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KlassentreffenI-Dötzchen aus Königswinter feierten Wiedersehen nach 60 Jahren

Lesezeit 3 Minuten
Ein Schwarzweißfoto zeigt Kinder mit Schultüten vor einem Schulgebäude. Das Foto ist vor 60 Jahren entstanden.

Vor 60 Jahren wurden die Jungen und Mädchen in der Katholischen Grundschule Rennenbergstfraße eingeschult.

Der Junglehrer nahm Sprechunterricht, um sich vor der Klasse stimmlich durchzusetzen – in Platt, Hochdeutsch und Italienisch.

Im April 1964 waren 40 Kinder – 24 Jungen und 16 Mädchen – in der „Roten Schule“, der Katholischen Grundschule in der Rennenbergstraße eingeschult worden und Lothar Vreden, der ihr Klassenlehrer wurde, trat zeitgleich seine erste Lehrerstelle an. 26 der ehemaligen Klassenkameradinnen und -kameraden und der ehemalige „Pauker“ kamen jetzt wieder zusammen.

Königswinterer Lehrer brachte die alte Schulfibel mit

Ulrike Schmitz und Robert Lämbgen, die bereits das Klassentreffen zum Gold-Jubiläum organisiert hatten, haben nun auch für den Diamant-Treff die Fäden in die Hand genommen und konnten Olaf Schumacher als weiteren Initiator hinzugewinnen. Für seine Begrüungsrede hatte Lothar Vreden die „Neue Dohrmann-Fibel“ mitgebracht, nach deren Ganz-Wort-Methode die Schülerinnen und Schüler damals unterrichtet wurden.

Im Herbst 1964 erfolgte der Umzug in den Neubau Auf dem Schnitzenbusch um. „Trotz der großen Schülerzahl habe ich während der vier Schuljahre alle Familien besucht“, sagte Lothar Vreden unter zustimmendem Nicken seiner ehemaligen Zöglinge, „das sollte mir helfen als Niederdollendorfer das Umfeld kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen.“

Der Herr Vreden spricht drei Sprachen: mit uns spricht er Hochdeutsch, mit Theresa Italienisch und mit einigen Platt!
Eine Schülerin 1964

Eine Schülerin berichtete ihren Eltern: „Der Herr Vreden spricht drei Sprachen: mit uns spricht er Hochdeutsch, mit Theresa Italienisch und mit einigen Platt!“ Theresa hatte das Orga-Team zwar in Italien ausfindig gemacht, auf die Einladung aber keine Antwort erhalten.

Ein Mann mit weißen Haaren und einem blauen Pullover spricht vor Zuhörern in einer Gaststätte.

Zum 60-jährigen Klassentreffen erinnerte sich Lothar Vreden an seine Anfangszeit

Unvergessen auch einige der Aktionen, die dank des Engagements ihres Klassenlehrers in die Schulzeit fielen: eine große Feuerwehrübung unter der Leitung von Löschgruppenführer Theo Lämbgen, ein Ausflug in den Braunkohletagebau im Bereich Bergheim/Bedburg und die Einführung der Plastiktafeln, die die leicht zerbrechlichen Schiefertafeln ersetzten.

Für Grundschulkinder war das ganze Dorf ein Spielplatz

An ihre Kindheit erinnern sich die ehemaligen I-Dötzchen gern, denn das ganze Dorf sei ihr Spielplatz gewesen und dort wie im Wald seien sie immer in Gruppen unterwegs gewesen. „Die Heisterbacherstraße war sozusagen die Grenze“, sagte Ulrike Schmitz, „denn die war zu befahren und gefährlich.“ Auch wurde berichtet, dass man ehrfurchtsvoll zum Lehrer aufgeschaut habe und dieser bestätigte, dass es alles liebe Kinder waren.

Nichtsdestotrotz hieß es sich bei dieser großen Schar stimmlich durchzusetzen und so war der Junglehrer nach zehn Wochen heiser. Dank eines Tipps von seinem Kollegen Johannes Herzog nahm er die Hilfe einer Sprecherzieherin vom Theater in Anspruch. Als in NRW der Schuljahresbeginn von Ostern auf den Spätsommer verlegt wurde, standen für die Schüler zwei Kurzschuljahre an, in denen das Pensum stark gekürzt vermittelt werden musste.

„Das hat uns aber nicht gehindert, tolle Berufe zu ergreifen“, sagte Robert Lämbgen und verwies auf seine ehemaligen Mitschüler, die beispielsweise als Hubschrauberpilot, Schornsteinfegermeister, Karikaturist oder Immobilienmaklerin arbeiten.

Klassenlehrer wurde Rektor in Königswinter-Niederdollendorf

Auch ihr Lehrer erklomm die Karriereleiter weiter: Er wurde 1971 nach Niederdollendorf versetzt und 1973 an der Gemeinschaftsgrundschule dort als Rektor mit der Schulleitung beauftragt, bis er 2002 in den Ruhestand trat. Wobei Ruhestand erst einmal hieß, mehr Zeit für sein Ehrenamt im Vorstand des Heimatvereins Oberdollendorf zu haben, in den man ihn 1972 wählte und wo er als Vorsitzender und Leiter des Brückenhofmuseums 2012 erst ausschied. Da war aber bereits das 2009 ins Leben gerufene „Virtuelle Brückenhofmuseum“ sein neues Baby, das er auch weiter hegt und pflegt.