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Debatte in BornheimFDP kritisiert Anzahl von Windrädern als „aus dem Ruder gelaufen“

Lesezeit 4 Minuten
Windrad und Stromleitungenin der Rheinebene bei Bornheim.

Die Windkraftzone in er Rheinebene zwischen Wesseling und Bornheim wird von der Bezirksregierung nicht berücksichtigt.

Die Bornheimer Liberalen kritisieren eine aus ihrer Sicht „drastische Zunahme geplanter Industriewindkraftanlagen“. 51 Windräder seien im Stadtgebiet möglich. Die Stadt geht weiter von 30 Anlagen aus.

Im gesamten Bornheimer Stadtgebiet, das heißt die Windkraft-Konzentrationszonen in der Rheinebene und auf der Ville zusammengenommen, wären mit dem aktuellen Entwurf des Regionalplanes der Bezirksregierung 51 Windräder möglich. So haben die Bornheimer Liberalen die Antworten der Stadtverwaltung auf eine Kleine Anfrage zusammengefasst. Die FDP hatte Windräder auf der Ville schon von Beginn der Diskussion um Windkraft-Zonen abgelehnt.

Jörn Freynick, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Freien Demokraten im Stadtrat, äußerte sich besorgt „über die drastische Zunahme geplanter Industriewindkraftanlagen. Die extrem hohe Anzahl von 51 potenziellen Standorten verdeutlicht, dass die ursprünglichen Pläne der Stadt für 30 Anlagen sowie die zusätzlichen 21 Standorte der Bezirksregierung Köln vollkommen aus dem Ruder gelaufen sind“.

Tiefschlag für Natur- und Landschaftsschutz

Laut Freynick, der auch der FDP-Fraktion im Regionalrat angehört, mögen „51 Windräder in Bornheim eine grüne Wunschfantasie sein, aber sind unserer Bevölkerung auf keinen Fall zu vermitteln“. Er nennt die Pläne überzogen und sie bedürften einer umfassenden Überprüfung. Parteifreund Christian Koch aus Hemmerich ergänzt: „36 Windrad-Standorte auf der Ville sind ein Tiefschlag für Natur- und Landschaftsschutz. Wir können es nicht zulassen, dass dieses Erholungsgebiet auf so dramatische Weise beschädigt wird.“

Jedes Windrad verbrauche nach Angaben der Stadt eine Fläche von 3000 Quadratmetern für Turm und Kranstellflächen für die gesamte Dauer des Betriebs. Das seien insgesamt 108 000 Quadratmeter verbauter Fläche, „mehr als 15 Fußballfelder allein auf dem Villerücken“. Die Freien Demokraten fordern „eine Neubewertung der Standortauswahl unter Berücksichtigung der demokratisch legitimierten Entscheidungen im Bornheimer Stadtrat“.

Dass die Zahl 51 stimmt, bestätigt auch die Stadtverwaltung auf Anfrage. Sie habe ein Fallbeispiel errechnen lassen, wie viele Anlagen maximal auf der Gesamtfläche mit dem Entwurf des Regionalplans, den die Bezirksregierung zum Schrecken aller im Rat vertretenen Parteien vorgelegt hat, möglich wären. Und das seien tatsächlich 51. „Das ist aber weder gewollt noch geplant“, unterstreicht Pressesprecher Christoph Lüttgen. Die Stadt gehe weiterhin von 30 Anlagen aus – so, wie es der Stadtrat auch beschlossen habe.Beantragt sind laut Stadt zurzeit 15 Anlagen auf der Ville und sechs in der Rheinebene. Dort möchte die REA, ein Projektentwicklungsunternehmen für Erneuerbare Energien mit Sitz in Düren, bauen.

Grüne: „FDP hat keine konstruktive Rolle gespielt“

Dass sich die hohe Zahl von Windrädern um „eine grüne Wunschfantasie“ handele, wie es Jörn Freynick, formuliert, weist Markus Hochgartz, Co-Sprecher der Grünen im Bornheimer Stadtrat, entschieden zurück. Es sei schon „ein Stückweit komisch“, so Hochgartz, weil die FDP im Gegensatz zu den Grünen „keine konstruktive Rolle in der Windkraft-Diskussion in Bornheim gespielt hat“. Die Ökopartei habe konstruktiv mitgearbeitet, als es um die Ausweisung der Konzentrationsflächen ging. „Wenn wir, wie es die FDP wollte, nur eine Fläche an der Rheinschiene ausgewiesen hätten, dann hätten wir jetzt den potenziellen Wildwuchs, den keiner will“, sagte Hochgartz der Rundschau auf Anfrage.

Und zwar deshalb, weil die Bezirksregierung mit Blick auf die Sichtachsen des Weltkulturerbes Brühler Schlösser die Konzentrationsfläche der Stadt in der Ebene überhaupt nicht in ihre Berechnungen aufgenommen hat. Bornheim stünde also jetzt ohne Konzentrationszone da. Bis 2022 hätten die Grünen selbst Windenergie auf der Ville abgelehnt, aus Gründen des Landschaftsschutzes. „Es ist aber klar geworden, dass wir ohne die Ville kein rechtssicheres Verfahren haben werden“, erklärt Hochgartz den Sinneswandel.

„Wir sind immer noch bemüht, dass die Planung der Stadt stärker berücksichtigt wird“, so Hochgartz, Gespräche mit dem Regionalrat und der Landesregierung liefen. Hochgartz: „Von der FDP ist solch eine Initiative noch nicht bekannt geworden. An den Natur- und Landschaftsschutz wollen wir die FDP gerne erinnern, wenn es um Straßenbauprojekte wie die Rheinspange geht.“ Interessant wird noch die Frage, wie sich das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster vom 21. März auf die neue Regionalplanung auswirkt. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland hat mit seinem Normenkontrollantrag gegen die 2019 von der damaligen Landesregierung aus CDU und FDP beschlossenen Änderungen Recht bekommen.