Die Nahversorgung in den Bornheimer Ortsteilen Merten und Widdig war Thema im Stadtentwicklungsausschuss. Es sollten Supermärkte entstehen, aber die Entwicklung ist fraglich.
Ausschuss StadtentwicklungWas wird aus den Supermarkt-Projekten in Bornheim?
Einige Fragezeichen gab es bei zwei Supermarkt-Projekten im Bornheimer Stadtgebiet in der jüngsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses. Der Ausschuss hatte sich mit der Aktualisierung der Prioritätenliste von Wohnbau- und Gewerbeflächen in Bornheim beschäftigt. Dabei wollte Hans Gerd Feldenkirchen (UWG) wissen, was aus dem geplanten Discounter in Widdig wird und wie es künftig um die Nahversorgung in Merten bestellt ist. Die ernüchternde Antwort von Planungsamtsleiter Andreas Erll lautete in beiden Fällen: „Wir wissen es nicht.“
Widdig: Im Sommer 2022 hatte der Rat einstimmig der Aufstellung eines Bebauungsplanes für die Ansiedlung eines Netto-Discounters zwischen der Kölner Landstraße (L 300) und der Bahnlinie 16 nördlich des Salierweges zugestimmt. Ein Bornheimer Investor wollte dort das Geschäft mit einer Verkaufsfläche von knapp 800 Quadratmetern errichten. Verkauft werden sollten hauptsächliche Produkte für die Nahversorgung. Auch ein Anbau mit einem Café oder einem Bistro sowie einen Backshop sollte es geben.
Nahversorger schließt 2025
Dabei sollte möglichst wenig Fläche versiegelt werden. Auf den Parkplätzen sollten hoch wachsende Bäume gepflanzt und auf dem Dach des Discounters eine Photovoltaikanlage angebracht werden, so die Vorgaben aus der Politik. Die Idee, in dem kleinen Rheinort einen Nahversorger einzurichten, ist nicht neu. Bereits 2009 reiften erste Überlegungen, einen Supermarkt in Widdig zu realisieren, wie der damalige Ortsvorsteher Konrad Velten (CDU) erklärte.
Die nächsten Einkaufsmöglichkeiten für die Widdiger gibt es in Hersel und in Wesseling-Urfeld. Die sind aber zu Fuß schwer erreichbar, vor allem für ältere Bürger. Seit dem Aufstellungsbeschluss geschah aber nichts mehr: „Wir sind ratlos, da sich der Investor seitdem bei uns nicht mehr gemeldet hat. Wir haben keinen Kontakt mehr zu ihm“, sagte Erll. Auch zu dem Betreiber des Marktes gebe es keinen Kontakt. Alexander Kreckel (FDP) wollte wissen, ob die Klimaschutzauflagen den Investor möglicherweise verprellt hätten? Erll dazu: „Wir wissen es nicht.“
Merten: In der zweiten Jahreshälfte 2025 wird der zur Rewe-Gruppe gehörende „nahkauf“-Markt an der Kirchstraße in Merten endgültig schließen, darauf wies Hans Gerd Feldenkirchen, der auch Ortsvorsteher von Merten ist, hin. Eigentlich sollte der kleine Laden im Dorfkern mit einer Verkaufsfläche von etwa 600 Quadratmetern bereits 2020 dichtmachen. Aus Kulanzgründen habe, laut Feldenkirchen, Rewe den Laden jedoch weiterbetrieben, obwohl dieser Verluste schreibt. Gehen dort die Lichter aus, treffe dies vor allem die älteren Bürger empfindlich, unter anderem auch das benachbarte Seniorenheim der GFO. Sie müssten dann den Weg vom Zentrum zum Gewerbegebiet „Am Roten Boskoop“ auf sich nehmen, wo sich ein Aldi-Discounter, ein DM-Markt, ein Rewe-Getränkemarkt und gegenüber der Hofladen des Obstbauers Schmitz-Hübsch befinden.
Damit auch der Ort Merten, der wegen seiner Neubaugebiete Me 16 („Mertener Mühle“) und Me 18 in den kommenden Jahren stark wachsen wird, einen adäquaten Nahversorger bekommt, hatte die Rewe Group geplant, ihren Getränkemarkt „Am Roten Boskoop“ umzubauen, eventuell sogar zu erweitern und durch einen Anbau, um die heute üblichen 1200 bis 1500 Quadratmetern zu erreichen, erklärte Feldenkirchen. Warum die Pläne ruhen, weiß er nicht: „Ich sehe auch keinen Konflikt mit anderen Orten“, meinte Feldenkirchen.
Die nächsten größeren Nahversorger befinden sich in Waldorf (Rewe) und in Walberberg (Edeka). Merten mit bald 6000 Einwohnern brauche einen solchen Markt unbedingt. Doch auch hier gibt es noch Unklarheiten, wie Andreas Erll erläuterte: „Wir wüssten gerne, was der Investor plant. Will er im Gebäude bleiben oder will er anbauen? Uns liegen keine aktuellen Informationen vor. Solange können wir nicht handeln. Rewe muss in diesem Fall auf uns zukommen.“
Höhere Priorität
Je nachdem, wie die Pläne ausfallen, müsste der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Dann würde es noch etwa zwei bis drei Jahre dauern, bis es weitergehe, schilderte der Technische Beigeordnete Robert Lehmann im Ausschuss. Feldenkirchen wollte das Projekt in der Priorisierungsstufe von zwei auf eins, oder zumindest auf die Zwischenstufe „eins bis zwei“ anheben. Robert Lehmann dazu: „Wir sehen die Brisanz für Merten, aber wir müssen nichts priorisieren, von dem wir nicht wissen, was geplant ist.“ Dennoch entschied sich der Ausschuss dafür, das Projekt auf die Zwischenstufe „eins bis zwei“ anzuheben.
Wichtig war den Ausschussmitgliedern noch, dass die Stadt nach dem Wegfall des „nahkauf“ einen Fußweg vom Ortszentrum zum „Roten Boskoop“ baut. Dieser Vorschlag wurde in die Prioritätenliste mit aufgenommen. Doch die Realisierung werde noch länger dauern, da erst Grunderwerbs- und Anwohnerfragen geklärt werden müssten.