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Kein Handy, kein InternetRösberger fühlen sich von O2 im Stich gelassen

Lesezeit 5 Minuten

Mit der neuen Antenne auf einem Silo am Rüttersweg gibt es offenbar größere Probleme.

Bornheim – „Man hat uns einfach abgestöpselt“, sagt Marita Lang, Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Rösberg. Bis Anfang September sei der Handy- und Internetempfang im Ort gut gewesen, dann sei an der Antenne gearbeitet worden. „Das war der Anfang vom Ende“, so Lang. Zunächst sei nur der Internetempfang weg gewesen. „Doch seit etwas mehr als drei Wochen haben wir auch keinen Handyempfang mehr“, schimpft die Dorfgemeinschaftsvorsitzende.

Mehrmals hat sich Lang stellvertretend für die Rösberger an ihren Netzbetreiber O2 gewandt, der im Auftrag von Telefónica das Netz instandhalten soll. Einzeln haben sich darüber hinaus aber auch viele Kunden schriftlich und mündlich an den Netzbetreiber gewandt. Zudem haben sie die Stadt Bornheim über das Dilemma informiert und versucht mit der Bundesnetzagentur Kontakt aufzunehmen. Doch jeder rede sich raus, so Lang. Ein Wechsel zu einem anderen Anbieter ist auch nicht möglich, denn O2 ist der einzige Handynetzbetreiber dort.

Bürger fühlen sich im Stich gelassen

„Wir fühlen uns mit dem Problem vom Netzbetreiber, der Politik und unserer Stadtverwaltung richtig im Stich gelassen“, sagt zum Beispiel Rumyana Franzen von der Zimmerei Franzen und Sohn. Als Unternehmer müsse man doch erreichbar sein. „Aber hier oben funktioniert nicht einmal mehr Online-Banking“, sagt sie. Gleiches berichtet auch Heinrich Lang. Auch er arbeitet in Rösberg und müsse für Firmentelefonate und um eine Tan-Nummer fürs Onlinebanking zu bekommen mit dem Auto mitunter bis nach Merten fahren. Da hat er Handyempfang.

„Auch wir sind beruflich auf ein funktionierendes Handynetz angewiesen“, erklärt Sabine Köhl vom landwirtschaftlichen Unternehmen Johannes Köhl. Die Arbeiter im Feld müssten erreichbar sein und umgekehrt auch ihren Chef jederzeit erreichen können. „Mein Mann fährt seit Wochen mehrfach am Tag ins Feld, um dort nach dem Rechten zu sehen und wieder zurück“, erklärt sie. Für das Unternehmen sei die aktuelle Situation eine einzige Katastrophe.

Ohne Handyempfang im Homeoffice

Seit 1. September wohnen auch Dirk und Martha Faulenbach in Rösberg. „Und wir haben hier natürlich zu O2 gewechselt“, erklärt Dirk Faulenbach. Allerdings haben auch sie kein Netz. „Dabei ist meine Frau zurzeit wegen der Corona-Pandemie mehrmals in der Woche im Homeoffice“, erklärt er, „sie muss für die Kunden und ihre Kollegen telefonisch erreichbar sein“.

Schriftlich hat sich auch Klaus Niggemann bereits an den Netzanbieter gewandt. „Die haben mir bisher nicht einmal geantwortet“, sagt er. Nicht hinnehmbar findet auch Günther Hayenga die aktuelle Situation. Auch sein Handy zeigt zurzeit in Rösberg immer nur „kein Netz“, beziehungsweise „kein Dienst“ an. „Aber ich muss doch für meine Senioren erreichbar sein“, erklärt der 2. Vorsitzende des Vereins „Sternschnuppe Herzenswunsch“, der ehrenamtlich einen Fahrdienst aufgebaut hat.

Vergeblich hat Maria Lang auch schon versucht, die Bundesnetzagentur zu erreichen. Stundenlang habe sie allerdings in der telefonischen Warteschleife gehangen und wurde dabei von einer elektronischen Stimme zur nächsten verbunden bis das Gespräch schließlich abgebrochen wurde.

„Das geht gar nicht“, sagt dazu Ortsvorsteher Günter Engels. Er möchte nun seine persönliche Verbindung zur Bundesnetzagentur nutzen, um Druck auszuüben.

„Man fühlt sich wie abgeschnitten vom Rest der Welt“, sagt Peter Dreith. Auch er ist O2-Kunde und seit September ohne Netz. Mehrfach habe auch er dem Netzbetreiber bereits geschrieben und genauso oft die Antwort bekommen: „Wir haben die Ursache für die Beeinträchtigung gefunden und arbeiten intensiv an der Lösung.“

Als Mutter von drei Kindern wünscht sich auch Tanja Pfeiffer endlich wieder ein vernünftig funktionierendes Handynetz. „In Anbetracht der Pandemie findet sie die aktuelle Situation nämlich äußerst bedenklich. Denn ohne Netz sei weder Homeshooling noch Homeoffice möglich. Das kann auch Sebastian Mehlitz nur bestätigen. Wegen Corona ist auch er zurzeit im Homeoffice. Sein Arbeitstelefon im Büro habe er auf sein Handy umgeschaltet.

Über WLAN funktioniere das auch, in seinem Arbeitszimmer daheim, doch sowie er das Haus verlasse sei er für die Kunden nicht mehr zu erreichen. Michael Schüffelgen hat sich inzwischen sogar wieder einen Netzanschluss zu Hause zugelegt. Der Kundenservice von O2 habe ihm sogar ein Sonderkündigungsrecht eingeräumt. „Aber das nutzt mir doch nichts, hier gibt es nur O2“, sagt er. Zuletzt vor zwei bis drei Wochen habe er zum letzten Mal Arbeiter an der Antenne gesehen. „Die haben erklärt, dass lediglich drei Kabel fehlen würden. Dann könnte das Netz funktionieren“, berichtet er. Doch bisher seien die noch nicht montiert worden.

„Dabei kann es doch nicht sein, dass dieses Problem nicht zu lösen ist“, findet Ortsvorsteher Engels. „Wir leben doch im 21. Jahrhundert“, ergänzt er. In Berlin finde aktuell der Digitalgipfel statt, länger schon sei sogar von einem flächendeckenden 5G-Netz die Rede. „Und in Rösberg soll es nicht möglich sein, drei Kabel zu montieren, damit die Handys wieder Netz haben“.

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Marita Lang hat sich in der Hoffnung auf Hilfe auch schon an die Wirtschaftsförderung der Stadt Bornheim gewandt, die dann ihrerseits den Netzbetreiber angeschrieben hat. Die Antwort von O2 hat dann allerdings die Dorfgemeinschaftsvorsitzende extrem verwundert: „Gerne habe ich in unserem System nachgeschaut, allerdings wurde für das angegebene PLZ-Gebiet bisher keine Störung gemeldet“. Der Bonner Rundschau teilte die Stadt auf Anfrage mit, dass auch von ihnen die Probleme aus Rösberg gemeldet wurden.

Daraufhin habe die Verwaltung die Anbieter (Vodafone, O2) informiert. Diese hätten darum gebeten, dass sich die Kunden unter Angabe der Auftrags-/Bestellnummer sowie der Rufnummer melden und die Art des Problems schildern. Der Netzbetreiber O2 hingegen hat nicht auf eine Anfrage der Rundschau reagiert.