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Wohnraum am PostarealBürgerinitiative will günstigere Wohnungen und mehr Grün

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Auf dem ehemaligen Postareal sollen nach dem Willen einer Initiative mehr Wohnungen als geplant entstehen.

Bonn – Die Kritik an der Stadtverwaltung wegen des geplanten Vorgehens beim ehemaligen Postareal am Kaiser-Karl-Ring wird lauter.

Die Verwaltung hatte wie berichtet vorgeschlagen, dem Eigentümer und Investor entgegenzukommen und die Zahl der dort zu errichtenden Wohnungen zu reduzieren. Die Linke hatte diese Pläne bereits beanstandet und gefordert, das Bebauungsplanverfahren fortzuführen und Flächen für die Kita und rund 50 Prozent Sozialwohnungen vorzusehen sowie zusätzlich ein zukünftiges städtisches Vorkaufsrecht festzusetzen. Nun hat sich mit dem „Arbeitskreis ehemaliges Postareal – nachhaltiges Wohnen und Leben für alle“ eine Bürgerinitiative gegründet, die eine andere Planung mit preisgünstigen Wohnungen und mehr Grün realisieren will. Unterstützung erhält sie von der Grünen-Bundestagsabgeordneten Katja Dörner.

Ursprünglich hatte die Stadt geplant, 30 Prozent der rund 7000 Quadratmeter großen Fläche für den Bau von Wohnraum zu vorzusehen. Das war Kritikern wie den Linken aber schon zu wenig, auch die Nachbarn hatten sich für 70 Prozent ausgesprochen.

Große Nachfrage nach günstigen Wohnungen

Der Grundstückseigentümer, ein Investmentfond, hatte bei Gesprächen mit der Stadt angeboten, 30 Prozent der Fläche für Wohnungen und eine Kita bereitzustellen. Die Verwaltung verweist darauf, dass der Investor damit bereits von seinem ursprünglichen Wunsch abgerückt sei, eine 100-prozentige gewerbliche Nutzung vorzusehen. Wenn die Stadt aber an einem Bebauungsplanverfahren mit mehr Wohnraum festhalte, so die Verwaltung, könne der Eigentümer den Altbestand auch weiter vermieten und von einer Neuentwicklung Abstand nehmen. Die Nachfrage nach günstigem Büroraum sei groß und die Nachnutzung der Immobilie rechtlich nicht zu verhindern, soweit diese sich im Rahmen des Bestandsschutzes bewege. In dem Fall sei aber die Chance auf eine Neugestaltung des Areals und den zeitnahen Bau von rund 25 bis 30 Wohnungen und einem Kindergarten vertan.

Mit dem Vorschlag „positioniert sich Oberbürgermeister Ashok Sridharan gegen Bürgerinteressen zugunsten eines internationalen Investors“, kritisiert Hildegard Kinzel im Namen des Arbeitskreises. Das ehemalige Postgelände bilde neben dem Kurfürstenareal die einzige größere Entwicklungsfläche in Macke-Viertel und Altstadt. „Insofern ist die Entwicklung dieser Flache von herausragender Bedeutung für die Deckung bestehender Bedarfe und Defizite in der gesamten Nordstadt“, so Kinzel. Die Stadt schaffe es trotz Baulandmodell nach eigenen Angaben noch nicht einmal, den kontinuierlichen Wegfall von Wohnraum aus der Mietpreisbindung auszugleichen. Deshalb und angesichts des großen Bedarfs brauche man dringend preiswerte Wohnungen. Der Arbeitskreis hat nach eigenen Angaben schon die Unterschriften von mehr als 1400 Bürgern gesammelt.

Interessen in einen fairen Austausch bringen

Katja Dörner befürchtet, dass alte Fehler wiederholt werden: „So wichtig Investoren für die Stadtentwicklung sind, so darf deren Engagement nicht weiter zu städtebaulichen Fehlentwicklungen führen.“ In der Innenstadt brauche man bezahlbaren Wohnraum, autofreie Wohnkonzepte und eine Nahversorgung. Die Interessen des Grundstückseigentümers und die der Stadt müssten in einen fairen Ausgleich gebracht werden. „Dabei darf sich die Stadtspitze nicht kleiner machen als sie ist. Wir brauchen Verhandlungen auf Augenhöhe.“ Der OB solle nachverhandeln und einen Plan B entwickeln, um das Ziel einer überwiegenden Wohnnutzung im preisgünstigen Segment zu erreichen.