Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Maibrauchtum in BornheimBirgit Haas fertigt personalisierte Herzen für Verliebte

Lesezeit 4 Minuten
Ein großes rotes Herz mit der Aufschrift „Lieblingsmensch“.

„Lieblingsmensch“ wird sehr oft als Aufschrift gewünscht.

Bei Birgit Haas in Bornheim läuft gerade die Maibaumschmuck-Produktion auf Hochtouren. Sie bastelt knallrote Herzen mit einer Aufscghrift nach Wahl.

„Für mich ist das eine echte Herzensangelegenheit“, sagt Birgit Haas, und sie meint das im Wortsinne. Schon an ihrer Haustür weist ein rotes Herz mit weißer Aufschrift auf den „Maiherzen-Verkauf“ hin. Wer Birgit und Jochen Haas zu Hause besucht, der wird herzlich willkommen geheißen, um im Bild zu bleiben. Der Weg zur Dachterrasse, oder besser zur Werkstatt, führt vorbei an unzähligen Kisten mit großen und kleinen Styroporherzen. Es ist ein herrlicher Sonnentag, das passende Wetter für romantische Frühlingsgefühle.

Birgit Haas bei der Arbeit an Styroporvorlagen.

Bei Birgit Haas läuft die Maiherzen-Produktion auf Hochtouren.

Liebevoll hat Birgit Haas einige Styroporherzen auf der Terrasse drapiert, die im Licht der Sonne besonders schön zur Geltung kommen. Eines ist einer Annika gewidmet, das andere der „besten Mama“ und ein drittes wird ein „Lieblingsmensch“ wohl in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai geschenkt bekommen. Seit die Sängerin Namika 2015 mit dem gleichnamigen Song einen Nummer-eins-Hit gelandet hatte, ist der „Lieblingsmensch“ bei der Auswahl der Aufschriften auf den Herzen der Renner, schildert Birgit Haas. Sie muss es wissen, denn seit vielen Jahren produziert sie gemeinsam mit ihrer Bekannten Anne Kuhl Maiherzen für die Forstbetriebsgemeinschaft Bornheim (FGB), deren Geschäftsführer Birgit Haas' Mann Jochen ist.

Ab sofort werden im Wald zwischen Rösberg und Waldorf wieder Maibäume verkauft an Verliebte und Liebende. Doch nicht nur Birken wird es in dem Waldstück geben, sondern auch wieder einen Stand mit Maiherzen. Die Produktion dafür läuft seit Wochen auf Hochtouren. Zwischen 80 und 100 Stück produziert Birgit Haas mit ihren Helferinnen pro Saison. Die meisten werden vorbestellt, wer ein wenig Geduld mitbringt, kann sich aber auch noch vor Ort eines anfertigen lassen. Je nach Größe kosten die Herzen zwischen 3,50 Euro und 18 Euro.

Besonders beliebt sind der Kölner Dom, das Konterfei von Beethoven, Maskottchen Hennes vom 1. FC Köln, oder das Symbol der ,Kölner Haie'.
Birgit Haas

Rund eine halbe Stunde braucht Birgit Haas, um ein Herzchen fertigzustellen. Dafür werden zunächst handelsübliche Styroporplatten aus dem Baumarkt eingekauft. Dann schneidet sie mit einem heißen Draht mit Hilfe von vorgefertigten Schablonen die Herzform aus. Anschließend wird der Liebesbringer bemalt, meistens natürlich in Rot, aber auch Pink, Gelb und Blau werden häufig nachgefragt. Beklebt werden die Herzen meist mit dem Namen der oder des Angebeteten. Meist sind es natürlich Mädchen- oder Frauennamen, denn es sind ja in der Regel die Männer, die ihrer Liebsten einen Maibaum aufstellen.

Im vergangenen war das anders, wie Jochen Haas schildert: „Da hatten wir Ladies' Night“. Was er meint: 2024 war ein Schaltjahr und dann stellen traditionell Mädchen und Frauen ihren Freunden oder Männern einen Maibaum. Doch längst sind es nicht mehr nur Liebespaare, die bei Birgit Haas Herzen ordern: „Heute schenkt jeder jedem ein Herz“, hat sie festgestellt. Kinder ihren Eltern oder Enkel ihren Großeltern.

Aber es gibt auch andere schöne Anlässe, Herzen zu verschenken. Da gab es beispielsweise mal einen Kegelclub, der einen Maikönig ausgekegelt hatte. Die Männer hatten ihrem König dann noch in der Nacht einen Maibaum mit Herz gestellt. Oder Kindergartenkinder, die den älteren Bewohnern vom Seniorenstift Beethoven in Roisdorf einen Maibaum mit Herzen aufstellen ließen. Auf dem Herz war dann das Konterfei Ludwig van Beethovens zu sehen. „Das sind dann die ganz besonders schönen Momente, das macht mir sehr große Freude“, schildert Birgit Haas.

Schablonen aus Styropor liegen auf einem Tisch.

Motive wie der Kölner Dom, Beethoven oder Geißbock Hennes sind sehr gefragt.

In den vergangenen Jahren hat sich ein weiterer Trend herauskristallisiert. Herzen, auf denen keine Namen stehen, sondern Symbole oder Embleme, die für den Beschenkten eine besondere Bedeutung haben. Besonders beliebt sind der Kölner Dom, das Konterfei des Bonner Komponisten Beethovens, natürlich Maskottchen Hennes, der Geißbock vom 1. FC Köln, oder das Symbol der „Kölner Haie“. Aktuell sind Teddybären, Einhörner und Schmetterlinge die „absoluten Renner“. Auch gerne bestellt werden Herzen mit Sprüchen auf Kölsch: Der Klassiker ist „Du bis ming Hätz“ oder „Isch han disch jän.“ Die Schablonen für die Symbole und Buchstaben hat Birgit Haas natürlich immer griffbereit.

Ziel: Brauchtum erhalten

Ab und an ändert sich auch schon mal der Name der Freundin, schmunzelt Birgit Haas. War es im vergangen Jahr noch Anna, so wird in diesem Jahr eben eine andere Angebetete mit einem Herzen bedacht. Wer es ein bisschen aufwendiger mag, der lässt sich von Birgit Haas und ihren Mitstreiterinnen die Herzen noch mit Seidenrosen verzieren. Der Erlös aus dem Verkauf kommt übrigens der Forstbetriebsgemeinschaft zugute: „Uns ist es auch wichtig, dass das Maibrauchtum erhalten bleibt“, sagen Birgit und Jochen Haas unisono.

Birgit Haas und ihre Bekannten haben noch eine andere schöne Idee. Sie gehen in ein Seniorenheim, um mit den älteren Leuten Herzen zu basteln und diese mit Röschen zu verzieren. Dabei sitzen alle Beteiligten zusammen, erzählen von ihren Maibäumen und es werden Erinnerungen aus vergangenen Zeiten wach. Auch diese Aktion ist für Birgit Haas eine echte Herzensangelegenheit.