Meckenheim – .„Der ist von Kempen.“ Zehnttausende Neu- und Gebrauchtwagenbesitzer haben ihr Automobil in den vergangenen 33 Jahren an der Bergerwiesenstraße in Meckenheim gekauft, es dort warten oder auch reparieren lassen. Der klangvolle Name in der regionalen Wirtschaftsszene gehört aber vielleicht der Vergangenheit an: Matthias und Ralph Kempen – Inhaber und Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses in Meckenheim – haben ihre Mitarbeiter informiert, dass ihr Autohaus mit allen vier Betrieben und den Marken, VW, Audi, Seat und Skoda, sowie das Karosserie- und Lackierzentrum an die Löhr & Becker AG mit Stammsitz in Koblenz verkauft wurde.
Die Nachricht sei für die Beschäftigten überraschend gekommen, viele hätten verständlicherweise verwundert und auch ein wenig besorgt reagiert, räumte das Unternehmen gestern ein.
„Es ist uns nicht leicht gefallen ist, unseren Traditionsbetrieb nach fast 50 Jahren in andere Hände zu übergeben. Vor allem aber sind wir optimistisch, weil mit dem Verkauf an eine der größten Automobilhandelsgruppen in Deutschland die Zukunft des Autohauses langfristig gesichert ist“, so Geschäftsführer Ralph Kempen. „Bedingung für den Verkauf war, dass alle Mitarbeiter bleiben können. Niemand wird sich verschlechtern. Das wurde mit den neuen Besitzern vereinbart“, so Kempen weiter. Über den künftigen Namen sei nicht entscheiden. „Ich hoffe, er bleibt“, sagte er gestern der Rundschau.
„Die Anforderungen der Automobilkonzerne werden immer größer, die Hersteller verlangen immer mehr von den Autohäusern“, begründet Matthias Kempen den Verkauf. Er betonte, der Betrieb sei wirtschaftlich sehr gesund und zähle im „VW Forum der Besten“ zu den Gewinnern. „In diesem Jahr konnten wir den Preis der Top 50-Autohäuser in Deutschland bereits zum achten Mal gewinnen“, so der Firmengründer (72).
Er hatte 1966 zunächst eine Tankstelle in Wormersdorf gemietet, sechs Jahre später dann bereits eine eigene Tankstelle mit angegliederter freier Werkstatt bauen lassen. 1975 wurden Matthias und Waltraud Kempen autorisierte Honda-Vertretung. Die Expansion ging in den Folgejahren unvermindert weiter: 1982 zog das Unternehmen als eines der erstes neu erschlossenen Industriepark Kottenforst. An der Bergerwiesenstraße entstanden Verkaufsräume und eine Reparaturwerkstatt für die japanische Marke. Am 1. Januar 1986 wurden jedoch die ersten Volkswagen- und Audi-Fahnen gehisst.
In den Folgejahren wuchs das Unternehmensareal weiter erheblich und eine Reihe neuer, moderner Gebäude wie die „Volkswagen Piazza“ (2002) und ein eigener Geschäfts- und Verkaufsbereich für die Marke Audi (2007) entstanden. In ihren Geschäftsräumen war die Familie Kempen auch immer wieder Gastgeber für Meckenheimer Vereine, die dort Kunstausstellungen oder Vortragsveranstaltungen und Prinzenempfänge abhielten. Auch das Oldie- und Oldtimer-Festival „Rheinbach Classics“ wurde unterstützt. Tausende Besucher strömten zudem zu den Oktoberfesten des Autohauses. „Wir sind einerseits zu klein für ,Kettenbetriebe’, andererseits zu groß für einen Kleinbetrieb. Im Hinblick auf die langfristige Sicherung der Arbeitsplätze, haben wir uns nach einem starken Interessenten umgesehen und schließlich das Kaufangebot der Löhr Gruppe angenommen“, so Ralph Kempen, der als Geschäftsführer im Unternehmen bleibt. Für die Kunden werde sich nichts ändern.
Die Löhr Gruppe, deren Anfänge bis 1892 zurückreichen, zählt mit 12 Standorten in Rheinland-Pfalz und Hessen in Deutschland zu den großen Automobil-Handelsgruppen und unterhält derzeit 26 Autohäuser der Marken VW, Audi, Porsche, Skoda und Toyota. Mit Übernahme des Autohauses Kempen sind dann ab 1. Januar insgesamt 30 Autohäuser sowie das Karosserie- und Lackierzentrum Meckenheim unter dem Dach der Löhr & Becker AG. Ihr Jahresumsatz wurde im Jahr 2014 mit zirka 646 Millionen Euro beziffert, Autohaus Kempen gab gestern für 2014 einen Jahresumsatz von rund 58 Millionen Euro an.
