Ausstellung in der ChristuskircheNicolas Schützinger sucht die Poesie im Alltag
- Noch bis zum 15. November gibt es eine neue Ausstellung in der Christuskirche zu sehen.
- Unter dem Titel „Menschen mit Würde, aber auch müde und/oder nackt“ beschäftigt der Künstler Nicolas Schützinger sich mit dem menschlichen Innenleben.
Leverkusen – Es ist ein ungewöhnlicher Anblick: Gleich rechts neben dem Eingang in die Christuskirche hängt das übergroße Gemälde einer nackten Frau. Ein wenig lasziv liegt sie breitbeinig auf einer Matratze, nur eine Unterhose trägt sie noch. Ihr Gesichtsausdruck ist ernst, eine Spur von Langeweile liegt darin. Ob es für ihn in Ordnung wäre, das Bild in seiner Kirche aufzuhängen, hatte der Künstler Nicolas Schützinger Pfarrer Christoph Engels gefragt. Er habe damit kein Problem, antwortete dieser. „Schließlich sind wir alle nackt auf die Welt gekommen“, sagt Engels. „Und wir werden sie auch nackt wieder verlassen.“
Ikonen der Verletzlichkeit
Mit Schützingers Ausstellung „Menschen mit Würde, aber auch müde und/oder nackt“ sind am 10. September endlich wieder Kunstwerke in die Kirche am Friedrich-Ebert-Platz eingezogen. Ein Jahr ist nun bereits seit der letzten Ausstellung vergangen, erzählt Pfarrer Engels. „Eigentlich finden jährlich drei Kunstausstellungen statt“, sagt er weiter. Coronabedingt musste eine für das Frühjahr geplante Veranstaltung ausfallen.
Der Titel von Schützingers Ausstellung – so sperrig er auch auf den ersten Blick scheinen mag – umreißt die Motive seiner Bilder bereits sehr genau. Jedes Bild zeigt meist nur eine Person, die meisten von ihnen sind nackt oder nur leicht bekleidet. Aus den Bildern spricht eine gewisse Einsamkeit, eine Müdigkeit, zugleich jedoch eine meditative Ruhe. Schützingers Werke erinnern an die Melancholie Edward Hoppers. Anders als bei Hopper jedoch beschäftigen die Werke sich mit dem Interieur, kehren das Innenleben ihrer Protagonisten nach außen, lassen es sichtbar werden.
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„Ikonen der Verletzlichkeit“ seien Schützingers Figuren für ihn, sagt Engels. „Wir Menschen tragen oft Masken – auch unabhängig von Corona“, sagt er weiter, „wir lassen niemanden wirklich in unser Herz schauen.“ Was sich hinter den Masken verberge, sei häufig eine Müdigkeit. „Wir leben in einer rasend schnellen Zeit“, sagt Engels. Auf Schützingers Bildern scheint die Zeit eingefroren zu sein. „Sie zeigen, wie es ist“, sagt der Künstler, „lassen die Dinge einfach für sich stehen, in all ihrer alltäglichen Würde, ganz ohne Pathos.“ So ist Schützinger stets auf der Suche nach dem Poetischen im Alltäglichen. Er findet es im Unscheinbaren, im Stillen. Die Nacktheit fügt sich ein in die Kirche, anstatt mit ihr zu brechen – einen Raum schließlich, der sich ebenfalls auf die Innenräume der menschlichen Seele konzentriert. – Die Ausstellung ist bis zum 15. November in der Christuskirche zu sehen. Um Anmeldung wird gebeten.