50 Jahre Adenauerhaus in Bad Honnef„Ein historischer Ort mit besonderem Zauber“
Bad Honnef-Rhöndorf – Die Zahnbürste liegt noch immer über dem Waschbecken, die Kommoden zieren alte Madonnenfiguren, im Esszimmer tickt die Standuhr: Viel hat sich nicht verändert im Wohnhaus Konrad Adenauers seit dessen Tod 1967. Vor 50 Jahren öffneten Haus und Garten des Altkanzlers in Rhöndorf seine Türen für Besucher. Zeit, einen Blick zurückzuwerfen...
Nach dem Tod Adenauers beschlossen seine Kinder, das Grundstück der Bundesrepublik zu schenken. Im Gegenzug richtete der Bund 1978 eine Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus ein, um das Andenken an Adenauer zu wahren. „Ziel war es, das Haus für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, erklärt Konrad Adenauer, Enkel des Altkanzlers.
In den ersten drei Monaten kamen 30.000 Besucher
Der erste Gästebucheintrag ist datiert vom 24. Februar 1970. Am Vortag hatte Agnes Bröhl ihren Dienst als Leiterin des Besuchsdienstes in der Gedenkstätte angetreten. Der Andrang war enorm: Rund 30.000 Besucher führten die Mitarbeiter in den ersten drei Monaten nach der Eröffnung durch den Garten und einige Zimmer des Hauses: „Ein Fließbandbetrieb“, erinnert sich die heute 84-Jährige.
Rund 20 Besucherführer, darunter auch Schüler des Siebengebirgsgymnasiums, lotsten die Besuchergruppen für sieben Mark die Stunde durch die Wohnräume des ersten Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland. Führungen leiten durfte nur, wer sich vorher einer gründlichen Prüfung durch Gerhard Herdegen unterzogen hatte.
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Der heute 79-Jährige leitete zwischen 1969 und 1974 das Archiv und Dokumentationszentrum des Adenauerhauses und war damit betraut, die Unterlagen des Altkanzlers aufzustöbern, der im Haus verstreut waren. Die Diskussion damals: Was darf die Stiftung behalten, worauf hat das Bundesarchiv Anspruch? Der damalige Innenminister Paul Lücke habe sich dafür eingesetzt, das der Nachlass in Rhöndorf bleibt, erzählt Herdegen.
Adenauer-Wohnhaus: Die Besucher mussten anfangs im Freien warten
Die Besucherscharen warteten in den ersten Jahren bei Wind und Wetter im Freien auf Einlass – keine Ideallösung. Am Fuß des Grundstücks wurde daher ein Besucherempfangsgebäude gebaut, in dem 1975 eine Dauerausstellung eröffnet wurde. Zum 50. Todestag Adenauers wurde die Ausstellung 2017 neu konzipiert.
Zahlen und Fakten
Am 24. Februar 1970 , knapp drei Jahre nach seinem Tod, öffneten Haus und Garten Konrad Adenauers in Rhöndorf ihre Türen für Besucher. Mehr als 3,1 Millionen Menschen sind seitdem auf den Spuren des Altkanzlers gewandelt. 1975 wurde der Neubau am Fuß des Grundstücks eingeweiht. Knapp 125.000 Menschen strömten 1976 zu seinem 100. Geburtstag ins Adenauerhaus Besucherrekord. 2019 besuchten nur noch gut 30 000 Menschen die Gedenkstätte.
Museum und Wohnhaus haben von Oktober bis April dienstags bis sonntags von 10 bis 16 .30 Uhr geöffnet. Führungen durch Wohnhaus und Garten für Einzelbesucher zu jeder vollen Stunde. Der Eintritt ist frei. (mo)
Ein „historischer Ort mit besonderem Zauber“ sei das Adenauerhaus noch heute, findet Dr. Corinna Franz, Geschäftsführerin der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus. Der Andrang sei aber längst nicht mehr so groß wie vor 50 Jahren. Dafür könnten sich die Besucherführer mehr Zeit für ihre Gäste nehmen, Führungen dauern heute 50 statt damals 30 Minuten. Das Adenauerhaus will „möglichst viele Zielgruppen erreichen“, betont Museumspädagogin Sabine Steidle. Die Stiftung bietet Themenführungen, Familienführungen und Führungen für Sehbehinderte und Gehörlose an.