Insolventer Spargelbauer aus Bornheim1100 Geräte und Fahrzeuge von Ritter versteigert
- Über 1100 Geräte und Fahrzeuge des Spargelbauers Ritter wurden im Insolvenzverfahren versteigert.
- Darunter ein gebrauchter Fendt-Schlepper, der nach insgesamt 55 Geboten für 62 500 Euro unter den Hammer kam.
- Auch das kleine Containerdorf für die Saisonarbeiter kam unter den Hammer.
Bornheim/Bonn – Schon für einen Euro konnten Arbeitstischgestelle und Schubladen ersteigert werden. Auch Rohre für Beregnungsanlagen waren für einen obligatorischen Euro zu haben. Der Startpreis für einen gebrauchten Fendt-Schlepper Typ 516 Vario betrug hingegen 35 000 Euro. Weg ging er am Ende und nach insgesamt 55 Geboten für 62 500 Euro: In 1101 Einzelteilen, alle mit einer eigenen Artikelnummer versehen, kam in den vergangenen Tagen der Besitz der Sabine und Claus Ritter GbR in einer Online-Insolvenzversteigerung unter den Hammer.
Das Unternehmen war in die Schlagzeilen geraten, als am 24. Januar vor dem Amtsgericht Bonn ein Insolvenzverfahren über ihr Vermögen eröffnet wurde. Insolvenzverwalter wurde damals der Bonner Rechtsanwalt Dr. Andreas Schulte-Beckhausen. Nur noch mit seiner Zustimmung waren fortan Verfügungen über Gegenstände des GbR-Vermögens wirksam. Mit der jetzigen Online-Auktion beauftragte er die Industrie-Verwertungs-Gesellschaft (IVG).
Einige ehemalige Berufskollegen aus dem näheren Umfeld des Landwirts erinnerte die Großauktion an "Leichenfledderei". Ganz bewusst nahmen sie deshalb nicht an dem Bieterwettbewerb teil. Interessenten gab es aber trotzdem mehr als reichlich. Aus ganz Deutschland und den Nachbarländern waren sie angereist, um beim Besichtigungstermin am Montag auf dem ehemaligen Betriebsgelände am Uedorfer Weg Gerätschaften und Utensilien in Augenschein zu nehmen.
Hoffnung auf Schnäppchen
In der Hoffnung auf das ein oder andere Schnäppchen hatte auch Gemüsebauer Karl-Heinz Steiger aus Waldorf verschiedene Artikel aus der Versteigerungsmasse aus nächster Nähe betrachtet. "Da war ein Betrieb wie auf Pützchens Markt", erzählte er. Es sei so voll gewesen, dass es sogar richtig schwer gewesen sei, einen Parkplatz zu bekommen. Am Dienstag und gestern liefen dann die Online-Auktionen und mit ein bisschen Glück konnten dabei zum Beispiel Dixiklos schon für 52 Euro ersteigert werden, eine blaue mit Erdbeeren bemalte lebensgroße Kunststoffkuh war Bietern hingegen schnell weit über 500 Euro wert. Nur 15 Euro wurde für einen Flachbildschirm geboten, für einen größeren Hygiene-Posten ließ ein Interessent 1160 Euro springen und eine Gemüse-Kühlvitrine hat für nur 100 Euro den Besitzer gewechselt.
"Ich habe mir ein Werkzeugregal ersteigert, wobei ich weniger das Regal, als vielmehr an seinem Inhalt interessiert war", erzählte Steiger.
Persönlich hatte er den Eindruck, dass nicht alle Artikel wirklich günstig zu haben waren. "Vieles war meiner Meinung nach auch schlichtweg zu teuer", so Steiger. Direkt fiel ihm dabei ein Schwerlastregal ein, für das letztendlich mehr als 4000 Euro gezahlt wurde. "Einzelne Maschinen sind dafür zu richtigen Schleuderpreisen weggegangen", berichtete er. "Speziell die Anhänger waren zum Teil auch in keinem guten und nicht straßentauglichen Zustand", bilanzierte ein anderer Landwirt. Auch Gelenkbusse und sogar ein gelber ziemlich alter amerikanischer Schulbus wurden ersteigert. Tüchtig geboten wurde auch für eine alte DKW RT 125/2 aus dem Jahre 1953 und für die DKW Hummel Super aus dem Jahre 1959.
Containerdorf ersteigert
Ersteigert wurde auch das kleine Containerdorf, das in der Straße Im Ühlchen steht und das im Frühjahr Schauplatz heftiger Auseinandersetzungen zwischen rumänischen Erntehelfern und Beauftragten des Insolvenzverwalters um die Zahlung von Löhnen gewesen war.
Für die gesamte Anlage mit insgesamt 76 Wohncontainern, acht Sanitärcontainern aufgeteilt in vier WC, und vier Duschen, 14 Durchgangscontainern, zwei Aufgangstreppen inklusive Fenster, Rollläden, Beleuchtung sowie der Elektro- und Wasserinstallation gab es insgesamt mehr als 110 Gebote. Um diesen allerletzten Posten auf der langen Liste der Angebote kam es zu einem wahren Wettstreit der Bieter. 76 500 Euro waren das höchste Gebot.
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Bis auf einige Positionen konnte bis kurz vor 15 Uhr tatsächlich das gesamte mobile Inventar der GbR versteigert werden. "Ich bin ganz zufrieden", zog am Nachmittag auch Udo Wimmershoff von der IVG eine erste Bilanz. Gleichzeitig kündigte er für die noch verbliebenen Artikel eine Nachauktion an. "Dafür werden wir die Preise senken", sagte er auf Anfrage der Bonner Rundschau.
Derweil sitzt der ehemalige Erdbeer- und Spargelbauer nach Informationen der Rundschau inzwischen seit fünf Wochen in der Justizvollzugsanstalt Köln in Beugehaft. Der Landwirt und seine Frau hatten in einer gerichtlichen Anhörung auf zahlreiche offene Fragen des Insolvenzverwalters keine ausreichenden Antworten gegeben.Es geht um den Verbleib von Maschinen im Wert von über einer Million Euro sowie unklare Ausgaben in ungefähr gleicher Höhe.Vieles war schlichtweg zu teuer. Einzelne Maschinen sind dafür zu richtigen Schleuderpreisen weggegangen