Rat und Verwaltung starten einen neuen Anlauf, das Gebiet Selhof-Süd städtebaulich zu entwickeln. Es geht um 28 Hektar.
Selhof-SüdRat sieht Chancen für grünes Wohnquartier im Süden von Bad Honnef
Guido Leiwig (SPD) sprach von einer „Herzensangelegenheit“ und betonte für seine Fraktion: „Wir stehen zu diesem Projekt.“ Jerald Birenfeld (CDU) sprach von einem „Generationenprojekt“ und sah die Chance für ein „modernes, nachhaltiges und grünes Wohnquartier“.
Über Selhof-Süd wurde lange viel gestritten und diskutiert
Mit deutlicher Mehrheit hat der Bad Honnefer Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung für „die Einleitung von vorbereitenden Untersuchungen für eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme“ gestimmt. Im Fokus dabei: Das 28 Hektar große Areal in Selhof-Süd, über das in den vergangenen Jahrzehnten viel diskutiert und gestritten wurde. Und bei dem sich ebenso lange nichts getan hat.
Der Selhofer Süden – grob gesagt sind es Flächen links und rechts des Limbicher Weges beziehungsweise unterhalb des Lichweges – sei die „größte noch vorhandene zusammenhängende Entwicklungsfläche in der Tallage im Süden von Bad Honnef“, schrieb die Stadtverwaltung in ihrer Sitzungsvorlage. Und erinnerte an den „angespannten Wohnungsmarkt“ in Bad Honnef.
500 Flurstücke und 250 Eigentümer
Das Problem: In dem Gebiet liegen rund 500 Flurstücke, die im Besitz von etwa 250 Privateigentümern sind. „Nur zirka fünf Prozent befinden sich im städtischen Besitz.“
Um den Selhofer Süden – das Gelände wird geprägt durch Bäume und Wiesen – doch noch städtebaulich zu erschließen, setzen Rat und Verwaltung nun auf „kooperative Baulandentwicklung“ und auf eine „städtebauliche Entwicklungsmaßnahme“ (SEM).
Letztere sei darauf angelegt, in besonderen Ortsteilen „ein bestimmtes Gebiet koordiniert zu entwickeln, um Wohn- und/oder Arbeitsstätten sowie Gemeinbedarfs- und Folgeeinrichtungen errichten zu können“. Die Baulandentwicklung solle grundsätzlich durch den Erwerb aller Grundstücke ablaufen. Also freiwillig.
Anschließend folge eine „Erschließung, Neuordnung und Vermarktung aller Baugrundstücke an weite Kreise der Bevölkerung“. Aber in der Vorlage steht auch: „Die Gemeinde darf notfalls die Grundstücke enteignen, wenn der freihändige Grunderwerb nicht gelingt (...).“
Votum des Rates ist eine Vorbedingung der Landesregierung
Betreut und abgewickelt wird das Großprojekt, das sich über Jahre hinziehen wird, von der Landestochter NRW.URBAN Kommunale Entwicklung GmbH, einer 100-prozentigen Landestochter. Sie arbeite als „Treuhänderin“ der Stadt und übernehme alle Leistungen bis hin zum Bodenerwerb durch die Landesbank, so die Verwaltung.
Als „verlängerter Arm“ entlaste sie die Stadtverwaltung, die sich personell nicht in der Lage sieht, die Entwicklung von Selhof-Süd selbst vorzunehmen.
Bürgermeister Otto Neuhoff betonte in der Ratssitzung ausdrücklich, dass es zunächst nur um eine „Voruntersuchung“ gehe. Ein Votum des Rates dazu war eine Bedingung der NRW-Landesregierung. Man befasse sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit einer Planung, sagte das Stadtoberhaupt. Schon gar nicht gehe es um eine Prüfung von Enteignungen.
Zustimmung kam von der CDU. Jerald Birenfeld erinnerte an die Wohnungsnot und den Mangel an bezahlbaren Wohnungen. Ohne NRW.URBAN gehe es nicht. Er zeigte sich überzeugt, dass die Eigentümer am Ende „ein gutes Angebot bekommen“.
Guido Leiwig räumte ein, dass die SPD in Sachen Selhof-Süd einmal anderer Meinung gewesen sei. Doch jetzt sehe man in dem Projekt eine große Chance, insbesondere auch geförderten und damit preiswerten Wohnraum zu schaffen.
„Bad Honnef braucht unbestritten Wohnraum“
Hans-Heribert Krahe (Bürgerblock) sprach ebenfalls von einer „Herzensangelegenheit“. Bad Honnef brauche „unbestritten“ weiteren Wohnraum. Der Ratsbeschluss sei der erste Aufschlag für das ganze Thema.
Während auch Thomas Peter (Fraktion Grün und Sozial) für den Einstieg ins Verfahren plädierte, lehnte Bündnis 90/Die Grünen nicht das Verfahren, wohl aber die Größe des Untersuchungsgebietes ab. Statt 28 Hektar zu betrachten, sollten Stadt und NRW.UURBAN sich auf neun Hektar beschränken. „Es muss nicht das ganze Gebiet sein, das kann man eine Nummer kleiner machen“, so Klaus Wegner.
Am Ende gab es sechs Stimmen der Grünen und eine der FDP gegen die Einleitung der vorbereitenden Untersuchungen. Die werden laut Vorlage rund 300 000 Euro kosten und ein bis zwei Jahre dauern.
Vorgeschichte und Ziele
Für Selhof-Süd gab es in den 1970er Jahren Pläne für einen neuen Stadtteil mit sieben- bis achtgeschossiger Bauweise für mehrere tausend Einwohner. 1992 gab es einen städtebaulichen Wettbewerb, dessen Entwürfe aber nicht weiterverfolgt wurden. 2009 einigte sich die Politik auf eine Bebauung mit maximal 50 Einfamilienhäusern. Auf einem Drittel des Areals sollte zudem eine „Institution“ angesiedelt werden, wobei das nie konkretisiert wurde.
Ziele jetzt sind: „Die Schaffung von neuem Wohnraum mit einer sozialen und preisgedämpften Durchmischung“; geförderter Wohnungsbau (die Rede ist von mindestens 30 Prozent); innovative Mobilitätsformen; hohe Standards bei Klimaschutz und Nachhaltigkeit. (csc)