BornheimTeam des Jugendtreffs kommt jetzt zu den Jugendlichen

Rapper Said
Copyright: Margret Klose
Bornheim – „Am Anfang war es für mich richtig schwer, den Alltag während der Lockdowns neu zu organisieren“, sagt Said. Eigentlich hatte sich der 17-Jährige vor Corona regelmäßig in Bornheim mit Freunden getroffen, wollte auch gerne in den Bornheimer Jugendtreff.
Doch dann kam der erste Lockdown. „Ich war von einen auf den anderen Tag auf mich allein gestellt. Alles, mein soziales Umfeld, meine Freunde und die Treffen mit ihnen in Bornheim fielen wegen der Pandemie weg“, erinnert er sich. Zu Hause sei ihm die Decke auf den Kopf gefallen. „Aber ich habe in diesen Wochen ein neues Hobby für mich gefunden“, sagt er, „Rappen, mit eigenen Texten“. Dabei könne er seinen Frust, seine Sorgen und lange unausgesprochene Empfindungen herauslassen.

Frank Unkelbach vor dem Bornheimer Jugendtreff.
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„Tagelang auf der Straße, Mutter nächtelang wach. Polizei kommt nach Hause, Handschellen mitgebracht.“ Das ist einer von Saids Texten. Frank Unkelbach kann nachfühlen, wie es jungen Menschen wie Said im Lockdown ging. Als Leiter des Bornheimer Jugendtreffs (BJT) hat er eigentlich täglich mit ihnen zu tun, doch auch der Treff war sieben Monate lang coronabedingt geschlossen. Kontakt war, wenn überhaupt, nur virtuell möglich. Beim Chatten in Sozialen Netzwerken habe er erfahren, wie schwer es den jungen Leuten gefallen ist, sich an die Corona-Verordnungen zu halten. Des Öfteren sei es bei Verstößen auch zu Ärger mit dem Ordnungsamt und den Eltern gekommen. Andere hätten ihm über großen Frust zu Hause berichtet, Probleme mit der Schule, Stress mit den Eltern und Geschwistern in mitunter beengten Wohnverhältnissen. Es gab Unverständnis über die Corona-Maßnahmen, aber auch Angst vor dem Virus und der ganzen Situation. „Einige schilderten auch ihre innere Zerrissenheit, ob sie zu Hause bleiben sollen, oder sich einfach über die Corona-Verordnung hinwegsetzen und Strafen in Kauf nehmen. sollen.
„Man darf sich natürlich nicht erwischen lassen“, sagt dazu eine 14-Jährige. Sie habe sich nicht an die Regelung gehalten und es sei ihr ziemlich gut dabei gegangen. Gleiches sagt auch ihre Freundin: „Cool war auch, dass wir nicht in die Schule mussten.“ Frank Unkelbach erklärt, ein solches Verhalten sei auch bei Jugendlichen eher die Ausnahme. Er bedauert es sehr, dass er und sein Team in einer Zeit, in der die Jugendlichen eigentlich mehr Begleitung, Unterstützung und Gespräche als sonst brauchten, nur eingeschränkt und nur virtuell mit einigen den Kontakt halten konnten.
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„Die Gefahr ist groß, dass uns die meisten Jugendlichen während der Lockdowns abhandengekommen sind“, befürchtet er und ergänzt: „Unsere Arbeit lebt ja durch die persönlichen Kontakte und das darauf aufbauende Vertrauensverhältnis.“ Unkelbach hat die Sorge, dass sein Team und er wieder bei Null anfangen müssen, wenn der Treff wieder wie üblich öffnet. Gleichwohl hätten sie getan, was im Rahmen der Gesetzgebung möglich gewesen sei. „Doch wir waren ja auch gezwungen, uns an die Corona-Regelungen zu halten“, erklärt er.
Öffnungszeiten
Der „BornheimerJugendTreff„ (BJT) ist zunächst montags bis freitags von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Auch der Bornheimer Kinder-Treff ist wieder da. Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren können dienstags von 16 bis 18 Uhr und donnerstags von 15 bis 18 Uhr das Angebot nutzen. Da die tägliche Besucherzahl auch dort begrenzt ist, empfiehlt sich eine Voranmeldung. Die Hygienevorschriften wie Maskenpflicht und Abstand halten gelten weiterhin.
Fragen beantwortet das BJT-Team werktags ab 11:30 Uhr telefonisch unter (0 22 22) 25 00 oder per E-Mail an: jugendtreff@extranet.stadt-bornheim.de. (mkl)
Als jetzt der BJT nach siebenmonatiger Schließung wieder öffnen durfte, bestätigten sich seine Befürchtungen. Denn nicht ein einziger Jugendlicher ließ sich blicken. Noch möchte Unkelbach die Situation jedoch nicht überbewerten. „Aktuell dürfen ja nur maximal fünf Jugendliche mit Maske und den geltenden Abstandsregelungen ins Haus“, sagt er. Außerdem empfiehlt er eine Anmeldung, damit wegen der Personenbegrenzung keiner der jungen Leute umsonst kommt. „Diese Regelungen machen den Besuch im BJT für die Jugendlichen ziemlich unattraktiv“, erklärt er.
Draußen sei es ja jetzt sogar möglich, sich ohne Maske und Abstand ganz normal zu begegnen. Zum Glück weiß Unkelbach, wo er „seine“ Jugendlichen antrifft. „Der Schulhof der Europaschule ist ab 16 Uhr für alle geöffnet“, berichtet er. Dort komme die Szene zusammen. „Deswegen planen wir vom BJT auch, die jungen Leute dort aufzusuchen und unsere Angebote anzubieten“, sagt er. Zweimal pro Woche fahre dort jetzt auch wieder der Jugendkulturbus vor.