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Ehekrach in BornheimFrau mit Kabel verprügelt und heißem Wasser übergossen

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Außenaufnahme des Landgerichts Bonn

Außenaufnahme des Landgerichts Bonn

Teils schwere Körperverletzungen resultieren aus einem vier Jahre währenden Ehekrach in Bornheim, dessen erste Etappen schon seit sieben Jahren aktenkundig sind. Nun ist der Fall am Landgericht Bonn.

Seit 2016 kennt der Bonner Strafverteidiger Thomas Ohm seinen heute 34 Jahre alten Mandanten aus Bornheim. Seit damals wehrt dieser sich gegen Vorwürfe, er habe seine Frau verprügelt. Aber erst seit diesem Mittwoch wird über die Beschuldigungen in einer Hauptverhandlung vor dem Landgericht öffentlich verhandelt. Der Mann ist wegen sieben, auch gefährlichen, Körperverletzungen angeklagt.

Er soll zwischen Ende 2014 und dem 12. Oktober 2018 seiner Partnerin heißes Wasser über den Bauch gegossen, sie mit einem Kabel, einem Zollstock und einem Baseballschläger geprügelt, ihren Kopf gegen Bett, Wand und Fußbodenfliesen geschlagen, sie an den Haaren über den Boden gezogen, sie getreten und ihr mit der Faust so auf das linke Ohr gehauen haben, dass es deformiert und die Hörleistung beeinträchtigt worden ist. Die Taten sollen teilweise vor den Augen des weinenden Sohnes geschehen sein.

„Eine Ewigkeit hat das Verfahren beim Amtsgericht gebraten“, erklärte Ohm zu Beginn des Prozesses. 2019 wurden die verschiedenen Fälle miteinander verbunden, im selben Jahr legte die Staatsanwaltschaft die Anklage einem Amtsrichter vor, der sie ans Landgericht weiterleitete. 2023 wurde sie von der zuständigen Kammer zugelassen. Da der Angeklagte sich nicht in Untersuchungshaft befindet, muss die Verhandlung nicht in der ansonsten gebotenen Frist von sechs Monaten zu Ende gebracht werden.

Angeklagter ist laut Verteidiger ein „impulsiver Mensch“

Der Angeklagte, laut Ohm „ein impulsiver Mensch“, der sich „als Opfer“ sieht, ist Kosovo-Albaner, seine Frau albanische Roma. Er wanderte 1991 mit Eltern und Geschwistern in Bornheim ein, besuchte dort Grund- und Hauptschule, dann ein Berufskolleg in Brühl, hat eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann abgebrochen, weil er lieber handwerklich arbeiten wollte, und lebt nun von Gelegenheitsjobs, unter anderem als Landschaftsgärtner und Busfahrer.

2008 soll eine erste Ehe für ihn arrangiert worden sein, da war er gerade 20, die Verlobte keine 16 Jahre alt. Die Beziehung scheiterte, anschließend stritten die Familien über die Rückzahlung des vereinbarten Brautgelds. 2011 wurde erneut ein Ehebündnis vorbereitet: Auf einer Familienfeier habe ihm ein Cousin seines Vaters gesagt: „Ich habe eine Frau für dich.“ Die zugedachte Braut war immerhin 18 Jahre alt und damit schon volljährig. Noch im selben Jahr heirateten die beiden nach islamischem Recht, 2012 auch vor einem deutschen Standesbeamten. Da war das erste von fünf Kindern schon geboren.

Glaubt man dem Angeklagten, begann die Ehekrise im März 2016. Damals habe das Paar über die Haushaltsführung gestritten, mit der er unzufrieden gewesen sei. Weil sich ein Nachbar über den Lärm des handfesten Streits beschwert hatte, erschien zum ersten Mal die Polizei in der Bornheimer Wohnung der Familie; sie sollte später noch öfter klingeln. Der Krach war wohl sehr heftig: Auf Fotos sind große Hämatome an den Beinen der Frau zu sehen.

Ex-Frau flüchtete jahrelang in Frauenhäuser

Inzwischen ist die Ehe geschieden, der Angeklagte lebt mit seinen Eltern und den fünf Kindern an der Schweizer Grenze. Die Ex-Frau hat vor dem Familiengericht ein Sorgerechtsverfahren angestrengt. Sie soll aus Angst vor ihrem Mann jahrelang in Frauenhäusern gelebt haben.