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Weihnachten wird noch in Rhöndorf gefeiert

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Die Adenauers - die Nachfahren des „Alten“ stehen zwar nicht in der allerersten Reihe wie der frühere Bundeskanzler. Ihr Name hat aber in Politik und Wirtschaft Bedeutung über Köln hinaus. Eine Rundschau-Serie stellt sie vor.

Der Auslöser war Onkel Paul. Der 82-jährige Geistliche in der Familie Adenauer soll bei manchen weihnachtlichen Feiern im Haus seines verstorbenen Vaters Konrad Adenauer in Rhöndorf den Überblick verloren haben. Und so bat er seinen Neffen Konrad Adenauer (60), Jurist und Notar in Köln, eine Gesamtschau über die Nachfahren des ersten deutschen Bundeskanzlers zu erarbeiten. Seither, sagt Konrad Adenauer, Enkel des „Alten“, sei er so etwas wie die Familienzentrale. „Weihnachten fragen wir immer, wer im vergangenen Jahr geboren wurde und wer noch als künftiger Ehegatte oder Nachwuchs erwartet wird“, so Adenauer.

Er und seine Brüder Paul Bauwens-Adenauer, Unternehmer und Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Köln, sowie Dr. Patrick Adenauer, Unternehmer und seit kurzem Präsident der Arbeitsgemeinschaft selbständiger Unternehmer (ASU), sind die Adenauer-Nachkommen, die einer breiten Öffentlichkeit bekannt sind.

Aber die Familie ist natürlich wesentlich größer - „inzwischen gibt es 110 Mitglieder, ich habe sie mit den Angeheirateten auf elf Schreibmaschinenseiten erfasst“, berichtet der 60-Jährige und schmunzelt: „Da sind auch ein paar Geheimnisse drin.“ Und: „Bei uns kommen viele Berufe vor, vom Akademiker bis zum Handwerker.“ Tatsächlich ist vom Manager der Modemarke „Esprit“ für Nordamerika über den Dramaturg bei der Bavaria bis zum Physiotherapeuten in der Eifel, vom Akademiker bis zum Koch eine Menge vertreten.

Der Alt-Bundeskanzler hatte sieben Kinder. Inzwischen gibt es 23 Enkel, rund 45 Urenkel und drei Ururenkel. Ältester Sohn des „Alten“ war Konrad Adenauer, 25 Jahre im Vorstand der Rheinbraun und Vater von Konrad, Paul und Patrick Adenauer sowie Irene Dieckmann-Adenauer, deren Mann Botschafter zuletzt in Tokio und Neu Delhi war, außerdem Diplom-Kaufmann Dr. Georg Adenauer und dem Hennefer Internisten Dr. Karl Adenauer. Die sechs Enkel wiederum haben zwölf Kinder.

Dieser Zweig der Familie und die restlichen sechs Stämme treffen sich traditionell am zweiten Weihnachtstag im Haus des Großvaters in Rhöndorf. „Da müssen dann erst mal die Aggregate angeschmissen werden“, berichtet Konrad Adenauer, „irgendjemand spendiert die Getränke, jeder bringt Essen mit, und organisiert wird das von einem Familienstamm. Das ist immer sehr schön.“ Das Ganze endet gegen 23 Uhr, denn „es muss immer gespült und ein bisschen geputzt werden“.

Die neuesten Nachrichten dieses Treffens verwertet Adenauer dann in einem Rundschreiben an alle, damit auch jeder auf dem neuesten Stand ist. Angesichts eines Familientreffens in Rhöndorf hat Adenauer dann vorgeschlagen, den „Konrad-Adenauer-Freundeskreis“ zu gründen. Er soll die Stiftung BundeskanzlerAdenauer-Haus unterstützen, hat aber beispielsweise auch bei Herstellung von Denkmälern und der Feier zur Verleihung des Konrad-Adenauer-Preises der Stadt Köln geholfen. „Die Gründung war eine gute Idee von mir“, lacht Adenauer.

Er ist Ansprechpartner für Auskünfte über seinen Großvater. Der Brockhaus etwa bereitet seine 20. Auflage vor und hat mit ihm verhandelt, weil dazu eine CD mit Reden des ersten deutschen Bundeskanzlers erscheinen soll. Auch Agenturen, die mit dem Bild von Konrad Adenauer werben wollen, müssen sich das Okay des gleichnamigen Enkels einholen. „Im Gegenzug sage ich dann: Sie könnten etwas für Rhöndorf tun.“