CDU-VorsitzendeAus Söder-Sympathisanten werden Laschet-Helfer

Armin Laschet
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Rhein-Sieg-Kreis – Das Zögern der CDU bei der Kanzlerkandidatenfrage hat sich an der Basis ausgewirkt. Die Rundschau hat die Parteivorsitzenden in den sechs linksrheinischen Kommunen dazu befragt – und auch wissen wollen, wer denn nun ihrer Meinung nach der richtige Kandidat gewesen wäre – vor der Entscheidung in der Nacht.
Alfter
„Wie schon die Wahl von Armin Laschet zum Bundesvorsitzenden hat auch die Diskussion um die Personalie ,CDU-Kanzlerkandidat‘ beim Gemeindeverband für reichlich Diskussionsstoff gesorgt“, sagt Christopher Ehlert, Vorsitzender der Alfterer Gemeinde-CDU: „Entscheidend für uns: Wem trauen wir zu, das Land aus der pandemiebedingten Krise am besten herausführen zu können? Wer ist eher in der Lage, der Wirtschaft wieder den Schwung zu geben, den sie braucht? Wer ist für den Wähler der idealere Kandidat?“ In den Fokus gerückt sei die Rolle als Manager in der Pandemie. „Hier gab es eine klare Meinung zugunsten von Markus Söder – auch wenn die bayerische 7-Tage-Inzidenz aktuell etwas schlechter als in NRW ist.“ Auch in Alfter gebe es „kein einstimmiges Ergebnis“, aber eine spürbare „leichte Tendenz zugunsten von Markus Söder“. Ehlert findet, Söder wäre der geeignetere Kanzlerkandidat gewesen. Dennoch wolle er, wie Söder, „den Kandidaten der Partei ohne Groll und mit voller Kraft unterstützen“.
Bornheim
Laschet oder Söder? „Als NRW-Frau ist die Frage doch schon beantwortet, oder?“, erwidert die Bornheimer CDU-Chefin Gabriele Kretschmer. „Dieses Hick-Hack tut keinem gut. Man muss einfach mal eine Entscheidung treffen, auch wenn sie einem vielleicht nicht gefällt. Ein weiterer Streit wäre nicht in unserem Sinne.“ Auch in Bornheim sei die Stimmung geteilt gewesen. „Ich will nicht sagen, dass Söder ein besseres Auftreten gezeigt hatte. Oft ist die Wahl dann eine ,Bauchgeschichte‘“. Sie sah am Samstag noch Söder vorne. „Ihn hätte ich mir gut vorstellen können. Wenn sich Laschet jetzt berappelt und er einen vernünftigen Weg einschlägt, hat er auf jeden Fall Chancen.“ Mit Annalena Baerbock (Grüne) habe er aber eine „ernstzunehmende Gegnerin“. Die „Pflöcke für die CDU“ seien eingeschlagen.
Meckenheim
Rainer Friedrich und die Meckenheimer CDU hatten sich „eine schnellere und weniger kräftezehrende Entscheidung gewünscht“. Da sie aber nun gefallen sei, „werden wir Armin Laschet nach Kräften unterstützen und hier an der Basis für den Wahlsieg im September kämpfen. Nur gemeinsam sind wir stark.“ Friedrich: „Mein persönlicher Favorit war – mit etwa 60 zu 40 – eher Söder.“ Friedrich schätzt aber, wie er bekundet, die Stärken Laschets: „Er ist ein fairer Teamspieler, der eine gute Mannschaft um sich versammeln wird, er ist den Menschen sehr zugewandt und hat sehr viel politische und Führungserfahrung.“
Rheinbach
Der Rheinbacher CDU-Vorsitzende Markus Pütz ist „ehrlich froh, dass jetzt eine Entscheidung gefallen ist und wir nun nach vorne gehen können, um einen Wahlkampf zu führen“. Zurückschauen, sei nun überflüssig. Aber wie sah es noch am Samstag aus? Natürlich habe Söder „durch seine zupackende Art Sympathien, und das wäre auch vielleicht bei mir der ausschlaggebende Punkt gewesen“. Aber schon am Samstag kam Pütz ins Grübeln: „Wie oft hat man schon bei Laschet gesagt: ,Das schafft er nicht.‘ Und dann hat er sich doch durchgesetzt.“ Zehn Tage Medienrummel hätten der CDU erspart bleiben können, findet Pütz. Es sei schon „nicht so schön“ gewesen, dass es noch mal eine Woche gedauert habe, bis Söder seine Ankündigung wahr gemacht habe, zurückzustecken. „Aber in einer Demokratie dauern Entscheidungsfindungen eben. Es ist eben nicht jemand da, der sagt: ,Ich bin der Königsmacher.‘ Dass man dadrüber spricht, finde ich beruhigend.“
Swisttal
Manfred Lütz, der Vorsitzende des CDU-Gemeindeverbands Swisttal, ist vor allem „froh, dass dieses unsägliche Theater in Berlin ein Ende hat.“ Es sei schade, dass „wir als einfache CDU-Mitglieder keinen Einfluss auf die Entscheidung hatten. Ich als Gemeindeverbandsvorsitzender hätte aber auch bei Corona keine Treffen anberaumen können, um die Mitglieder mitzunehmen, und ein Votum einzuholen, das repräsentativ gewesen wäre.“
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In den Medien sei der Eindruck entstanden, man habe Söder mehr zugetraut. „Aber ich denke, beide haben Stärken und Schwächen.“ Nun müsse die CDU geschlossen auftreten. Und vor der Entscheidung? Söder habe gerade am Anfang der Pandemie eine klare Richtung gezeigt. „Da hat er Haltung bewiesen und die bessere Figur abgegeben. Ein Kanzler muss Krisen bewältigen können. Jetzt müssen wir für Laschet einstehen. Und die Bevölkerung mit guten Argumenten ausstatten. Unter der CDU ist es uns in Deutschland noch nie schlecht gegangen.“
Wachtberg
Der CDU-Vorsitzende Michael Boldt findet Wettbewerb „immer völlig legitim und auch notwendig“. Ohne ein Angebot unterbreitet zu bekommen, könne man sich nicht zwischen irgendetwas entscheiden. Die Verzögerung bei der Entscheidungsfindung hält er „nicht für verwerflich“. Boldt: „Immerhin stehen sich hier zwei starke Charaktere gegenüber, die beide auf ihre Art geeignet und bereit sind, die Kanzlerkandidatur anzutreten.“ Eine Entscheidung der breiten Basis wäre ihm allerdings lieber gewesen. „Nur das Votum eines Vorstandes halte ich für nicht angemessen. Schließlich muss die gesamte Mehrheit der Mitglieder hinter einem Kandidaten stehen.“ Er hätte Söder bevorzugt. „Ich halte Herrn Laschet für einen hervorragenden Politiker, der mit Sicherheit vieles bewegen könnte. Dennoch waren mir seine Äußerungen – gerade im letzten Jahr – zu wechselhaft. Mir fehlte die klare Linie. Diese wiederum habe ich bei Herrn Söder erkannt.“