„Raus an die frische Luft“So sollen Senioren mit Hilfe der Kunst an die frische Luft
Alfter-Witterschlick – Eine erste Probefahrt hat Johannes Pinsdorf bereits unternommen. Der 86 Jahre alte Senior war auch sofort begeistert: „Das ist schöner als mit dem Auto zu fahren.“ Pinsdorf drehte mit einem sogenannten „Tribike-Taxi“ ein paar Runden durch den Bonner Hofgarten. Das ist ein Dreirad, mit dem ein oder zwei Personen befördert werden können. Man könnte auch Rikscha dazu sagen.
In die Pedale trat bei dieser Ausfahrt seine Tochter, Claudia Pinsdorf. Die 55-jährige Witterschlickerin hatte schon oft von solchen Gefährten gehört und verfolgt seitdem das ehrgeizige Ziel, körperlich eingeschränkten Menschen ein solches Fahrzeug auch in Witterschlick zur Verfügung zu stellen. Ihr Motto: „Raus an die frische Luft“. Und die Idee: Erfahrene Pedalritter können dann mit Fahrgästen ehrenamtlich spazieren fahren.
Rund 10.000 Euro kostet ein Tribike
Die Tribikes werden durch einen Elektromotor unterstützt. Allerdings hat so ein Gefährt einen stolzen Preis: Rund 10.000 Euro. Und die gilt es nun aufzubringen. Zur Finanzierung hat Claudia Pinsdorf Kunstkarten herstellen lassen. Zu sehen ist das Faksimile des Gemäldes „Blauer Engel“ von 2001 ihres 2008 verstorbenen Bruders Franz Pinsdorf. Der Kunstmaler war in der Region sehr bekannt als Mitglied im Kulturkreis Alfter und der Solledat-Gruppe.
Das Motiv, ein Schutzengel, hat Claudia Pinsdorf bewusst ausgewählt: „Es ist zeitlos und kann zu den unterschiedlichsten Anlässen verschenkt und verschickt werden.“ So natürlich auch als Weihnachtsgruß. Die Karte ist daher bewusst von innen nicht bedruckt. Abgegeben wird sie zum Stückpreis von zwei Euro bei verschiedenen Verkaufsstellen in Alfter (siehe Kasten).
Finanzierung
Schutzengel-Karten sollen das Tribike finanzieren. Verkauft werden sie in
Alfter-Ort: Bären-Apotheke, LaFleur (jeweils am Herrenwingert); Elarama Hairshop (Knipsgasse 9); Bäckerei Münch Wollersheim (Pelzstraße 30).
Oedekoven: Physiotherapie Heinrichs (Wegscheid 11)
Witterschlick: Schreibwaren Schneider (Hauptstraße 204) sowie in allen Büros der Pfarrengemeinschaft Alfter (fes).
Unterstützt wird die Idee von der Pfarreiengemeinschaft Alfter und der zuständigen Engagementförderin, Elke Friedrich. Über die Pfarreiengemeinschaft sollen das Tribike und die Fahrer dann auch versichert sein. Eine Unterstellmöglichkeit soll es an St. Lambertus in Witterschlick geben.
Was bietet ein solches Dreirad den Nutzern? „Sie sind mobiler, sie werden spazieren gefahren in die nähere Umgebung, durch die Ortschaften oder in die Natur“, erklärt Claudia Pinsdorf, die auch Mitglied der Katholischen Frauengemeinschaft an St. Lambertus Witterschlick ist. Und sicherlich ist auch mal ein Plausch mit einem der ehrenamtlichen Fahrer bei einer Tasse Kaffee drin, wenn Restaurants und Cafés wieder öffnen dürfen.
All dies schätzte auch Johannes Pinsdorf nach seiner Probefahrt. Das Tribike sei zudem sehr bequem und komfortabel. Man könne leichter einsteigen als in ein Auto. „Die Beine lassen sich anziehen und ausstrecken, man kann sich gemütlich anlehnen“, findet er: „Man ist angeschnallt, und sollte es mal regnen, gibt es wie in einem Cabrio die Möglichkeit ein Dach auszufahren.“ Zudem sind Fächer angebracht, um Sachen zu verstauen.
Claudia Pinsdorf hofft, dass sich viele Käufer für ihre Karten finden: „Es ist ein Projekt für alle Alfterer, wenn jeder Vierte eine Karte kauft, könnten wir loslegen.“