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Korb voller GlückwünscheWie eine Enkelin ihre 100-jährige Großmutter glücklich macht

Lesezeit 3 Minuten

Zum Geburtstag gab es für Ursula Moser die Karten mit den Glückwünschen und Sekt zum Anstoßen.

Alfter – „Oma ist ein Engel auf Erden“, schwärmt Gabriele Becker wenn sie von Ursula Moser spricht. Stolze 100 Jahre ist die Seniorin nun alt geworden, die im Oedekovener Seniorenzentrum Sankt Elisabeth lebt. Eigentlich war eine große Feier geplant. Die drei Kinder, fünf Enkel, jeweils mit Partner, und neun Urenkel hätten gerne gratuliert, doch die Corona-Einschränkungen machten eine Party unmöglich.

Zahlreiche Grußkarten nach Facebook-Aufruf

„Als ich ihr das erzählt habe, hat sie bitterlich geweint“, schildert die Enkelin. Die 52-jährige Dachdeckerin aus Oedekoven ist mit Ursula Mosers Enkel Michael Becker verheiratet, und das Verhältnis zwischen ihr und der betagten Seniorin ist sehr eng. Regelmäßig besucht sie die „angeheiratete“ Oma im St. Elisabeth. Da die Feier ausfallen musste, kam Becker auf eine besondere Idee: Sie startete über Facebook einen Aufruf, ihrer Großmutter zum 100. Geburtstag Glückwunschkarten zu schicken. „Die Reaktion war überwältigend, auch Tage nach Omas Geburtstag treffen noch Karten ein, mittlerweile sind es rund 160“, berichtet Becker.

Am kommenden Sonntag wird sie Ursula Moser aus dem Seniorenheim für ein paar Stunden zu sich nach Hause holen und die Karten sichten. „Dann wollen wir auch ein Video drehen, es auf Facebook einstellen und uns bei den vielen Gratulanten bedanken.“ Die Grußkarten kamen aus der gesamten Region, eine erreichte das Geburtstagskind sogar aus Österreich.

 Die Familie hatte alles liebevoll vorbereitet.

Eine kleine Feier gab es dennoch – vor dem Seniorenheim und mit Abstand sowie Maske. Über dem Eingang hing die Zahl 100 in drei silbernen Ballons, auf einem Tisch waren Sektgläser, Christstollen und bunte Luftballons drapiert. Einige Verwandte und Freunde kamen zu Besuch, darunter Sohn Karl-Heinz Moser aus Karlsruhe.

„Sie ist die erste Bewohnerin, die in diesem Haus ihren 100. Geburtstag feiern konnte“, erklärte der 75-Jährige und berichtete, wie die gebürtige Bonnerin nach ihrer Schulzeit in der Konditorei ihrer Tante in die Lehre ging. Dann folgten die schwere Zeit des Krieges und die entbehrungsreiche Nachkriegszeit: „Das war nicht einfach für sie, sie erzählt mir heute noch wie sie mit Bekannten ,hamsterte‘ und die Kohlen vom nahe gelegenen Güterbahnhof einkaufte“, schilderte ihr Sohn.

Reisen in die Schweiz waren ihre Leidenschaft

In den 1950er Jahren arbeitete seine Mutter lange als Serviererin im Café Bauer in der Wenzelgasse und zog ihre beiden Söhne und die Tochter auf: „Meine Mutter war immer fleißig und in Bewegung.“ Nachdem das Café Bauer geschlossen wurde, fing sie bei der Post am Münsterplatz in der Briefabteilung an, zunächst in der Eilzustellung, später in der Briefsortierung. Zusätzlich stand sie jeden Werktag um vier Uhr morgens auf, um Tageszeitungen auszutragen.

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„Ihre große Leidenschaft waren ihre Reisen in die Schweiz, wo sie bei Wanderungen die Landschaft genoss.“ Mit fast 80 Jahren reiste sie zum letzten in das Alpenland. Bis Juni 2019 lebte Moser noch in ihrer Wohnung, dann zog sie ins Seniorenheim um. Der 100. Geburtstag wird der Seniorin auch ohne Fete in Erinnerung bleiben: „Gabi, das hast du so schön gemacht“, lobte Ursula Moser nach der Überraschung. Als sie mit dem Rollstuhl nach draußen gefahren worden war hatte sie noch nichts geahnt.

Zur Feier des Tages gab es aber nicht nur Sekt und etwas zu essen. Enkelin Gabriele ließ auch noch vier Feuerwerksraketen in den Himmel steigen, und der Musiker Willi Bellinghaus war für das Geburtstagsständchen engagiert worden.