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Corona-LockdownUedorfer Caféhäuschen steht ohne Einnahmen da

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Zusammengeklappte Stühle auf der Außenterrasse.

Bornheim-Uedorf – Die Herbstsonne schimmert vom fast wolkenfreien Himmel durch die gelbverfärbten Blätter der Bäume. Ein paar Schiffe fahren auf dem Rhein vorbei, es ist ein ruhiger, entspannter Tag. Zu ruhig für Ruth Müller. Denn die Stühle auf der Terrasse ihres Caféhäuschens in Uedorf sind zusammengeklappt oder an die Tische gelehnt. Auch der Innenbereich des Lokals, in dem Ruth Müller seit 2004 Bienenstich, Obstkuchen oder Kaffee serviert, wirkt trostlos und verwaist. Mitten im Raum steht eine Leiter, die Dekoration ist weggeräumt. Ruth Müller greift zum Putzlappen, seit Montag ist ihr kleines Lokal zwangsläufig geschlossen. Teil-Lockdown in Deutschland. Coronabedingt.

Dass sie an diesem Mittwoch doch im Café anzutreffen ist, liegt daran, dass sie den jährlichen Großputz vorgezogen hat: „Normalerweise heißt es bei uns Großreinemachen zwischen Weihnachten und Neujahr“, schildert die 53-Jährige. Es gibt aber noch einen weiteren Grund: „So kann ich wenigstens noch eine Aushilfe beschäftigen. Sie hat zwei Kinder und ist auf das Geld dringend angewiesen.“

Winterputz im Inneren

Auch Ruth Müller hat Kinder. Sie sind zwischen 10 und 17 Jahre alt und machen sich wie ihre Mutter Sorgen: Schon wieder Lockdown. Für die Gastronomin bedeutet dies eine erhebliche Umsatzeinbuße, denn sie trägt normalerweise die Hälfte zum Familieneinkommen bei. „Es sind manche Tränen geflossen, weil wir uns finanziell einschränken mussten, so fiel beispielsweise in diesem Jahr unser Urlaub weg“, schildert die Uedorferin. Für die Schutzmaßnahmen zur Eindämmung des Virus hat sie Verständnis, dafür, dass nun aber wieder Restaurants und Lokale schließen müssen, nicht: „Wir haben sämtliche Auflagen erfüllt, halten die Abstandsregeln ein und ich habe mehr als 1000 Euro investiert, um Desinfektionsmittel einzukaufen.“

Um ihre Gäste auch im Herbst draußen bewirten zu können, hatte sie zudem wärmende Decken angeschafft. „Wir sind kein Hotspot, wir führen unsere Listen mit den Kontaktdaten, und es ist uns nicht bekannt, dass sich bei uns jemand angesteckt hätte“, betont Müller. Es erwische immer die kleinen Betriebe und Solo-Selbstständigen, die großen Konzerne dürften weitermachen.

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Auch sie hat im Frühjahr Soforthilfe bekommen. Sie weiß aber immer noch nicht genau, was sie davon behalten darf, da sich die Bestimmungen fortwährend geändert hätten. Und ob sie Anspruch auf die aktuellen Unterstützungen hat, das wüssten weder ihr Steuerberater noch der Hotel- und Gaststättenverband DeHoGa so genau. Die laufenden Kosten muss sie jedoch weiter bezahlen. Das weiß sie genau, zumal das Caféhäuschen, das sich in einem umgebauten Hühnerstall eines Bauernhofes befindet, ihr Eigentum ist. „Ich muss Kredite bedienen. Die Steuern und die Kosten für Strom und Wasser laufen auch weiter.“ Klar, könne sie alles stunden lassen. Doch dann stünde sie irgendwann vor einem riesen Berg Schulden.

Acht Prozent durch Außenverkauf im Frühjahr

Und wie sieht es mit einem Außer-Haus-Verkauf aus? „Im Frühjahr haben wir das angeboten und gerade einmal acht Prozent des Umsatzes im Vergleich zur Zeit vor Corona gehabt.“ Ihr Café böte sich für ein solches Angebot einfach nicht an, findet sie. „Hier möchte man gemütlich bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen am Rheinufer sitzen.“

Müller bewirtet auch viele ältere Gäste. Die kämen auch gerne weiterhin, weiß sie, obwohl sie zur Risikogruppe gehören: „Einige meiner älteren Gäste sagten mir, sie wollten sich nicht bevormunden lassen, und sie möchten auch nicht isoliert werden.“ Den vierwöchigen Lockdown im November werde sie wohl überstehen. Ob sie ihr Caféhäuschen aber noch halten könne, wenn sich die Krise über weitere Monate hinziehe, wisse sie nicht.

Ihre Kinder gewinnen der unfreiwilligen Schließung aber durchaus etwas Positives ab: „Ich bin jetzt länger am Wochenende zu Hause, wir haben nun mehr Zeit, um gemeinsam zu basteln und zu kochen.“