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Abschied nach WasserschadenUrsulinenschule zum modernen Lerntempel gemacht

Lesezeit 4 Minuten
Schulleiter Karl Kühling vor der Ursulinenschule in Hersel

Geht zum Monatsende in den Ruhestand: Karl Kühling, Schulleiter des Ursulinengymnasiums

In Jahren des Bauens machte Karl Kühling die Ursulinen-Schulen in Bornheim-Hersel zum modernen Lerntempel. Während seines Abschieds wird wieder gebaut: Es gab einen Wasserschaden.

Das Getöse der Bautrockner passt so gar nicht zum Klangverständnis von Dr. Karl Kühling. Der Schulleiter des Ursulinen-Gymnasiums hat nicht nur die Lehrfächer Deutsch und Musik studiert und unterrichtet, er hat auch ein Diplom als Kapellmeister. Bei seiner offiziellen Verabschiedung in der vergangenen Woche stand deswegen auch die Musik im Mittelpunkt - mit dem Kammerchor der Ursulinen, dem Oberstufenchor der CoJoBo und der Ursulinen, mit Klavier, dem Schulorchester und Musikern aus dem Kollegen- und Freundeskreis. Kühling selbst spielte die Orgel. Zum 31. Januar geht der 64-Jährige nach 37 Jahren im Schuldienst in den Ruhestand. 14 Jahre lang lenkte er die Geschicke des Ursulinen-Gymnasiums.

Und Kühling kann fürwahr ein Lied davon singen, was es heißt, im laufenden Schulbetrieb eine Schule mit rund 800 Gymnasialschülerinnen und weiteren etwa 400 Realschülerinnen umzubauen und zu erweitern. Als er am 1. Februar 2010 vom Mariengymnasium in Neuss nach Bornheim kam, liefen gerade Abrissarbeiten im Bereich des heutigen Verwaltungstrakts der Schule. Insgesamt sollten noch weitere sieben Jahre Baustelle vergehen, bis aus den alten Gemäuern der moderne „Ursulinen-Lerntempel“ geschaffen war. Dabei ist es purer Zufall, dass ausgerechnet dort, wo Kühling vor 14 Jahren die erste Baustelle der Ursulinenschule erlebt hat, jetzt im Keller des Gebäudes wieder eine gewaltige Baustelle ist. Von dort dringt durch das Treppenhaus auch das Getöse der Bautrockner bis hinauf in Kühlings Büro.

Bautrockner brummen zurzeit im Keller der Ursulinenschule. Mit großen Folien ist die Baustelle abgetrennt.

Bautrockner brummen zurzeit im Keller der Ursulinenschule. Mit großen Folien ist die Baustelle abgetrennt.

Und dann erzählt er, wie in der Ursulinenschule das neue Jahr begann. Eine Kollegin habe am Neujahrstag ihre Mutter im benachbarten Seniorenheim besucht. „Sie hörte den Alarm der Schule bis rüber zum Seniorenheim“, berichtet Kühling. Fast gleichzeitig habe auch der Hausmeister die Haussirene wahrgenommen.

Wenig später wimmelte es in der Ursulinenschule von Feuerwehrleuten. Schläuche wurden verlegt und Pumpen gesichert, danach wurde der bis knapp unter die Decke voll Wasser stehende Keller des Bürotrakts der Schule leergepumpt. Möglicherweise sei die Überschwemmung durch einen technischen Defekt in der Frischwasserzufuhr im Keller ausgelöst worden. „Durch das Wasser hat allerdings auch unsere Versorgungselektrik und die moderne Feuermeldeanlage Schaden genommen“, erklärt der Schulleiter. Noch in den ersten Januartagen habe aber ein Großteil der Schäden repariert werden können. „Nach zwei Tagen hatten wir wieder Strom und fließendes Wasser“, berichtet Kühling. Dank der viele Helfer sei die Schule bis zum Ende der Weihnachtsferien tatsächlich wieder betriebsbereit gewesen - bis auf die Brandmeldeanlage. Die müsse noch instandgesetzt werden. „Aktuell warten wir auf die Lieferung eines noch fehlenden Ersatzteils“, so Kühling.

Deswegen beginne der Unterricht derzeit erst nach Sonnenaufgang – aktuell zur zweiten Stunde. Denn mit der Brandmeldeanlage sei auch die Notstrombeleuchtung regelrecht im Wasser ertrunken. Ein eventueller Alarm erfolge zurzeit manuell, erklärte Kühling. Eigentlich liefe die Alarmierung bei Gefahr über die Lautsprecheranlage direkt in jeden Raum der Schulen. Weil diese Durchsage-Möglichkeit aber derzeit nicht funktioniert, sind fünf Mitarbeiter eines Sicherheitsunternehmens in den Treppenhäusern und Gängen postiert. Ihre Aufgabe besteht darin, bei Gefahr eine Tröte zu bedienen. Zudem gebe es eine Telefonkette.

Die Pressluft-Alarm-Sirene hat Nnamdi Chosen vom Sicherheitsdienst direkt am Feuerlöscher jederzeit griffbereit.

Die Pressluft-Alarm-Sirene hat Nnamdi Chosen vom Sicherheitsdienst direkt am Feuerlöscher jederzeit griffbereit.

„Das funktioniert alles sehr gut“, versichert Kühling. In den ersten beiden Unterrichtswochen nach den Ferien habe es bereits zwei Feuerübungen gegeben. Wann der Unterricht wieder zur ersten Stunde beginnen wird? „Spätestens, wenn das Ersatzteil eingebaut ist“, sagt er. Doch mit jedem Tag gehe jetzt die Sonne ja auch ein bisschen früher auf. Vielleicht sei es so möglich, im Februar wieder ganz normal ab der ersten Stunde in den Schulalltag zu starten.

Ansonsten hinterlässt er seinen Nachfolgern einen wahren Schatz. „Wir haben hier ein richtiges Schmuckkästchen bekommen und eine hochmoderne Schule mit Glasfaser und einer kompletten digitalen Ausstattung“, sagt Kühling und verweist noch einmal auf die siebenjährige Umbau- und Sanierungsphase.

Leitungswasser füllte am Neujahr den Keller dieses Gebäudes und zerstörte die Elektronik.

Leitungswasser füllte am Neujahr den Keller dieses Gebäudes und zerstörte die Elektronik.

Aber nicht nur an ihrem Äußeren hat sich die Schule unter Kühlings Regie gewandelt. „Mädchen stark machen“, das hat er sich auf die Fahne geschrieben und die bestehenden Programme dazu intensiviert und fortgesetzt. Wichtig war und ist ihm aber auch die Musik. „Chormusik hilft, zu integrieren“, sagt er. Zum Thema „Bewahrung der Schöpfung“, hat Kühling sogar ein eigenes und mehrfach ausgezeichnetes Lehrfach – Human-Ökologie – aufgebaut. Auch soziale Projekte, wie zum Beispiel „ein Herz für Pundo“, bei denen die Schülerinnen ein Dorf im Hochland Kenias unterstützen, sind ihm eine Herzensangelegenheit.

Auf der Homepage der Schule schreibt das Kollegium eine weitere Stärke der Schule, die sich unter der Leitung von Kühling entwickelt habe, nämlich die Fähigkeit, alle mitzunehmen, alle zu integrieren, binnenzudifferenzieren, Gemeinschaft zu stiften im Zusammenwirken, im Team etwas zu schaffen, Ziele gemeinschaftlich zu erreichen und Gemeinschaft erlebbar zu machen.

Diese Gemeinschaft erlebte das Kollegium in den ersten Tagen des neuen Jahres. Ohne zu fragen, seien die Kollegen einfach aus den Ferien gekommen, um bei dem Hochwasser im Schulkeller mit anzupacken. Kühling: „Sie waren plötzlich alle da.“