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Endspurt in HerselDer langjährige Wirt des Nuraxi verabschiedet sich

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„Ich habe 48 Jahre lang gearbeitet. Jetzt ist für mich der Zeitpunkt gekommen, es ruhiger angehen zu lassen“, erklärt Baldessare Passaniti.

„Ich habe 48 Jahre lang gearbeitet. Jetzt ist für mich der Zeitpunkt gekommen, es ruhiger angehen zu lassen“, erklärt Baldessare Passaniti.

Gastro-Szene Bonn-Rhein-Sieg: Michael Sachse hat Gastwirt Baldessare Passaniti besucht, der Ende des Jahres in den Ruhestand geht.

Die Stammgäste des Ristorante Nuraxi müssen sich bald neu orientieren. Ihr Lieblingsitaliener verabschiedet sich. Baldessare Passaniti hat sich entschieden, Ende des Jahres in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen. Am 31. Dezember wird er die Türen seines Lokals im Herseler Bootshaus das letzte Mal öffnen.

Die Mitglieder des Wassersportvereins Hersel werden sich wie auch die Gäste an einen neuen Betreiber gewöhnen müssen. „Ich habe 48 Jahre lang gearbeitet. Jetzt ist für mich der Zeitpunkt gekommen, es ruhiger angehen zu lassen“, erklärt Passaniti. Obwohl der 64-jährige noch fit und gesund ist, will er das Lokal oberhalb der Herseler Rheinpromenade in drei Monaten verlassen.

Bis 2006 residierte das Nuraxi in Alfter

„Auch wenn es mir gut geht, spüre ich manchmal die vielen Jahre, die ich Tag für Tag am Herd gestanden habe. Insbesondere an langen Abenden mit reichlich Betrieb stelle ich fest, dass alles etwas mühsamer und die Erholungsphasen länger geworden sind“, gesteht er. Passaniti kam 1976 aus seiner sizilianischen Heimat nach Deutschland. Beim Farbenhersteller Dinova in Niederdollendorf fand er mit 16 Jahren eine erste Anstellung. Schon damals hatte er einen Fuß in der Gastronomie und half an den Wochenenden in der Beueler Pizzeria Capri. Die ersten gastronomischen Erfahrungen hatte er bereits zuvor bei den Eltern im heimischen Butera gesammelt.

„Nicht nur meine Eltern, sondern fast alle meine Familienmitglieder haben in der Gastronomie gearbeitet oder betreiben bis heute ein italienisches Restaurant“, so Passaniti. Er selbst war erst 25 Jahre alt, als er sein eigenes Ristorante in Alfter eröffnete. Das erste Kapitel des Nuraxi dauerte bis Ende 2006. Im folgenden Frühjahr folgte der Umzug von Alfter nach Hersel. Damit begann 2007 die zweite Episode des Nuraxi. Den Namen des Restaurants hat Passaniti aus Liebe zu seiner Frau Sitzia gewählt, die aus Sardinien stammt und die er schon kurz nach seinem Umzug nach Deutschland kennenlernte. „Nuraghi“ heißen die prähistorischen Türme, die in weiten Teilen Sardiniens zu sehen sind.

Eine treue Stammkundschaft

Nahe der Hochebene Giara im Süden der Mittelmeerinsel thront mit Su Nuraxi die imposanteste und besterhaltene Nuraghenstätte, die zum materiellen Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Auf seine Zeit in Hersel blickt der Gastronom stolz zurück. Er hat das Lokal, das zuvor unter häufigen Pächterwechseln litt, schnell als verlässliche Konstante etabliert. Viele Stammgäste, die er schon in Alfter bewirtet hatte, sind ihm an den Rhein gefolgt und haben den Neustart erleichtert. Einige von ihnen zählen bis heute zum Stammpublikum. Zum Team um den Koch und Gastgeber gehört auch Tochter Manuela, die den Service leitet. Für sie, aber auch für seine Enkelinnen wird das kommende Jahr eine Zäsur.

Die 13-jährige Valentina besucht die nahe Ursulinenschule und kommt nach Schulschluss täglich ins Restaurant. Sie ist meist der erste Gast des Tages und wird mit Gnocchi oder Spaghetti verwöhnt. Und auch die neunjährige Giulia lässt sich abends gerne ihre Lieblingspasta oder -pizza im Restaurant schmecken. Gekocht wird bald nur noch zu Hause in Alfter. Dem Ruhestand blickt Passaniti mit Vorfreude entgegen: „Ich will vor allem mehr verreisen und ausgiebig Zeit in meinem Ferienhaus in Martinsicuro an der Adria verbringen. Auch meine Schwester, die als einzige meiner Geschwister in der sizilianischen Heimat geblieben ist, wird mich häufiger sehen.“ Außerdem wird Baldessare Passaniti bald mehr Gelegenheit haben, zu Hause am heimischen Herd zu stehen.

Davon profitieren sowohl seine Frau und seine beiden Kinder also auch die beiden Enkelinnen. Die gesamte Familie lebt im eigenen Mehrfamilienhaus in Alfter. Bis dahin vergehen allerdings noch drei Monate, in denen die Gäste weiterhin den Blick auf den Rhein und Passanitis Küche genießen können, die vor allem für die frischen Pastagerichte und für Spezialitäten mit Lachs geschätzt wird. Die Nachfolge im Herseler Bootshaus ist bereits geregelt. Wann genau es im Frühjahr weitergeht, steht zwar noch nicht fest. Sicher ist nur, es wird weiter italienisch gekocht.

Ristorante Nuraxi, Siegstraße 32, 53332 Bornheim-Hersel, Telefon (0 22 22) 9 27 31 41, dienstags bis samstags ab 17.30 Uhr und sonntags 12 bis 14 Uhr und ab 17.30 Uhr.