Eigentlich sollten im Stadtgebiet keine Turnhallen mehr belegt werden. Spätestens Ende November wird sich das jedoch ändern.
Platz für SchutzsuchendeBornheimer Turnhalle wird wieder Notunterkunft
Erinnerungen werden wach an das Jahr 2015: Denn schon damals wurde die Turnhalle Erstaufnahmestelle für rund 150 Schutzsuchende und ist es seither immer wieder provisorische Unterkunft. Wie Bornheims Pressesprecher Christoph Lüttgen auf Anfrage der Bonner Rundschau mitteilt, könne auch die Belegung weiterer Turnhallen nicht ausgeschlossen werden, wenngleich die Stadt sich bemühe, dies zu vermeiden. Wie in vielen anderen Kommunen wird aber auch in Bornheim der Platz knapp, um Schutzsuchende unterzubringen: „Seit dem Herbst erleben wir, dass wir mit einer erheblichen Zuweisungsdynamik umgehen müssen. Die Zuweisungen erfolgen nicht selten unangekündigt und wenig konkret – etwa im Hinblick auf die zu erwartende Personenzahl. Das erschwert die Planbarkeit enorm“, so der Verwaltungssprecher.
Wie lange die Halle belegt werde, könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht gesagt werden, die Verwaltung bemühe sich aber, so schnell wie möglich andere Unterbringungsoptionen zu finden. Für den Schulsport soll es keine Einschränkungen geben. Die Unterrichtsstunden, die bislang in Halle vier, also der alten Halle, stattfanden, werden in die neue Halle verlegt: „Dadurch ist der Schulsport sichergestellt“, betont Lüttgen. Vereinen würden alternative Trainingsmöglichkeiten im unmittelbaren Umfeld zur Verfügung gestellt.
Derzeit sei geplant, dass sich die Geflüchteten selbst versorgen und vor Ort ihre Mahlzeiten zubereiten können. Dafür soll es einen Küchencontainer geben. Ein Sicherheitsdienst werde vor Ort sein, so Lüttgen weiter. Konkrete Zahlen zu den Kosten könne die Stadt in diesem Stadium noch nicht nennen: „Zu den größten Posten werden voraussichtlich der Sicherheitsdienst und die Miete für den Küchencontainer zählen.“ Bis zu 30 geflüchtete Personen sollen dort ein Dach über dem Kopf finden.
Die Eltern der Schüler, die die Bornheimer Grundschule besuchen, wurden in der vergangenen Woche während der Schulpflegschaftssitzung über die Pläne informiert, wie SPD-Ratsfrau Anna Peters auf ihrer Facebook-Seite postete. Für die Schulgemeinschaft sei dies „keine gute Nachricht“, so Anna Peters und ihre erste Reaktion lautete: „Nicht schon wieder!“ Nachdem über Monate die Turnhallen der Wallraf-Schule als Notunterkunft belegt waren, wurden diese erst nach den Herbstferien wieder für den Schul- und Vereinssport freigegeben, da damals die Zahlen an Schutzsuchenden zurückgegangen waren.
Für bis zu 100 Personen war Platz, zuletzt lebten dort höchstens 50, hieß es noch in der Ratssitzung im August. Als Mutter eines Erstklässlers ist Anna Peters direkt von der Schließung betroffen. In einer Sporthalle Schutzsuchende unterzubringen, sei für sie stets eine der schlechtesten Lösungen: „Aber immer noch besser als Obdachlosigkeit.“ Bei der Schulpflegschaftssitzung seien Ärger und Hilflosigkeit zu spüren gewesen: „Wir leben in herausfordernden Zeiten und dazu gehören leider auch teils schwere Entscheidungen“, schreibt Peters. Die Sozialdemokratin richtete einen „großen Appell“ ans Land, den Kommunen schnelle und pragmatische Lösungen anzubieten.
In den Kommentarspalten zu Anna Peters' Post bringen Eltern ebenfalls ihre Ratlosigkeit zum Ausdruck: „Ich bin auch sehr gespalten, ich weiß keine andere Lösung“ heißt es zum Beispiel. Ein anderer User richtete seine Kritik an die Regierung in Berlin und mahnte: „Wohnraum ist knapp und für manche Menschen unbezahlbar. Das wird die eine oder andere Partei für sich ausnutzen. Das müssen wir verhindern.“ Ein Grund, warum erneut eine Turnhalle der Johann-Wallraf-Schule belegt wird, sei, dass dort zahlreiche Kriterien wie Brandschutz und vorhandene Fluchtwege erfüllt würden, so die Stadt. Zudem bestünden im Ortsteil Bornheim eher Ausweichmöglichkeiten für den Schulsport als in anderen Teilen der Stadt.
Modulbau am Hexenweg
Am Hexenweg am Hellenkreuz haben inzwischen die vorbereitenden Arbeiten für den Bau einer Notunterkunft für Schutzsuchende mittlerweile begonnen. Wie Christoph Lüttgen mitteilt, sollen die Unterkünfte voraussichtlich bis zum Frühsommer 2024 bezogen werden können. Die Modulbauten bieten Platz für 80 bis 100 Menschen. Wie die Verwaltung im Integrationsausschuss am Mittwochabend mitteilte, haben Anfang des Monats die Tiefbauarbeiten begonnen. Kabeltrassen für Strom und Telefon und Internet müssten verlegt werden. Die Produktion der Module für die Unterkünfte soll in dem beauftragten Werk im Dezember anlaufen.
In der vierten und fünften Kalenderwoche 2024 sollen sukzessive die 36 Module auf die Baustelle geliefert und aufgestellt werden. Bis Mitte Mai werden der Innenausbau, sowie Arbeiten an Dach und Fassade erfolgen. Die Übergabe des schlüsselfertigen Gebäudes ist für Anfang Juni geplant, danach könnten die Wohnungen bezogen werden. Die Arbeiten an den Außenanlagen sollen voraussichtlich im dritten Quartal abgeschlossen sein. Derzeit erarbeite die Verwaltung für die Anlieferung eine Route aus, damit Anwohner ihre Häuser und Eltern die Kita möglichst störungsfrei erreichen können. Im Hexenweg selbst werde es nur zu leichten Einschränkungen für Autofahrer und Fußgänger kommen.
Wie geplant, wird die Zuwegung einseitig befahrbar bleiben. Die Stadt investiert in den Bau zirka 3,5 Millionen Euro. Die aktuellen Zahlen Bornheim wurden laut Stadtverwaltung in den vergangenen zwei Monaten knapp 140 schutzsuchende Personen aus etwa 20 Nationen zugewiesen. Die Menschen konnten überwiegend in städtischen Unterkünften untergebracht worden. Dies sind sowohl Sammelunterkünfte als auch von der Stadt angemietete Wohnungen oder Häuser. Aktuell leben rund 1500 Geflüchtete im Stadtgebiet.