Seit vier Jahrzehnten machen die Vorgebirgsmusikanten aus Bornheim bereits „Dicke-Backen-Musik“. Beim Jubiläumskonzert werden Geschichten von der Gründung erzählt.
40 Jahre VorgebirgsmusikantenBornheimer spielten vor zwei Bundespräsidenten
40 Jahre werden die Vorgebirgsmusikanten in diesem Jahr alt. Am Wochenende geben sie darum ein Festkonzert. Die Musiker blicken auf eine eindrucksvolle Karriere zurück, denn welche Kapelle aus der Region kann schon von sich behaupten, vor zwei Bundespräsidenten gespielt zu haben? Wie es dazu kam, erzählte der heute 80-jährige Peter van den Berg, Gründungsmitglied und Gründungsvorsitzender (1984 bis 2003) sowie mittlerweile Ehrenvorsitzender der Vorgebirgsmusikanten, der Rundschau.
Doch zunächst ein Blick auf die Anfangsjahre. „Völlig überraschend“, so van den Berg, klingelten acht junge Männer am 3. Oktober 1984 bei ihm zu Hause und baten um Einlass: Reinhard Wölfinger, Hermann Allnoch, Willi Allnoch, Helmut Cremer, Hans Mühlens, Heinz Fuhs, Manfred Schmidt, Hans Muhr. Sie waren fest entschlossen, neben der bereits etablierten Schützenkapelle (mittlerweile Musikverein Bornheim) einen zweiten Musikverein in Bornheim zu gründen. „Ich war damals wenig begeistert“, erinnert sich van den Berg, „weil es ja schon die Schützenkapelle gab.“ Trotzdem ließ er sich am Ende von der Idee überzeugen.
In den ersten Jahren war es noch eher ein Gegeneinander zwischen den beiden Kapellen. Doch das ist lange her. Beide Vereine pflegen mittlerweile ein freundschaftliches Verhältnis und musizieren auch schon mal gemeinsam.
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Mit der Bauernstube im Brauhaus Kaiserhalle fand sich ein geeigneter Probenraum. Um Instrumente und Noten zu finanzieren, nahm Gründungsmitglied Manfred Schmidt einen Kredit bei seiner Hausbank auf. Nach anfänglich eher chaotischen Proben trat der junge Musikverein noch im Gründungsmonat, am 27. Oktober, erstmals öffentlich in der Alfterer Viktoriahalle anlässlich der Silberhochzeit von Billa und Michael Jungbluth auf. Ihr Sohn Peter war Schlagzeuger bei den Vorgebirgsmusikanten.
Von da an ging es aufwärts. 1985 musizierten bereits 15 Aktive (heute sind es 28, inklusive sieben Jungmusikern). Hinzu kommen 70 inaktive Fördermitglieder. 1986 ließ Amor grüßen: Das erste Musikanten-Liebespaar, Christel van den Berg und Reinhard Wölfinger, trat vor den Traualtar.
Peter van den Berg war Chauffeur im Bundespräsidialamt
Doch wie kam es nun zu den Auftritten vor den Staatsoberhäuptern? Möglich machte dies der langjährige Vorsitzende durch seine beruflichen Kontakte. Peter van den Berg arbeitete nämlich für das Bundespräsidialamt und fuhr als Chauffeur insgesamt fünf Bundespräsidenten, von Gustav Heinemann bis Roman Herzog, zu ihren Terminen quer durch die Republik. 1991 organisierte van den Berg ein Frühlingsfest im Auftrag von Richard und Marianne von Weizsäcker für die Mitarbeiter des Bundespräsidialamtes, auf dem die Bornheimer Blasmusikkapelle aufspielte. 1996 folgte ein Auftritt vor Roman Herzog.
Beide Konzerte fanden jeweils im Park der Villa Hammerschmidt statt. 2003 löst Ralph Habeth van den Berg nach 19 Jahren an der Spitze der Musiker ab. Mit 21 Jahren als Vorsitzender bekleidet er sogar zwei Jahre länger diesen Posten als sein Vorgänger.
2005 haben die Vorgebirgsmusikanten und der SSV Bornheim ein gemeinsames Vereinsheim am Franz-Farnschläder-Stadion an der Wallrafstraße errichtet. Im oberen Teil wurde der „Musikantentreff“ für Veranstaltungen und Proben eingerichtet, im unteren Teil hat der Sportverein, der dieses Jahr 100 Jahre alt geworden ist, seine Heimstatt. Pünktlich zu beiden Jubiläen ist das Haus nun abbezahlt.
Das musikalische Repertoire ist breit gefächert. Neben traditionellen Märschen und Polkas werden Musical- und Filmmelodien sowie Rock- und Pophits gespielt. Beim Jahreskonzert kommt auch klassische und zeitgenössische Musikliteratur zur Aufführung. Mehrere CDs hatten die Musiker aufgenommen, so auch zum 25-jährigen Vereinsbestehen. Der Silberling hieß „25 Jahre Musik mit Herz“, und die Stücke waren von dem damaligen Dirigenten Günter Gössl extra für den Spielmannszug arrangiert worden. Die Aufnahmen fanden bewusst im „Musikantentreff“ statt, um eine besondere Live-Atmosphäre zu schaffen.
Eine langjährige Freundschaft verbindet die Vorgebirgsmusikanten mit der Freiwilligen Feuerwehr Schönleiten. Erkennungszeichen der aktiven Musiker ist die Vereinstracht bei den Auftritten: Die Männer tragen eine graue Jacke, eine rote Weste und schwarze Kniebundhosen. Die Damen kleiden sich mit einem schwarzen Dirndl mit roter Schürze und weißer Bluse. Beliebt sind das Kloster-Andechs-Fest und die Abende, an denen es zur „Dicke-Backen-Musik“ frisch gebrutzelte Reibekuchen gibt.
Seit 2011 richtet der Verein das Ackerfest unter den Kastanienbäumen in der Mühlenstraße aus. Nicht zu vergessen der beliebte Nikolausabend an der Pfarrkirche St. Servatius. Seit Jahrzehnten gibt Peter van den Berg den Heiligen Mann mit dem Rauschebart und wird dies auch 2024 wieder tun und allen Pänz eine gut gefüllte Weihnachtstüte überreichen.
Einen Dank spricht Peter van den Berg seinem Nachfolger Ralph Habeck aus und dem derzeitigen Dirigenten Paul Roth. Van den Berg spielt übrigens nach wie vor mit seinem Tenorhorn aktiv. Die Proben für das Jubiläumskonzert laufen derzeit auf Hochtouren: „Wir bieten unseren Gästen eine musikalische Reise durch Europa mit bekannten Melodien aus vielen Ländern an“, verspricht Paul Roth. Was genau auf dem Programm steht, wird noch nicht verraten: „Unsere Zuhörer sollen sich überraschen lassen.“
Anfang des Jahres wurde der Vorstand neugewählt. Ralph Habeth wurde im Amt als Vorsitzender bestätigt. Dem Vorstand gehören zudem an Jörg Brandenburg (1. Schatzmeister), Werner Muhr (1. Schriftführer), Jürgen Nickisch (2. Vorsitzender), Christian Grahn (2. Schatzmeister), Sabrina Nawrocki (2. Schriftführerin), Markus Tholen (Notenwart), Marc Habeth (Jugendwart) und Günter Grahn (Beisitzer).
Das Jubiläumskonzert der Vorgebirgsmusikanten findet mit einer musikalischen Reise durch Europa am Sonntag, 16. Juni, ab 15 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum Bornheim, Königstraße 21, statt. Der Eintritt ist frei.