7,6 Mio Euro KostenModernisierung des Bad Honnefer Kurhauses schreitet voran

Sehr viel heller als in den vergangenen 30 Jahren ist der Saal des Bad Honnefer Jugendstil-Kurhauses dank des neuen Anstrichs, der sich am historischen Befund orientiert.
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Bad Honnef – Ob Aalkönigszeremonie oder Karnevalssitzung mit Hunderten Gästen – hätte eigentlich in den vergangenen Jahren keine Großveranstaltung mehr im Bad Honnefer Kurhaus stattfinden dürfen? „Wenn man ehrlich ist, nein“, sagt Jörg Sudmann vom städtischen Gebäudemanagement. Man hätte das Gebäude, ein historisches Kleinod und das Herz des gesellschaftlichen Lebens in der Stadt, eigentlich stilllegen müssen – wenn denn nicht mächtig in den Brandschutz investiert worden wäre, was im Rahmen der rund 7,6 Millionen Euro teuren Sanierung des denkmalgeschützten Gemäuers gerade passiert.

Restaurator Guido Mäuerer arbeitet auf der Bühne.
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In einem der Kellerräume, in denen überall noch Kabel aus Wänden und Decken baumeln, Baumaterialien an der Seite liegen, Pläne in den Fluren hängen und ständig Mitarbeiter hin- und herwuseln, zeigte der mit dem Bad Honnefer Prestigeprojekt beauftragte Architekt Michael C. Deisenroth auf rosé-farbene Verkleidungen an den Decken: Brandschutz für die einst freiliegenden Stahlträger. Und laut Deisenroth eine der Grundvoraussetzungen überhaupt für die Nutzung des Kurhauses, das seit Frühjahr 2019 vom Dach bis in den Keller auf den aktuellen Stand der Technik gebracht wird.
Fünf Tonnen schwere Lüftungsanlage
Als die Stadt am Dienstag einen Blick ins Gebäude ermöglichte, war erkennbar, was schon Mitte November angekündigt worden war: Der Saal des Kurhauses wird sehr viel heller, als er seit der letzten Restaurierung 1989 war. Bei den aktuellen Arbeiten waren die Fachleute auf Farbspuren gestoßen, die ursprünglich im 1907 eröffneten Kurhaus verwendet worden waren (die Rundschau berichtete). Und diese helleren Ocker-Sand-Töne bestimmen das Bild im Saal, dessen Verzierungen und Ornamente an den Decken restauriert wurden und der zudem statt des dunklen Mooreichenbodens einen hellen Eichenboden bekommt. Das Parkett stapelte sich am Dienstag noch im Foyer, der Boden des Saals bestand da noch aus einfachen Holzbohlen.

Heizungsbaumeister Gerhard Otto kümmert sich um die neue Heizungsanlage.
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Von vielen Maßnahmen, die mit dem 7,6-Millionen-Euro-Projekt verbunden sind, wird der Kurhausbesucher künftig gar nichts sehen. Beispielsweise von der fünf Tonnen schweren Lüftungsanlage für das ganze Haus auf dem rückwärtigen Flachdach, die locker die Ausmaße eines Lkw-Containers hat und nach Angaben von Frank Beckmann vom städtischen Gebäudemanagement nachträglich noch mit einer Kühlung ausgestattet werden könne, wenn der Klimawandel durchschlagen sollte. Oder von der neuen Wärmedämmung zwischen Stuckdecke und Dach, für deren Einbau den Sommer über ein mächtiges Baugerüst ein Dach über dem Kurhausdach getragen hatte.
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Vom Foyer zu den Garderoben und Toiletten fährt künftig ein Glasaufzug, der nächste Woche eingebaut werden soll. Barrierefrei ist jetzt aber auch der hintere Teil des Kurhauses mit den Bürgerräumen, darunter der Seniorentreff. Durch absorbierende Decken sei, wo immer möglich, die Akustik verbessert worden, sagte Architekt Deisenroth und klatschte im Seniorentreff, der zurzeit als Aufenthalts- und Besprechungsraum für die beteiligten Arbeiter und Firmen dient, zum Beweis einmal kräftig in die Hände, ohne dass es schallte.
Bestellt sind laut Deisenroth inzwischen die acht Kronleuchter, jeder 70 Kilogramm schwer, die nach historischem Vorbild künftig den Saal erleuchten sollen. Alles natürlich mit moderner LED-Technik.
Tag der offenen Tür voraussichtlich im April
Voraussichtlich im Februar sollen die Arbeiten weitgehend abgeschlossen sein, allein die Brandschutzabnahme dauert nach Angaben des Architekten aber mindestens drei Wochen. Voraussichtlich im April wird das neue Kurhaus mit einem Tag der offenen Tür offiziell eröffnet.

Parkettlegermeister Martin Dierker legt das neue Eichenparkett testweise aus.
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„Es läuft besser als gedacht“, sagte Frank Beckmann über die Großbaustelle. Deisenroth meinte, man könne „nur von einem Wunder sprechen“, dass es angesichts der vielen Unsicherheiten gelungen sei, das Projekt nur mit einem geringen Zeitverzug abzuschließen. Und es sei „beispielhaft“, dass bei einer Maßnahme an einem historischen Gebäude „mit diesem Umfang und Schwierigkeitsgrad“ die Kosten nur relativ leicht von geschätzten 7 auf jetzt 7,6 Millionen Euro gestiegen sind. Die Zuschüsse des Landes aus Denkmalschutzmitteln belaufen sich übrigens auf vergleichsweise geringe 100 000 Euro.