Mehr unzufriedene FahrgästeStadtwerke legen die Auswertung von verärgerten Kunden vor
Bonn – Sie wollen nicht abreißen, die Klagen von Bus- und Bahnkunden über die Stadtwerke Bonn (SWB). Aktuell beschwert sich ein Rundschau-Leser darüber, dass immer häufiger ganze Verbindungen ausfallen, Beschwerden mit fadenscheinigen Entschuldigungen beantwortet und Fahrgäste kaum oder gar nicht informiert würden.
Sein Fazit als langjähriger ÖPNV-Kunde: „Die Beförderungsqualität lässt immer mehr nach. Die Preise werden jedoch Jahr für Jahr erhöht.“ Stadtwerke-Sprecherin Veronika John bat um Verständnis, dass die Vorwürfe erst geprüft werden müssten.
„Es war mal besser“
„Verspätungen aufgrund hohem Verkehrsaufkommens muss und kann man noch akzeptieren. Aber Ausfälle von ein bis zwei Stunden, die in den vergangenen Wochen vermehrt vorkommen, sind nicht mehr nachvollziehbar“, kritisiert der Mann. Wenn er mit der Linie 631 von Kessenich nach Poppelsdorf fahren wolle, müsse er ab 16 Uhr schon Glück haben, dass noch ein Bus komme. Nun habe es einen besonders ärgerlichen Vorfall gegeben. Am Mittwochabend wollte der Bonner nach 21 Uhr mit der Linie 631 vom Poppelsdorfer Platz zur Haltestelle Wichernstraße fahren.
An der Kreuzung Eduard Otto Straße/Hausdorffstraße sei „der Busfahrer ohne ein Wort der Erklärung rechts auf die Hausdorffstraße“ abgebogen: „Es gab keine weitere Information außer ,die Strecke ist gesperrt’.“ An der nächsten Haltestelle in der Pützstraße sei der Fahrer dann vorbeigefahren. Er habe dann am Hindenburgplatz aussteigen können und habe notgedrungen zu Fuß zur Wichernstraße gehen müssen. „Da ich an einer Atemwegserkrankung leide, stellte dieser Weg für mich eine große Herausforderung dar.“ Die Entwicklung gehe in die falsche Richtung: „Ich bin jetzt seit zehn Jahren Kunde bei den SWB und muss sagen, es war mal besser.“
„Wir gehen allen Beschwerden nach“, betonte Veronika John. Auch die Angaben des Mannes würden geprüft. Wenn es zu Ausfällen oder Verspätungen gekommen sei, würden auch die Gründe ermittelt.
Mehr als 9200 negative Stimmen
Eine Auswertung von Kundenbeschwerden aus dem Jahr 2018, die jetzt dem Planungsausschuss des Stadtrats vorgelegt wurde, zeigt, dass immer mehr Fahrgäste unzufrieden sind mit dem Bus- und Bahnangebot der SWB. Danach gab es beim Verkehrsbetrieb 9228 Eingaben von Fahrgästen, die meisten (5331) beklagten sich über Leistungsqualität und Unpünktlichkeit von Bussen und Bahnen.
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Die Mehrheit ärgerte sich über die Stadtbahnlinie 66, die Bad Honnef und Siegburg verbindet und die größte Nachfrage hat. Danach folgen in der Liste der Unzufriedenheit die Linien 63 und 18 (Bonn-Köln). Auf allen Stadtbahnen summierten sich die Ausfälle 2018 im Vergleich zum Vorjahr um das 2,5-fache auf 4600 Stunden, das entspricht 3,3 Prozent der Gesamtleistung. Bei den Straßenbahnen kamen 3800 Stunden und beim Busbetrieb 18 000 Stunden Leistungsausfall zusammen.
Beschwerden über nicht wartende Busse
Dennoch betonen die SWB, dass 81 Prozent der Busse und 85 Prozent der Bahnen pünktlich unterwegs seien. Ursachen für Unpünktlichkeit seien hohes Verkehrsaufkommen, viele ein- und aussteigende Passagiere, Baustellen, Blockaden der Schienen durch Autos und Wartezeiten an Ampeln. Der Großteil der Ausfälle ist personalbedingt: Es fehlen Fahrer.
431 Kunden beschwerten sich, weil sie Bussen und Bahnen vergeblich hinterher gerannt seien. Obwohl der Fahrer gesehen habe, dass sie sich näherten, habe er die Türen nicht geöffnet. Dazu erklärte die SWB: Der Fahrer könne zur Gewährleistung der Pünktlichkeit nicht immer auf herannahende Passagiere warten.