Mehr als eine Rakete auf Rädern: Der „Spacebuzz One“ parkt zurzeit vor der Europaschule in Bornheim und ermöglicht Schülern der sechsten und siebten Klassen eine besondere virtuelle Weltraummission.
Bornheim„Spacebuzz One“ macht Station an der Europaschule
Einfach mal für 15 Minuten ins Weltall reisen, die Erde und den Mond umkreisen und zurück – das können derzeit Schülerinnen und Schüler der sechsten und siebten Klassen an der Europaschule. Seit Montag ist auf dem Pausenhof ein Truck mit einer gewaltigen Weltraumrakete geparkt. 14 Meter lang ist der „Spacebuzz One“, der die Kinder mitnimmt auf eine ganz besondere Weltraummission: Mit einer Virtual-Reality (VR)-Brille geht es ab ins All gemeinsam mit den Astronauten Alexander Gerst und Matthias Maurer – natürlich auch virtuell.
Möglich gemacht hat es Achim Kittelmann. Er ist Lehrer an der Europaschule und koordiniert die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT). Kittelmann hatte gemeinsam mit den Schülern bereits öfter spektakuläre Aktionen gestartet. So ließ er zweimal gemeinsam mit seinen Schülern einen Wetterballon steigen um Klima- und Wetterdaten aus der Atmosphäre zu sammel, die dann später im Unterricht ausgewertet wurden (wir berichteten). Diesmal gelang es ihm, den „Spacebuzz One“ für drei Tage an die Gesamtschule zu holen, ein Projekt der Deutschen Raumfahrtagentur beim Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) in Bonn.
Die packende Reise beginnt auf einem von neun blauen, beweglichen und aerodynamisch geformten Sesseln, dann geht es auch schon los. Die beiden „Mission Specialists“, die Tanzpädagogin Natalie Scheidgen, und die Musicaldarstellerin Andrea Schyboll, heißen die Gäste im „Spacebuzz One“ willkommen: „Wir weisen in die Technik ein und betreuen die Jugendlichen pädagogisch“, erläutert Natalie Scheidgen. Sie sind auch da, falls jemandem auf der virtuellen Reise unwohl werden sollte oder Hilfe benötigt wird, so Andrea Schyboll. Denn der Kurztrip ist äußerst real und spielt perfekt mit Effekten und Illusionen.
Sobald die „Mission Specialists“ den Reisenden die VR-Brille aufgesetzt haben, geht es auch direkt los. Der Sitz ruckelt ein wenig, neigt sich nach hinten, der virtuelle Ausflug führt die Besucher in das Cockpit der Rakete, der Countdown wird runtergezählt und schon kommt es zum Raketenstart. Die Reisenden haben das Gefühl, buchstäblich den Boden unter den Füßen zu verlieren, so realistisch ist die Darstellung. Dann geht es einmal rund um die Erde, Deutschland von oben, Europa, die Arktis, Regenwälder, Wolken und Blitze, zum Mond und von dort wieder zurück zu unserem blauen Planeten.
Folgen des Klimawandels
Anhand kleiner Einspieler begleiten die beiden deutschen Raumfahrer Matthias Maurer und Alexander „Astro Alex“ Gerst die jungen Weltraumreisenden, klären auf über die Folgen des Klimawandels, etwa über abschmelzende Polkappen oder die gerodete Regenwälder und deren Auswirkungen, zeigen aber auch immer wieder die Schönheit der Erde. Am Ende wird es wieder ein wenig unsanft, wenn die Landung ansteht. Aber auch das geschieht alles nur virtuell. „Mir ist es wichtig, die Umweltaspekte und die Auswirkungen des Klimawandels zu beleuchten, daher bin ich froh, dass wir diese Rakete nach Bornheim holen konnten“, schilderte Achim Kittelmann.
Das DLR griff mit dem „Spacebuzz One“ eine Idee aus den Niederlanden auf. Dort hatte 2019 der holländische Raumfahrer André Kuipers das Projekt initiiert. Seit Juni gibt es die „Rakete“ nun auch in Deutschland. Die Europaschüler haben Glück, dass sie jetzt schon in den Genuss gekommen sind, denn die Nachfrage ist gewaltig: „Für 2025 sind wir bereits ausgebucht“, so Natalie Scheidgen. Die Schule kostet der Besuch des „Spacebuzz“ übrigens nichts.
Die Weltraumreise eignet sich für Schüler ab acht Jahren. Zuvor gibt es im Unterricht ein ausführliches „Astronautentraining“. In zwölf Modulen lernen die Mädchen und Jungen mehr über Raumfahrt und ihre Bedeutung für die Gesellschaft. Erst wenn sie dieses Training erfolgreich gemeistert haben, kommt der Truck an die Schule und die Nachwuchsastronauten können auf die Reise gehen. So wie die elfjährige Alina aus Wesseling, die erst ein bisschen aufgeregt war: „Am Anfang war es sehr ungewohnt, es hat überall gekribbelt und ich brauchte etwas Mut.“ Aber Aussteigen war niemals eine Option: „Es war sehr interessant und ich wollte die Reise bis zum Ende durchziehen. Besonders beeindruckend fand ich den Wechsel vom Tag zur Nacht und die Polarlichter.“ Achim Kittelmann erklärte: „Das macht einfach nur Spaß“.
Zahlen und technische Daten
Rund eine Million Euro hat der „Spacebuzz One“ gekostet. Die Rakete ist vier Meter hoch, drei Meter breit (inklusive der offenen Türen fünf Meter) und 14 Meter lang. Der Trailer inklusive Zugmaschine wiegt zirka 19 Tonnen und wird mit 32 Ampere Strom und drei Phasen Starkstrom betrieben. Neun Personen können darin Platz nehmen und mit der VR-Brille auf Reisen gehen.