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„ Abriss ist nicht geplant“Fachwerkhaus auf Herseler Werth soll unter Denkmalschutz

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Herseler Werth

Bornheim-Hersel – Rüdiger Prinz ist tief eingestiegen in die Herseler Geschichte, hat Karten gewälzt und historische Darstellungen verglichen. Damals, Ende des 19. Jahrhundert, als Hersel noch das letzte Rheinörtchen war, in dem Wein angebaut wurde, stammte aus dem Besitz des Kölner Kaufmanns Marcus Du Mont ein prächtiges Rokokohaus mit vier Weinpavillons, das von Gutsbesitzer Otto Frings übernommen worden war. Einer dieser schmucken Pavillons, da ist sich Rüdiger Prinz ziemlich sicher, könnte auf dem Herseler Werth gestanden haben und damit der Vorgänger des einzigen Gebäudes sein, das heute noch auf der Insel steht. Für dieses Fachwerkhaus mit seiner beredten Geschichte macht sich zurzeit die Bornheimer CDU stark und bittet, das Häuschen auf die Denkmalliste der Stadt zu setzen – um es vor einem Abriss zu bewahren.

Prominenten Besuch hatte der Weinort Hersel anno 1831, als Kaiser Wilhelm I. mit seiner Familie auf dem Weg von Bonn nach Köln im Weinort ein Päuschen einlegte. Zum familiären Vergnügen hatte Gutsbesitzer Otto Frings den Weinbau dann „mit Lust und Liebe bis 1905 fortgesetzt“. Bis heute zeugt der gut erhaltene (Wein-)Pavillon an der Kreuzung Rheinstraße/Richard-Piel-Straße von dieser Geschichte.

In vielerlei Hinsicht ein Solitär

Das Herseler Werth nun ist in vielerlei Hinsicht ein Solitär. Früher sei es auch üblich gewesen, dass „alle Herseler im Sommer zur Rheininsel geschwommen sind“, sagt Rüdiger Prinz. Vor dem Zweiten Weltkrieg sei die heute geschützte Insel auch bewohnt gewesen: „Die Insel war damals nicht bewaldet, man hatte Tiere dort grasen lassen. Heute ist hier wahrscheinlich der einzige Urwald von Nordrhein-Westfalen“, so Prinz. Zwischen 1891 und 1912, schätzt der Herseler, sei auch aus dem Weinpavillon auf der Insel die heutige Hütte geworden, in der Viehhirten gelebt hätten. Zwischen den Weltkriegen bis in die 80er Jahre hinein hatte der Bonner Ruderverein dort sein Sommerlager.

Zeugnis der Herseler Geschichte: der Weinpavillon von 1766 an der Kreuzung Rheinstraße und Richard-Piel-Straße.

Seit Dezember 1993 darf die 14,8 Hektar große Rheininsel nicht mehr betreten werden und ist somit die letzte nicht frei zugängliche Rheininsel in Nordrhein-Westfalen. Das Eiland ist durchgehend mit Pappeln bepflanzt, die nach dem Zweiten Weltkrieg gesetzt wurden. Heute wachsen dort Pflanzen und es leben Tiere auf der Insel, die sehr gefährdet sind und zum Teil in der Roten Liste der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen sind. Die Insel ist Bundeseigentum und wird vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Duisburg-Meiderich verwaltet. Dasselbe gilt für das Fachwerkhaus.

Laut CDU „steht die Information im Raum, dass in Kürze mit dem Abriss des Gebäudes begonnen werden soll“. Diese Gefahr besteht aber offenbar nicht: Wie Valeska Bergmann, Pressesprecherin des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA), auf Anfrage der Rundschau erklärt, „gibt es derzeit von Seiten des WSA keine Planung oder Überlegung, das Gebäude irgendwie zu nutzen. Ein Abriss ist aber nicht geplant“. In früheren Zeiten sei das Fachwerkhäuschen als Stützpunkt für den Außenbereich Niederkassel genutzt worden. „Hier wurden Schifffahrtszeichen wie Tonnen und Baken konserviert“, so Bergmann. Seit mindestens 2010 werde das Fachwerkhäuschen nicht mehr genutzt.

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„Den Bürgern in den Rheinorten ist es nicht nur emotional ein Bedürfnis, dass dieses gut erhaltene Fachwerkhaus stehen bleibt“, begründet die CDU ihren Antrag auf Denkmalschutz für das kleine Gebäude. Sie möchten es schon mit Blick auf die Geschichte erhalten wissen.

„Sie könnte ein Stützpunkt für Ornithologen sein, die die Arten auf der Insel erkunden“, schlägt Rüdiger Prinz vor, und mit ihm die CDU. Eventuell wären dann auch Besuche auf der Insel möglich – unter sehr strengen Auflagen.