieren. Ein Fahrrad-Leihsystem ist zusammen mit der RSVG bereits verwirklicht, die Ladeinfrastruktur für Pedelecs soll laut Otto weiter ausgebaut werden.
Bürgermeister Lutz Wagner erinnerte daran, dass eine innerstädtische ‚Nord-Süd-Fahrrad-Verbindung‘ geschaffen werden soll. Sie soll von der Altstadt bis zum Doppelkreisel am Grünen Weg in Niederdollendorf reichen. Sie wäre – anders als Rheinradweg – auch bei Hochwasser nutzbar.
Allerdings sind zuvor auch einige Umbauten an Straßen und Kreuzungen nötig. Eher Zukunftsmusik ist nach wie vor ein Berg-Tal-Radweg entlang der L 268 zwischen Oberdollendorf und Heisterbacherrott. (csc)