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PS4-Champion im Interview„Corona hat den eSport in ein positiveres Licht gerückt“

Lesezeit 5 Minuten

Als e-Fußballer für Bayer 04 an der Playstation erfolgreich: Kai Wollin.

  1. Im VBL Grand Final ist der eFußballer Kai DETO Wollin „PS4 Champion 2020“ geworden.
  2. Seit letztem Herbst spielt der eSportler für Bayer 04 an der Konsole.
  3. Im Interview haben wir mit ihm über seinen Sport, Vorurteile und die Corona-Krise gesprochen.

LeverkusenHerr Wollin, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Titel als „PS4 Champion 2020“. Was bedeutet Ihnen der Sieg persönlich?

Kai Wollin: Eine ganze Menge. Ich habe wirklich intensiv für das Turnier trainiert und habe mich auf jeden Spieler individuell vorbereitet. Aber auch für mein Team, für Bayer Leverkusen, bedeutet mir der Titel sehr viel. Ich freue mich wirklich, dass sich die harte Arbeit bezahlt gemacht hat und ich dem Verein ein Stück weit etwas wiedergeben konnte.

Wie läuft denn das VBL Grand Final ab?

Das Grand Final ist gesplittet zwischen zwölf Playstation-Spielern und zwölf xBox-Spielern. Es gibt jeweils zwei Gruppen, aus denen in der Gruppenphase jeweils die besten vier in die nächste Runde kommen. Anschließend folgen die Viertelfinal-, Halbfinal- und Finalspiele – es läuft also ungefähr ab wie in der Champions League im „echten“ Fußball.

Warum haben Sie sich für Playstation und nicht für die xBox entschieden?

Ich bin mit der Playstation groß geworden und bin so mehr oder weniger da reingerutscht. Naja, und wenn man sich einmal für eine Konsole entschieden hat, dann wechselt man auch nicht mehr.

Ist die deutsche eSports-Szene groß oder kennt man sich untereinander?

Die Szene ist schon sehr, sehr groß, jedes Jahr kommen weitere FIFA-Spieler hinzu. Dementsprechend wusste ich längst nicht bei jedem Gegner, was mich erwartet. Auf dem Top-Niveau kennt man sich zwar schon meist untereinander, trotzdem gibt es immer zwei, drei Überraschungen. In diesem Fall analysiert mein Coach die Spiele von den Gegnern, die ich nicht kenne. Vor dem Spiel sprechen wir dann über die Spieler und ihre Techniken und Besonderheiten.

Wie sind Sie zum eSport gekommen?

Anfangs habe ich einfach gerne mit meinen Kumpels FIFA gespielt. Irgendwann kam dann die Zeit, in der ich immer gewonnen habe. Meine Freunde haben mir dann gesagt, ich solle mich doch mal bei Turnieren anmelden. Das habe ich dann einfach mal gemacht und dann ist eins zum andern gekommen. Wenn man gut spielt, werden mit der Zeit Teams auf dich aufmerksam oder du findest neue Trainingspartner und so steigerst du dich immer weiter von Liga zu Liga.

Wie bewerten Sie die Entwicklung des eSports im Allgemeinen?

Als ich anfing, an den Turnieren teilzunehmen, war die Szene noch super klein. Damals schauten vielleicht zehn, maximal hundert Personen bei den Spielen zu, inzwischen gucken Tausende, manchmal Hunderttausende bei den Livestreams zu. Mittlerweile sind auch Fußballvereine in das Geschehen miteingestiegen und die Preisgelder sind ins Extreme gestiegen. Die Entwicklung ist wirklich rasant.

Gerade jetzt in der Corona-Pandemie haben Sie vermutlich einen großen Vorteil dem physischen Fußball gegenüber.

Ja, gerade in Corona-Krise hat der Sport nochmal mehr Aufmerksamkeit bekommen, da es ja eine der wenigen Arten war, die fortgeführt werden konnte. Dadurch wurde der eSport auch nochmal in ein positiveres Licht gerückt.

Hat Sie die Krise dennoch getroffen?

Definitiv. Man spielt zwar relativ viel online, dennoch ist es so, dass die finalen Spiele, die Deutschen Meisterschaften und die Weltmeisterschaften immer von einem bestimmten Ort ausgetragen werden. Das war auch bei uns natürlich nicht möglich. Die Spiele stattdessen online auszutragen, wäre zu schwierig gewesen, da die Spieler aus so vielen verschiedenen Ländern teilnehmen – das wäre schlicht an der Internetverbindung gescheitert. Deswegen wurde die Weltmeisterschaft komplett abgesagt, was wirklich sehr schade ist, denn dort wäre sicherlich auch noch einiges möglich gewesen.

Sie haben eben angedeutet, dass der eSport auch durch die Corona-Pandemie in ein positiveres Licht gerückt ist. Nehmen Sie ein größeres Interesse an dem Sport wahr? Haben Sie das Gefühl, dass die Sportart mittlerweile in der Gesellschaft angekommen ist?

Ich würde sagen, das Thema Gaming im Allgemeinen wird immer größer. Ich persönlich habe bisher ausschließlich positive Resonanz erhalten – sei es aus meiner eigenen Familie, von Freunden oder auch von Menschen auf der Straße, wenn sie erfahren, was es damit auf sich hat. Viele wissen gar nicht, wie viel man durch den eSport erleben kann, wie viel man in der Welt herumkommt, welche Erfahrungen man macht. Etwa mit Bundesligaspielern. Natürlich gibt es immer noch Klischees, wie etwa von dem dicken eSportler, der nur im Keller an seiner Konsole sitzt. Doch sobald man sich mit dem Thema befasst, merken die Menschen sehr schnell, dass dem nicht so ist.

Wie sieht ein Training für ein eFußball-Spiel denn tatsächlich aus?

Ich gehe zum Beispiel so vor, dass ich mir verschiedene Spielertypen heraussuche, gegen die ich dann trainiere, um mich auf meinen Gegner vorzubereiten. Ich schaue mir auch häufig Video-Sessions an oder trainiere spezielle Dinge, zum Beispiel Ecken oder Freistöße.

Das scheint ja aber schon danach, dass Sie vor allem alleine trainieren.

In den letzten Monaten muss ich das leider. Vor Corona habe ich aber auch oft mit anderen Spielern gemeinsam vor Ort trainiert. Das erleichtert natürlich auch die Kommunikation untereinander enorm.

Letzten November wurden Sie von Bayer 04 gesignt, hätten Sie sich das jemals träumen lassen als sie anfingen, FIFA zu spielen?

Absolut nicht. Schon zu Beginn als ich die ersten Hundert Euro mit einem FIFA-Turnier verdient habe, war ich mächtig stolz darauf, als ich das meinen Eltern erzählte.

Aber dass ich einmal für einen Bundesligaverein wie Bayer 04 spielen würde, hätte ich mir nie vorstellen können. Das ist Wahnsinn!

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Was hat es mit ihrem Usernamen DETO auf sich? Verbirgt sich eine bestimmte Bedeutung dahinter?

Ich habe mir den Namen damals ausgedacht, als ich gerade anfing, FIFA zu spielen. Was es damit auf sich hat, weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr. Doch wenn man sich einmal eine gewisse Bekanntheit unter einem Namen in der Szene erspielt hat, kann man ihn schlecht wechseln.

Was steht denn als nächstes für Sie an?

Über den Sommer haben wir Pause, dementsprechend gilt es jetzt erstmal wieder Kraft zu tanken. Neben dem eSport studiere ich ja außerdem noch Betriebswirtschaft und kümmere mich jetzt vorrangig um mein Studium. Online streame ich aber noch einige meiner Spiele und spiele für die Zuschauer, um mich fit zu halten bis die neue Saison Mitte September startet.