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„Betriebsferien“Bornheimer Brauhaus „Kaiserhalle“ schließt - lokale Vereine bangen um Veranstaltungsort

Lesezeit 6 Minuten
Seit Ende Juli ist das Brauhaus Kaiserhalle an der Königstraße geschlossen.

Seit Ende Juli ist das Brauhaus Kaiserhalle an der Königstraße geschlossen.

„Betriebsferien“ steht auf einem Schild am Brauhaus „Kaiserhalle“ in Bornheim. Dreigestirn, Musiker und Schauspieler haben schon Ausweichlokale für ihre Veranstaltungen gesucht, denn Hausbesitzer und Pächter gehen wohl getrennte Wege.

Der Termin war lange vereinbart. Doch Mike Peters stand am 29. Juli vor verschlossenen Türen, wie er der Rundschau gegenüber schilderte. Stattdessen hing an der Tür ein Aushang: Das „Brauhaus Kaiserhalle“ habe seit dem 28. Juli wegen Betriebsferien geschlossen. Wann das Lokal wieder öffnen sollte, ging aus dem Aushang nicht hervor. Bis heute ist das Traditionslokal mit der Adresse Königstraße 58 geschlossen.

Location für Proklamationsparty des Bornheimer Dreigestirns

Mike Peters, der in Bornheim und Remagen jeweils eine Apotheke betreibt, wollte mit dem Pächter eigentlich Details für die am 2. November angesetzte Proklamationsparty des designierten Bornheimer Dreigestirns besprechen, dem Peters selbst als Bauer angehört. Gemeinsam mit Rolf Fußwinkel (als Prinz) und Heiko Bergmann (als Jungfrau) sollte die Feier im Kaisersaal, dem großen Veranstaltungsraum im hinteren Teil des Brauhauses, steigen: „Der Termin für die Proklamation steht seit einem Jahr“, sagte Mike Peters. Der Pächter sei für ihn jedoch weder per WhatsApp noch per Telefon erreichbar gewesen: „Bislang haben wir auch gar keine offizielle Absage.“

Das betreffe auch andere Vereine, die dort feiern oder Veranstalter, die in der Kaiserhalle Partys organisieren wollten, etwa die beliebten Schlager- oder Achtziger-Jahre-Partys. Fest stehe lediglich, so Peters, dass der Eigentümer der Immobilie das Gebäude verkaufen möchte, was bislang aber noch nicht geschehen sei. Zwischenzeitlich wurde eine Alternative für die Proklamationsparty gefunden: Das katholische Pfarrheim an der Ohrbachstraße: „Wir wollten nicht länger warten, der Vorverkauf beginnt am 5. Oktober, uns wurde die Sache zu heiß, deswegen haben wir uns anderweitig umgeschaut“, erklärte der Bauer in spe.

Musikverein Bornheim in Sorge

Im Gespräch sei auch der Ratssaal gewesen, doch da eine Party und keine klassische Sitzung geplant ist, hätten dafür die Kapazitäten nicht ausgereicht. Im Pfarrzentrum könnte wie auch beim Schützenfest der Innenhof mitgenutzt werden, der auch durch ein Zeltdach abgedeckt wird. Auch andere Vereine sind besorgt wie der Musikverein Bornheim, so die erste Vorsitzende Corinna Fuhs, die von einem „schweren Verlust“ spricht: „Wir verlieren nicht nur den Saal als Ort für unser alljährliches Frühlingskonzert an Palmsonntag, auch im Anschluss an die wöchentlichen Proben oder in der Freizeit galt die Kaiserhalle als beliebter Treffpunkt der Mitglieder.“

Die Kaiserhalle war seit Jahrzehnten Austragungsort verschiedener Konzerte des Vereins. Das Platzkonzert auf dem Oktoberfest der Kaiserhalle war seit der Neueröffnung des Lokals 2015 ein fester Bestandteil des Terminkalenders gewesen. Während Corona und den Einschränkungen in der Blasmusik durften die Musiker den Saal für Proben nutzen, und 2021 wurden die Poloshirts für die Musikanten vom Wirt der Kaiserhalle gesponsert. „Musikverein und Kaiserhalle haben in den vergangenen Jahren stets vom guten Verhältnis zueinander profitiert“, so Fuhs. Sie bedankte sich bei dem Wirt Michael Stamidis und seinem Team für die „einwandfreie Zusammenarbeit.“

Auch der Musikverein hat für sein Frühlingskonzert 2025 Optionen abgewogen: „Wir tendieren aufgrund von Entfernung, Größe und Akustik zum Bornheimer Rathaussaal. Wobei wir auch mit dieser Lösung nur bedingt zufrieden sind“, sagte die Vorsitzende: „Natürlich hoffen wir weiterhin, dass sich ein Nachfolger für die Kaiserhalle findet oder die Stadt Bornheim zeitnah geeignete Alternativen im Ort schafft. Wir würden es sehr begrüßen, wenn die Stadt im Vorfeld auch die betroffenen Vereine mit einbezieht.“

13. September 2023. Bornheim. Ein Bild aus besseren Zeiten. Seit Ende Juli ist das Brauhaus Kaiserhalle an der Königstraße geschlossen. Foto: Frank Engel-Strebel

Ein Bild aus besseren Zeiten. Seit Ende Juli ist das Brauhaus Kaiserhalle an der Königstraße geschlossen. Foto: Frank Engel-Strebel

Für das „Volxtheater Rösberg“ ist die Schließung der Kaiserhalle ebenfalls ein „herber Verlust“. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich das Ensemble nach einer neuen Spielstätte umschauen muss. Als der Schützenhof Hemmerich an der Kreuzbergstraße zum Abriss stand, fand das Theater 2014 im Kaisersaal der Kaiserhalle eine neue Heimat. Alle zwei Jahre präsentiert das „Volxtheater“ ein neues Stück. Nachdem im Kaisersaal in diesem Frühjahr mehrfach vor ausverkauftem Haus die Komödie „Freistaat Vürjebirch“ präsentiert worden war, sollte auch das nächste Stück im Frühjahr 2026 an der Königstraße über die Bühne gehen.

Wenig Alternativen zur Kaiserhalle

„Ja, wir haben uns nach Alternativen umgesehen. Aber die sind im Vorgebirge gar nicht so leicht zu finden“, erklärte Christof Ernst, Mitbegründer der Theatergruppe. Es gebe bereits Verhandlungen. Wenn die Kaiserhalle nicht erhalten bleibe, „sieht es für Kultur für alle in Bornheim düster aus“, findet Ernst.

Auswirkungen hätte die dauerhafte Schließung des Traditionslokals auch für die Gewerbetreibenden in der City, fürchtet der Vorsitzende des Bornheimer Gewerbevereins, Jörg Gütelhöfer: „Die Schließung wäre ein starker Rückschlag für den Ort, sowohl für die Gewerbetreibenden als auch für die Bürger, da hier sehr viel soziale Interaktion verloren gehen würde. Wir können nur hoffen, dass zumindest für den vorderen Teil, das Brauhaus, ein neuer Pächter gefunden wird.“ Bereits bei der Gewerbeschau „Bornheim Live!“ zeigte sich, dass vielen Besuchern vor allem die Außengastronomie der Kaiserhalle fehlte. Es klaffte eine große Lücke auf der Königstraße.

Die Schließung wäre ein starker Rückschlag für den Ort, sowohl für die Gewerbetreibenden als auch für die Bürger, da hier sehr viel soziale Interaktion verloren gehen würde.
Jörg Gütelhöfer, Bornheimer Gewerbeverein

In den sozialen Netzwerken tauchten Gerüchte auf, dass Gütelhöfer, der in der Königstraße zwei Orthopädiefachgeschäfte betreibt, das Gebäude mit der Kaiserhalle kaufen wolle. Gütelhöfer dementierte: „Ich habe definitiv kein Interesse, die Kaiserhalle zu kaufen.“ Er kenne auch keinen Hintergrund, weshalb das Lokal plötzlich geschlossen habe. Auch der Ortsvorsteher von Bornheim-Ort, Dominik Pinsdorf, hat bislang nichts zu den Hintergründen erfahren. Er sei fünf Wochen in Reha gewesen: „Ich war genauso überrascht wie alle anderen und bin gleichzeitig erschrocken über das abrupte Ende. Ich hoffe, dass sich bald eine adäquate Lösung findet“, so Pinsdorf.

Das Thema wurde nun auch von der Lokalpolitik aufgegriffen. Die SPD-Co-Fraktionsvorsitzende Anna Peters hat für die kommende Sitzung des Ausschusses für Sport, Kultur und Ehrenamt, der am 28. November tagt, einen Antrag vorbereitet. Er schlägt vor, dass die Stadt die Bornheimer Vereine bei der Suche nach Alternativen unterstützt: „Die Schließung der Kaiserhalle ist für den Ort richtig bitter. Wir möchten daher, dass die Stadt prüft, ob eigene Liegenschaften in näherer Umgebung durch eine multifunktionale Nutzung als Alternative in Betracht kommen könnten.“ Vor allem die alte Turnhalle der Johann-Wallraf-Grundschule solle in Betracht gezogen werden, sobald diese nicht mehr als Notunterkunft für Geflüchtete benötigt werde, erläuterte Anna Peters.

Eventuell ließe diese sich die Halle durch kleinere bauliche Anpassungen multifunktional sowohl für den Schul- und Vereinssport als auch für Tanz- und Kulturveranstaltungen sowie zur Brauchtumspflege der Vereine am Abend nutzen. „In schweren Zeiten sind Kreativität und Einfallsreichtum gefragt“, ergänzte Peters. Über die Gründe, weshalb das Lokal so plötzlich geschlossen wurde, gibt es einige Spekulationen. Die Rede ist davon, dass der Pachtvertrag ausgelaufen sei, der Pächter aber die neuen Bedingungen nicht akzeptieren wollte. Über gesundheitliche Gründe wird ebenso gemunkelt wie über die Finanzen, die eine Rolle spielen könnten. Die Rundschau hat versucht, vom Eigentümer der Immobilie, Markus Werner, und dem Wirt Michael Stamidis mehr zu erfahren. Werner antwortete jedoch bislang nicht. E-Mail- und Telefonanfragen an den Pächter liefen ins Leere. Auch sein Facebook-Eintrag wurde seit Ende Juli nicht mehr aktualisiert.