Der 14. und letzte Bürgerdialog führte Bornheims Bürgermeister Christoph Becker nach Roisdorf, wo Geflüchtete und Verkehr die Themen waren.
Gespräch mit dem BürgermeisterGeflüchtete, Verkehr und Parken waren Themen des Bürgerdialogs in Bornheim-Roisdorf
„Ich hoffe, Sie können mit guten Ideen nach Hause gehen“, mit diesen Worten verabschiedete sich Roisdorfs Ortsvorsteher Karl-Heinz Nauroth von den Besuchern, die am Donnerstagabend in den Ratssaal des Bornheimer Rathauses zur letzten Etappe der Bürgerdialog-Reihe von Christoph Becker (parteilos), Bürgermeister von Bornheim gekommen waren.
Gemeinsam mit den jeweiligen Ortsvorstehern besuchte Becker seit Oktober 2022 alle 14 Ortsteile, um sich mit den Bewohnern über deren Sorgen und Anregungen auszutauschen und nach Lösungen für Probleme zu suchen. Los ging es damals in Walberberg, Roisdorf war nun die letzte Station. Überrascht zeigte sich ein Teilnehmer der Rundschau gegenüber über die eher geringe Resonanz, denn immerhin ist Roisdorf nach Bornheim-Ort mit mehr als 6.000 Einwohnern der zweitgrößte Stadtteil Bornheims. Der Eindruck täuschte nicht. Bei den 13 vorangegangenen Veranstaltungen wurde es oft sehr eng und es mussten Stühle nachgeholt werden. Hier war das nicht nötig.
Geflüchtete und deren Unterbringung beschäftigte Bürger in Roisdorf
Ein Thema, das den Anwesenden unter den Nägeln brannte, war die steigende Zahl an geflüchteten Neuankömmlingen. Becker schilderte die Situation so: Die zugewiesenen Schutzsuchenden stünden oft nur mit Tüten im Rathaus, oft seien auch Schwerkranke darunter, für die die Stadt schnellstmöglich eine Unterkunft finden müsse. Doch dies werde immer schwieriger, es gehe darum, Obdachlosigkeit zu vermeiden: „Wir stehen unter einem enormen Zeitdruck.“
Daher habe die Stadt nun auch in der Brunnenallee ein ehemaliges Firmengelände beim Jugendamt angemietet, wo bis vor einigen Wochen noch die Elektrofirma Lamprichs war. Bis zu 40 Schutzsuchende könnten dort leben: „Schöne Wohngelegenheiten sind das nicht, Sie müssen sich das so vorstellen, wie in einer Turnhalle“, erklärte Becker. Die Belegung erfolge übrigens erst Ende Januar und nicht wie zunächst geplant bereits in dieser Woche, erklärte der Bürgermeister.
Aus der Bürgerschaft kamen weitere Vorschläge, etwa das seit Jahren nicht genutzte Gebäude des Emka-Marktes hinter dem Roisdorfer Bahnhof, das sich aus Sicht eines Anwohners auch aufgrund der Infrastruktur gut eigne, oder das seit über zehn Jahre leerstehende Traditionslokal „Heimatblick“ oberhalb des Ortes. „Der ‚Heimatblick‘ liegt mir auch am Herzen, doch das Lokal steht mittlerweile so lange leer, dass es erst einmal zurückgebaut werden müsste“, sagte Becker. Sämtliche Optionen würden geprüft, auch leerstehende Häuser. Der Emka-Markt käme nicht in Frage, da umfangreiche Maßnahmen ergriffen werden müssten, um das Gebäude zu ertüchtigen.
Parksituation für Lkw im Gewerbegebiet Bornheim-Süd
Ein weiteres Thema, was einige Roisdorfer umtrieb, war die Parksituation für Lkw im Gewerbegebiet Bornheim-Süd (Roisdorf/Hersel): Wer dort abends lang fahre, sehe zugeparkte Straßen, Lkw-Fahrer, die ihre Motoren laufen ließen, Müll hinterließen und ihre Notdurft verrichteten, so die Beobachtung eines Bürgers. Der Stadt sei das Problem durchaus bewusst. Um Stellplätze konkurrieren die ortsansässigen Speditionen mit den Fahrern, die Waren für die Betriebe anlieferten. Wobei die lokalen Spediteure weniger das Problem seien, da sie meist Stellplätze vorhalten könnten, so Becker.
Die Stadt suche nach Lösungen, sei im Gespräch mit dem Land, ob beispielsweise die Möglichkeit bestehe, den alten Autobahnparkplatz „Im Eichkamp“ zu nutzen. Die Stadt habe auch mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Oliver Krauß gesprochen, um nach Möglichkeiten zu suchen, in der Nähe einen neuen Autohof zu bauen, erklärte Becker.
Gleichzeitig appellierte er an die Bürger, weniger Verkehr zu verursachen und brachte ein Beispiel: „Die Zunahme des Lkw-Verkehrs liegt auch daran, dass wir Bücher lieber im Internet bestellen, als sie in unserer Buchhandlung in Bornheim einzukaufen. Das wäre ökologisch und ökonomisch sinnvoller.“ Dann richtete sich Becker an die Spediteure: „Es geht auch um die Menschenwürde. Wenn ich sehe, wie die Fahrer leben müssen, ist das für mich nicht akzeptabel.“ Um Anwohner vor Lärm zu schützen, wurden an einigen Stellen Bauzäune aufgestellt, etwa an der Mainzer Straße. Dafür gab es Lob von einer Anwohnerin: „Dafür bin ich Ihnen heute noch dankbar, mittlerweile können wir wieder ruhig schlafen.“
Parken und Verkehr stellen für Anwohner Probleme dar
Auch an anderer Stelle im Dorf ist die Park- und Verkehrssituation ein Problem, etwa in den Bereichen Brunnenstraße, Brunnenallee und Siegesstraße oder im Neubaugebiet an der Koblenzer Straße/Herseler Straße: „Ich habe das Gefühl, ich bin die einzige, die dort 30 fährt“, erklärte eine Anwohnerin der Siegesstraße. Ein Anwohner der Brunnenstraße berichtete von seinen Erfahrungen: „Dort wird gerast, da haben Sie als Radfahrer keine Chance, es herrscht ein Heidenchaos. Da muss sich dringend etwas ändern.“ Er forderte mehr Kontrollen durch Polizei und Ordnungsamt.
Dazu erklärte der Leiter des Tiefbauamtes Guido Broich, dass es sich bei der Brunnenstraße um eine Kreisstraße handele. Der Kreis beabsichtige, diese Straße zu sanieren, die Stadt würde dann die sogenannten Nebenanlagen herstellen. Dafür müsste aber ein Grunderwerb getätigt werden, was sich als sehr schwierig gestalte: „Daher bräuchten wir einen rechtskräftigen Straßenbebauungsplan, doch der braucht Zeit.“ Und wann es mit der Sanierung der Brunnenstraße, der K5, soweit sei, entscheide letztendlich der Kreis.
Kritisiert wurde auch, dass immer mehr Straßen zugeparkt werden, vor allem im Bereich der neuen Siedlung an der Herseler Straße, erzählten einige Bürger. Wie in anderen Orten auch, sagte Becker, dass es nicht zu wenig Parkplätze, sondern zu viele Autos gebe. Zudem stünden viele Pkw nicht in den dafür vorgesehenen Hofeinfahrten oder Garagen. Dies würde Becker zufolge 4.000 bis 5.000 neue Parkplätze im Stadtgebiet schaffen: „Meine Idee wäre eine Kampagne: Schock deinen Nachbarn, park‘ in der Garage“, so der Bürgermeister. Er sicherte zu, das Gespräch mit dem Kreis und der Polizei zu suchen.
Lob für RadPendlerRoute durch Roisdorf
Lob gab es für den Bau der RadPendlerRoute, die teilweise durch Roisdorf führt. Dadurch seien einige Hindernisse und Absperrungen weggefallen, so kämen Radfahrer besser voran.