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Wegen Trendsport Padel-TennisKlassische Tennis-Spieler in Bornheim sorgen sich um Halle

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Der Tennis- und Squash-Park Bornheim. Foto: Frank Engel-Strebel

Der Tennis- und Squash-Park Bornheim.

Rund 30 Tennissportler kamen, um sich die Diskussion über die Zukunft des Tennis- und Squash-Parks in Bornheim anzuhören. Ihre Sorge: Wird es schon bald keine Möglichkeit mehr geben, in der Halle normalen Tennissport zu betreiben?

Wenn sich die Zuschauerplätze im Ratssaal bei einer Ausschusssitzung füllen, dann wird ganz sicher ein Thema diskutiert, das viele Bürger stark beschäftigt, wie jetzt bei der Sitzung des Ausschusses für Sport, Kultur und Ehrenamt: Rund 30 Tennissportler kamen, um sich die Diskussion über die Zukunft des Tennis- und Squash-Parks in Bornheim anzuhören. Ihre Sorge: Wird es schon bald keine Möglichkeit mehr geben, in der Halle normalen Tennissport zu betreiben?

Das könnte passieren, sollten neue Betreiber den Zuschlag bekommen und in der Tennishalle an der Wallrafstraße ein „padelBOX“-Konzept umsetzen. Es handelt sich dabei um dem Tennis ähnliche, beziehungsweise davon abgeleitete Spiele, auf kleineren Feldern, mit kurzen Schlägern ohne Bespannung. Padel wird zudem ausnahmslos im Doppel – zwei gegen zwei – gespielt. Das in Spanien und Südamerika weit verbreitete Spiel hat sich mittlerweile zur Trend-Sportart auch in Deutschland entwickelt. Doch die Sache ist, wie sich im Ausschuss herausstellte, sehr komplex, da sowohl die Stadt, der aktuelle Hallenbetreiber, die potenziellen zukünftigen Betreiber, eine Firma, die die Halle gemietet hat, und nicht zuletzt die betroffenen Vereine zusammengebracht werden müssen.

Klärendes Gespräch beim Bürgermeister

Eine Entscheidung fiel nicht, nun soll es ein von Bürgermeister Christoph Becker (parteilos) angeregter „Runder Tisch“ richten. Der Tennis- und Squashpark, so die offizielle Bezeichnung, steht an der Wallrafstraße auf einem Grundstück der Stadt. Diese hat das Areal per Erbbaurecht an die Roswitha Schwarz KG vergeben. In den Verträgen ist geregelt, dass die Flurstücke mit einer Tennishalle mit vier Tennisfeldern, fünf Squasheinheiten, einem Restaurant (das argentinische Steak-Restaurant „El Loco“), entsprechenden Nebenräumen und Stellplätzen genutzt werden dürfen. Hinzu kommen drei Außenplätze.

Die Firma beabsichtigt nun, die Flächen nebst der Betreibergesellschaft, der „Cross Court GbR“, zu veräußern. Allerdings gibt es bislang keinen Käufer; die Suche erwies sich als schwierig. Um die Sache attraktiver zu gestalten, soll das Sportangebot nun erweitert werden – um Padeltennis. Seit 2001 betreiben Thorsten Busch und Lars Dähling als Inhaber der „Cross Court GbR“ die Tennishalle. Sowohl altersbedingt als auch aus wirtschaftlichen Gründen möchten sie damit aber aufhören.

Als künftigen Betreiber brachten Busch und Dähling das Unternehmen „padelBOX“, vertreten durch die Geschäftsführer Patrick Pihan und Richard Ströhl, ins Gespräch. Die potenziellen Betreiber möchten die vier Tennisfelder in der Halle in acht Padelplätze umwandeln. Dafür muss der Vertrag geändert werden, und so ist die Zustimmung der zuständigen Fachausschüsse erforderlich. Aktuell trainieren in der Halle fünf Vereine: TC Wille, TC Hersel-Widdig, TC-Blau-Weiß Bornheim, TC Bornheim-Roisdorf und TC Alfter. Sie alle zahlen Miete für die Hallennutzung. Mit den Vereinen wurde im Vorfeld der Sitzung bereits gesprochen. Patrick Pihan erläuterte im Ausschuss, durch die kleineren Felder und die abgetrennten Boxen könnten mehr Menschen Sport treiben, das Angebot sei flexibler, effizienter und wirtschaftlicher. So könnten auch Leerstände vermieden werden.

Das Angebot sei niederschwellig und generationenübergreifend ausgelegt, freie Plätze können über ein App-System gebucht werden. Kernzielgruppe seien Spieler im Alter von 20 bis 49 Jahren. „Es geht nicht um pro oder contra Tennis, sondern darum, ob Sie künftig statt 200 Mitgliedern 2000 haben“, meinte Co-Geschäftsführer Richard Ströhl. Das Dilemma: Übernimmt der neue Betreiber mit seinem Konzept die Halle, hätten auf einen Schlag 500 aktive Sportler keine Tennishalle mehr. Eine Koexistenz von Padel-Tennis und klassischem Tennis sei nicht möglich, so Pihan, da die Boxen nicht auf- und abgebaut werden können. Es könne auch keine Trennwand eingezogen werden, das gebe die Hallengröße nicht her.

Padel-Tennis Bornheim: Freiluft statt Halle?

Die Betreiber können sich vorstellen, mit ihrem Angebot statt in die Halle in den Außenbereich zu gehen. Dafür müsste aber eine Traglufthalle errichtet werden, deren Kosten bei mindestens 200.000 Euro liegen würden. Hinzu kämen hohe Betriebskosten. Für die Betreiber ist das allerdings nicht wirtschaftlich, da laut Pihan eine Trainingsstunde gut 40 Euro kosten würde. Aktuell sind es rund 25 Euro. Die bisherigen Betreiber: Markus Neuhaus von der „Court Cross GbR“ nannten ihr Alter als Grund: „Wir wollen und können das nicht mehr stemmen.“

Neuhaus verwies darauf, dass im Bornheimer Umland 14 Hallen, die in weniger als einer halben Stunde erreicht werden können, zur Verfügung stünden, um dort Tennis zu spielen: „Da müssen Sie sich aus der Komfortzone rausbewegen“, sagte er an die anwesenden Sportler gerichtet. Jochen Bauer, Vorsitzender des Bornheimer Sport-Verbandes, nannte diesen Vorschlag „niedlich“ und verwies darauf, dass die Hallen in anderen Städten komplett ausgelastet seien. Bauer begrüßte zwar die Möglichkeit, das Sportangebot in Bornheim zu erweitern, lehnte es aber ab, die bestehende Tennisanlage zu gefährden.

Das sagt der Bürgermeister: Christoph Becker erkannte, dass beide Sportarten nebeneinander nicht kompatibel seien: „Wir tun uns als Stadt da schwer. Auf der einen Seiten sehen wir die Chancen für die neue Sportart, auf der anderen Seite sind wir den Bürgern gegenüber verpflichtet, die dort seit Jahrzehnten dem Tennis frönen.“ Daher regte Becker an, sich mit allen Akteuren in Ruhe zusammenzusetzen, um die Sache gemeinsam zu sprechen und die Ergebnisse dann in den politischen Gremien vorzustellen. Sein Wunsch ist es, für beide Sportarten eine Koexistenz zu finden.