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Corona-KrisePraxis für Traditionelle Chinesische Medizin betroffen

Lesezeit 3 Minuten

Möglichst schnell setzt Hilde Jüssen derzeit die Nadeln, um den Kontakt auf ein Minimum zu reduzieren

Bornheim-Uedorf – Die beiden Stühle im Wartebereich stehen weit auseinander, selbstverständlich gibt es einen Desinfektionsspender, und es gilt, einen Mund- und Nasenschutz zu benutzen. Hilde Jüssen bezieht gerade die Behandlungsliege mit einem frisch gewaschenen Spannbettbezug neu und lüftet minutenlang kräftig durch, bis sie den nächsten Patienten zu sich in den Behandlungsraum bittet. Hygiene war immer schon das A und O in der Praxis der Ärztin, in Zeiten von Corona wird aber besonders stark darauf geachtet, dass sich niemand infiziert.

Erst im September hat Hilde Jüssen (51) in Uedorf ihre Praxis für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) eröffnet. Sie bietet Naturheilverfahren, Akupunktur, Osteopathie oder Blutegelbehandlung an. Zu Beginn lief alles ganz gut. Dann kamen im März der erste Lockdown und somit auch die Existenzängste, schildert sie: „Da macht man sich schon Gedanken.“ Denn sie hat viel investiert. Wer denkt schon daran, nach wenigen Monaten die Praxis schließen zu müssen? Da sie als systemrelevant eingestuft ist, schloss sie freiwillig im Frühjahr nur für eine Woche. „Ich habe die Zeit genutzt, die erforderlichen Hygienekonzepte umzusetzen, damit sich meine Patienten sicher fühlen.“ Seit dem Ausbruch der Pandemie kommen bis zu ein Drittel weniger Menschen in ihre Praxis. Ältere, die zur Risikogruppe gehören, haben verständlicherweise Sorge sich zu infizieren, und einige Jüngere sagten ab, weil sie Kontakt zu Infizierten hatten und das Virus nicht in die Praxis tragen wollten.

Corona Gesprächsthema Nummer eins

Während der Behandlungen ist Corona Gesprächsthema Nummer eins. Die Sorgen seien groß: „Je länger die Pandemie voranschreitet, desto mehr Menschen haben in ihrem Umkreis Bekannte oder Verwandte mit einer Virusinfektion. Das war im Frühjahr noch nicht so. Da war Corona für viele noch weit weg.“

Auch Hilde Jüssen weiß von Fällen. Ein guter Freund sei Anästhesist in einem Krankenhaus, in dem auch Corona-Erkrankte behandelt würden. Er habe von schweren Verläufen berichtet und von Todesfällen. Selbst habe er Angst, weil Schutzausrüstung nicht in passender Größe bereitstehe. Dennoch hat Jüssen keine Angst, sich in ihrer Praxis anzustecken. Sie trägt FFP2-Masken und Schutzhandschuhe. Beim Setzen von Akupunkturnadeln kommt sie Patienten unweigerlich nah. Darum versucht sie, diese Behandlung möglichst kurz zu halten. Danach liege der Patient rund 25 Minuten alleine im Behandlungszimmer und könne entspannen. Verlässt der Patient die Praxis, werde wieder kräftig gelüftet. Die Liege, die Stühle im Wartebereich und auch die Türklinken werden gründlich desinfiziert.

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Tee, Wasser, Kekse oder Zeitschriften – derzeit ist alles sicherheitshalber tabu. Ein ausgeklügeltes Terminsystem hilft, Wartezeiten und Begegnungen von Patienten untereinander zu vermeiden. Diese Organisation kostet viel mehr Zeit als üblich, aber Jüssen ist froh, dass sie überhaupt arbeiten darf und ihre Patienten die Maßnahmen unterstützen.