AboAbonnieren

Kamerablick aufs LebenNeue Ausstellung im Kunstverein verknüpft Früher und Heute

Lesezeit 2 Minuten

„Zeit/Zeichen“ im Blick: Michael Irmscher (r.) und Kollegen stellen im Kunstverein aus.

  1. Mitglieder des VFkB Leverkusen stellen im Kunstverein aus.
  2. Die Schau heißt „Zeit/Zeichen“ und umfasst Fotografie-Serien.
  3. Den Beteiligten geht es um einen Blick auf eine sich wandelnde Welt.

Leverkusen – „Zeit/Zeichen“ lautet der Titel dieser Ausstellung. Und um dieses Wortspiel fortzuführen: Es sind in der Tat viele Zeichen der Zeit zu sehen auf all den Fotos, die an den Wände des Kunstvereines hängen. 31 Mitglieder des Vereins zur Förderung künstlerischer Bildmedien Bayer Leverkusen (kurz: VFkB) haben sie konzipiert und senden nun visuelle Signale hinaus in die Welt, die das Heute mit dem Früher verknüpfen.

Bilder einer Pandemie

Angefangen bei jenen Bildern, die Michael Irmscher während der ersten Monate der Corona-Pandemie aufnahm. Mit dem Handy, weil das spontaner, wirklicher, nicht gestellt wirkt: Menschen mit Maske hetzen an Osterblumenbouquets vorbei. Im Supermarkt wird Abstand gehalten. Au dem Boden kleben Pfeile und Abstandslinien. Und überhaupt: Wirkt dieses Virus bereits visuell auf die Welt ein. Prägt den Alltag. Verändert Sichtweisen und Blickwinkel. Setzt – eben – Zeit-Zeichen.

„Täter? Opfer? Heden?“

Uwe Pöschke wiederum nahm sich eines gänzlich anderen Themas an: Er fotografierte Soldatengräber und Kriegsgedenkstätten, inszenierte sie in eher dunkler, schattenhafter Atmopshäre und stellt im Titel seiner Serie die Fragen: „Täter? Opfer? Helden?“ Wichtig ist das in Zeiten, in denen draußen auf der Straße der Ton wieder rauer geworden ist. In denen immer noch Krieg geführt wird auf der Welt. In denen manch einer Probleme hat mit der Geschichtsschreibung und der moralischen Verantwortung für Taten, die er oder sie zwar nicht begangen hat, der aber auch nachfolgende Generationen zwingend gedenken müssen.

Barbara Wünsche dokumentierte bei einer Reise durch Vietnam, wie sehr Smartphones mittlerweile den Alltag bestimmen. Sie werden überall gezückt: Bei Ausflügen mit dem Motorrad. Auf der Straße beim Gespräch mit einem Polizisten. In der Badewanne. Beim Friseur. Ein fester Bestandteil der Normalität und des Lebens.

Wunder der Geburt

Wunderbar intim wiederum kommen die Bilder Trudi Ryff-Maluchas daher: Sie begleitete eine Schwangere und inszeniere sie behut- wie sichtlich einfühlsam auf Schwarz-Weiß-Fotografien und setzte dem – unabhängig von jedweder Zeit und Epoche – ewigen Wunder der Geburt ein kleines Denkmal.

Beklemmend sind Ninette Niemeyers fotografische Dokumente des Ortes Kerpen-Manheim: Dessen Einwohner mussten dem umstrittenen Braunkohletagebau weichen und ihre Heimat verlassen. Zurück blieben Geisterhäuser, wie zufällig liegengebliebene Gegenstände, bunte Kinderbilder an Fenstern, deren Fröhlichkeit in krassem Gegensatz zur Realität stehen.

„Zeit/Zeichen“ wird am Freitag, 7. August, ab 17 Uhr eröffnet und ist bis zum 16. August in der Galerie des Kunstvereins in den Remisen von Schloss Morsbroich zu sehen (dienstags bis sonntags, 11-17 Uhr).

www.vfkb-lev.de