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5659 Joints für den EigenbedarfVater und Sohn wegen Cannabisanbau in Bornheim vor Gericht

Lesezeit 3 Minuten
Ein Landwirt tastet die Blätter einer Hanfpflanze auf einem Feld.

Blätter einer Hanfpflanze

Cannabisanbau unterm eigenen Dach: Vater und Sohn „nur“ wegen illegalem Drogenbesitz zu kleinen Haftstrafen verurteilt - Schwunghafter Handel konnte nicht nachgewiesen werden

Da sind Vater und Sohn noch mal haarscharf davon gekommen: Denn das Bonner Landgericht verurteilte das Duo, das im Jahr 2022 in ihrem Anwesen in Bornheim wiederholt Cannabispflanzen angebaut hatte, nur wegen Drogenbesitzes und nicht - wie ursprünglich auch angeklagt - wegen Drogenhandels. So kam der 21-jährige Sohn mit einer Bewährungsstrafe von 10 Monaten Haft davon - und der Vater, ein kürzlich erst verurteilter Ebay-Betrüger, bekam weitere 1 Jahr und 9 Monate Haft. Mit der Betrugsstrafe zusammen sind das über 5 Jahre, die der gelernte Garten- und Landschaftsbauer fern von den heimischen Plantagen absitzen muß. Der Sohn muss als Bewährungsauflage unter anderem 1000 Euro an den Verein für Gefährdetenhilfe zahlen und möglichst kein Cannabis im großen Stil anbauen.

5659 Joints für den Eigenbedarf

Bei zwei Durchsuchungen waren bei der Familie, „in der die Joints nie ausgingen“, über ein Kilo getrocknetes Marihuana gefunden worden. Davon, so rechnete es der Kammervorsitzende Wolfgang Schmitz-Justen den Angeklagten vor, könne man - selbst nach Abzug der 60 Gramm, die als Eigenbedarf erlaubt seien-, immerhin noch 5659 Joints drehen. „Dass Sie soviel zum Eigenkonsum brauchen, das können Sie ihrem Friseur erzählen. Damit hätten Sie ein Drittel der schönen Stadt Bornheim versorgen können“, meinte der Vorsitzende nicht ohne Ironie, aber nachweisen konnte die Kammer es den Angeklagten letztlich nicht. Im Zweifel also, Glück gehabt.

Bei dem ersten Besuch der Drogenfahnder am 8. März 2022 brauchte es lange, bis die Familie sich bequemte, die Tür zu öffnen. Vermutlich hätte die Familie in der Zeit „geistesgegenwärtig“ manches Gras über die Toilettenspülung verschwinden lassen. Die Beamten ließen sich aber nicht täuschen, weil „der süßliche Cannabisgeruch durch das ganze Haus waberte“. Schließlich fanden sie 118,28 Gramm gebrauchsfertiges Rauschgift im Tiefkühlfach, weitere 334 Gramm im Wäschetrockner.

Cannabisanbau in Bornheim: Anlage für Chilischoten gedacht

Der Eigenbedarf der Familie war wohl so hoch, dass sie die Finger vom dilettantischen Anbau nicht lassen konnte, dafür hatte sie eine schlichte Anzuchtanlage gekauft, die ursprünglich für Chilischoten gedacht war. Aber den Cannabispflanzen war das wohl egal, sie gediehen dennoch gut, so dass ein halbes Jahr später, als die Beamten am 13. Oktober 2022 wieder anklopften, erneut 531,7 Gramm beschlagnahmt werden konnten. Diesmal befand sich der Stoff auf dem Dachboden, in einer Box direkt neben dem Kamin.

Vor Jahren hatte der 52-jährige Vater angefangen, Cannabis als Mittel gegen seine Schlafstörung zu nehmen, zum Schluss will er sich zur Nacht zehn Joints vorgedreht haben. Irgendwann, so hatten sie es in den Geständnissen berichtet, sei das Geld zum Kauf des Stoffs ausgegangen. Da habe sich der damals 17-jährige Sohn im Internet schlau gemacht, wie man selber Marihuana anbauen kann und sich eine Anzuchtanlage besorgt.

Der Vater, der es offenbar mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, hatte zunächst versucht, dem Gericht vorzuflunkern, dass es sich bei den beschlagnahmten Tüten keineswegs um Marihuana, sondern um getrocknete und gemahlene Chilischoten gehandelt habe, die sie für Bekannte abgepackt hätten. „Die Version mit dem Chili“, so Schmitz-Justen am Ende heiter, werde er in seine Sammlung kurioser Ausreden aufnehmen, aber nicht ins Urteil.