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Lkw-Parken in RoisdorfGewerbeverein ist auf der Suche nach „pragmatischen Lösungen“

Lesezeit 5 Minuten
Mehrere geparkte Lastwagen in der Johann--Phillip-Reis-Straße in Bornheim.

Der Gewerbeverein Roisdorf kritisiert die Lkw-Parksituation in der Johann-Phillip-Reis-Straße.

Der Gewerbeverein Roisdorf kritisiert die Lkw-Parksituation im Gewerbegebiet Bornheim-Süd und fordert per Bürgerantrag Lösungen.

Ein wenig mulmig sei ihm schon, seinen Citroën direkt hinter einem querstehenden 40-Tonner zu parken, schildert der 53-jährige Familienvater aus Bornheim, als er gerade mit seinem Sohn aussteigt, um mit der Regionalbahn nach Köln zu fahren. Er komme nicht oft hierher und wundere sich, dass hinter dem Bahnhof, am Rosental, plötzlich so viele Lkw stehen. „Das Umfeld ist ja sowieso schon seit Jahren sehr unangenehm, alles ist dreckig, in schlechtem Zustand, und jetzt parken dort auch noch so viele Lastwagen“, sagte der Mann gegenüber der Rundschau. Seinen Namen wollte er nicht nennen.

Antrag im Bürgerausschuss

Die Problematik hat nun auch der Roisdorfer Gewerbeverein aufgegriffen und einen Antrag an den Ausschuss für Bürgerangelegenheiten eingereicht, der am Mittwoch, 21. August, tagt. Auch die Lkw-Parksituation an der Johann—Philipp-Reis Straße prangert der Verein an und fordert von der Verwaltung Maßnahmen, die Situation zu verbessern. Laut Stadt werde nach „pragmatischen Lösungen“ gesucht.

Doch das dürfte vielen Roisdorfer Unternehmern nicht reichen: „Unsere Mitgliedsfirmen beklagen sich seit längerem über das illegale Parken in den oben beschriebenen Bereichen und darüber hinaus“, schreibt der Gewerbevereinsvorsitzende Harald Stadler. Vor allem Kraftfahrer mit ausländischen Fahrzeugen stellen in den besagten Gebieten ihre Laster ab. Nach Auskunft des städtischen Ordnungsamtes sei es aber „schwierig bis unmöglich“, von Speditionen mit ausländischen Betriebsstandorten Bußgelder einzufordern: „Der Arbeitsaufwand und die dabei entstehenden verwaltungsinternen Kosten stehen in keinem Verhältnis zum Bußgeldantrag.“

Zudem könne das Ordnungsamt auf dem Privatgelände der Deutschen Bahn (DB) und der Firma Landgard nicht einschreiten. Stadler regte daher an, durch weitere örtliche Absperrmaßnahmen eine Ausweitung des illegalen Parkens zu verhindern: „In der Vergangenheit konnte mittels der Bauzaunabsperrung entlang der DB-Strecke im Rosental schon etwas bewirkt werden.“ Daher schlägt Stadler vor, einige Schachtringe aus Beton zu platzieren, die ausreichend Platz lassen für die am Bahnhof erwünschten Pkw: „Dadurch wird voraussichtlich das Querparken der Lkw auf den Pkw-Stellplätzen unmöglich gemacht.“Gefährlich sei auch die Situation entlang der Johann-Philipp-Reis-Straße, da die Lkw auf dem westlichen Gehweg abgestellt werden. Hier schlägt Stadler vor, den Gehweg durch Poller zu sichern.

Die Situation vor Ort

Rosental: Am Mittwochvormittag standen drei Lkw quer auf den Parkstreifen, die sonst von Autofahrern genutzt werden. Die Lastwagen kamen zum Beispiel aus Spanien oder Rumänien. Einige Autofahrer, die einen Stellplatz suchten, um zur Bahnanlage zu kommen, drehten dort mehrere Runden, um endlich eine Stellfläche zu finden. Einige mussten beengt hinter oder zwischen den geparkten Lkw ihr Fahrzeug abstellen.

Johann-Philipp-Reis-Straße: Fußgänger haben auf dem Teilstück keine Chance. Gleich vier Lastwagen, alle mit osteuropäischen Kennzeichen, standen dort dieser Tage vollständig auf dem Gehweg. Wer zu Fuß unterwegs war, der musste auf die Straße ausweichen. Auf der gegenüberliegenden Seite ist kein Gehweg vorhanden. Zudem herrscht dort starker Wildwuchs.

Das sagt die Verwaltung

Rosental: Der Stadt sei die Problematik auf dem 160 Meter langen Straßenabschnitt zwischen dem ehemaligen EMKA-Parkplatz und dem DB-Gelände bekannt, heißt es in der Vorlage für den Bürgerausschuss. Es seien auch bereits Lösungsansätze geprüft worden. Die zum Parken genutzten Flächen entlang der Straße Rosental befinden sich auf der westlichen Straßenseite auf DB-Gelände, auf der östlichen Straßenseite auf Landgard-Gelände. Sowohl die DB-Liegenschaftsverwaltung als auch die Firma Landgard tolerierten, dass auf ihren Flächen Lkw parken. Die Stadt habe keine Handhabe: „Es handelt sich nicht um ausgeschilderte, städtische P&R-Anlagen.“

Die Anregung des Gewerbevereins, dort Betonringe auf dem Seitenstreifen der DB-Anlage aufzustellen, sei kein „probates Mittel“, um das Parken von Lkw zu verhindern. Dies führe nach Einschätzung der Verwaltung dazu, dass es zu einer Verlagerung der Parksituation auf die knapp sechs Meter schmale öffentliche Verkehrsfläche im Rosental kommen würde. Dadurch würden dann die Linienbusse behindert: „Eine nachhaltige Verbesserung der Parksituation im Rosental kann nur durch die Realisierung der Mobilstation Roisdorf und der geplanten Umgestaltung des Bahnhofsumfelds einschließlich Ausbau Rosental und Erweiterung der P+R-Anlage geschaffen werden“, heißt es aus dem Rathaus.

Die stetig steigende Anzahl parkender Lastwagen ließe sich nur auf dafür angelegten Flächen unterbringen: „Punktuelle Lösungen im Stadtgebiet führen lediglich zur Verlagerung der Probleme in andere Straßen.“ Immerhin stehe die Wirtschaftsförderungsgesellschaft mit der Firma Landgard und einem anderen Unternehmen in Kontakt, um eine private Lösung zur Verbesserung der „sozialen Situation“ der Lkw-Fahrer zu suchen. Die Fahrer stünden dort oft sehr lange und hätten keine sanitären Anlagen.

Bauliche Veränderung nicht möglich

Johann-Philipp-Reis-Straße: Auch für diesen Bereich gibt es laut Stadtverwaltung keine adäquate Lösung: Eine bauliche Veränderung des Gehweges sei nicht möglich, da dieser nur zirka 1,20 Meter breit sei. Aufgrund der geringen Breite könnten keine Poller aufgestellt werden, weil sie mit einem Abstand von 50 Zentimetern von der Bordsteinkante aufgestellt werden und mittig im Gehweg stehen müssten: „Dadurch wird die nutzbare Gehwegbreite für Fußgänger auf weniger als 70 Zentimeter verringert.“ So sei eine Nutzung als Gehweg nicht mehr möglich. Eine Person mit einem Kinderwagen benötige laut den Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen (RASt) eine Gehwegbreite von einem Meter.

Es könnten auch keine Poller auf der Fahrbahn aufgestellt werden, da die Fahrbahn nicht breit genug sei, erforderliche Sicherheitsabstände könnten nicht mehr eingehalten werden. Würden dort Poller platziert, betrüge die Restfahrbahnbreite nur noch knapp 5,90 Meter. Dann könnten zwei entgegenkommende Lkw diese Straße nicht mehr gefahrlos befahren. Immerhin heißt es von der Stadt: „Die Verwaltung sucht in der Johann-Philipp-Reis-Straße weiterhin nach pragmatischen Lösungen. Sobald funktionierende, vertretbare Lösungen gefunden sind, wird die Verwaltung die Ratsgremien darüber informieren.“

Der Ausschuss für Bürgerangelegenheiten tagt am Mittwoch, 21. August, 18 Uhr, im Ratssaal Bornheim.