AboAbonnieren

Von den Geschäftsleuten hagelt es harsche Kritik

Lesezeit 3 Minuten

KERPEN-SINDORF. Das hat sich Sascha Bernartz anders vorgestellt. Seit Januar ist er Inhaber des Hotels Europarc nebst angegliederter Gaststätte - und derzeit drücken ihn „richtige Bauschmerzen“. Viele Mittagsgäste aus dem Gewerbegebiet blieben weg, erzählt er. 30 bis 35 Prozent Einbußen vom Gesamtumsatz habe er, seit der Europaring im Zuge der Baumaßnahmen Kreisverkehrsplatz und Straßensanierung zur Einbahnstraße deklariert wurde. Denn nun müssten die Hungrigen mit dem Auto einen weiten Bogen rund um Sindorf schlagen, um weniger als einen Kilometer entfernt eine Mahlzeit zu sich nehmen zu können.

Noch absurder ist Bernartz eigene Logistik geworden: Wenn Essen ausgeliefert wird, muss ein Mitarbeiter erst einmal vom hinteren Parkplatz am Hotel aus ebenfalls der weitläufigen Umleitung folgen - um dann sehr viel später an der Gaststätte anzukommen, nur wenige Meter von seinem Ausgangsort entfernt.

Bernartz steht nicht allein. Auch im Balance-Sportpark im Europarc sieht Betreiber Manfred Schmitz-Kania immer weniger Kunden, die etwas für ihre Fitness tun wollen. Und diejenigen, die sich ertüchtigen, meckern über die Verkehrsverhältnisse. Derzeit seien es fünf bis zehn Prozent, die nicht mehr so regelmäßig trainierten, in absoluten Zahlen rund 50 bis 100. Kündigungen der Mitgliedschaft sind noch nicht ausgesprochen worden, aber Schmitz-Kania fürchtet eine schleichende Erosion: Wer nicht regelmäßig trainiert, überlegt sich nach einiger Zeit ganz genau, ob die vereinzelten Besuche eine Monatsgebühr überhaupt lohnen.

„Es hat generell keiner etwas gegen eine Baustelle“, stellt er klar. Was aber die Teilsperrung des Europarings soll, obwohl dort seit Beginn vor zwei Wochen noch kein Handschlag getan wurde, leuchtet ihm überhaupt nicht ein. Ebenfalls nicht, warum eine solche Maßnahme gestartet wird, bevor die zweite große Baustelle Kerpener Straße vollendet ist. Hinzu kommt, dass Bernartz und Schmitz-Kania an der Kreuzung Europaring / Visteonstraße, wo der Kreisverkehrsplatz entsteht, bislang nie mehr als drei Arbeiter gesichtet haben.

Ordnungsamt

hat Hinweisschilder

wieder entfernt

„Ich könnte ja Personal von mir rüberschicken“, ulkt Bernartz - obwohl ihn so langsam der Humor verlässt. Kürzlich hängte er Schilder auf, um potenzielle Gäste anzulocken - kurz darauf habe ein Ordnungsamtsmitarbeiter diese wieder entfernt, erzählt er. Vertretern des Kreises habe er bereits die Sorgen nahe gebracht und beispielsweise angeregt, andere Ausfahrten aus dem Gewerbegebiet zu schaffen - ohne Erfolg.

Ob Bowlingcenter oder Reifenhändler: Bernartz hat gehört, dass alle Probleme haben. Auch beim Michael-Schumacher-Kartcenter machen sich die Gäste rar: Es sei „schon weniger los“, sagt Betriebsleiter Stephan Graulich. Und erzählt von einem Ehepaar, das nach seinem Besuch eine halbe Stunde um Sindorf geirrt sei, um schließlich wieder beim Kartcenter herauszukommen. Mittlerweile sind Flyer gedruckt worden. Aufschrift: „Ihr Weg durch die Baustelle“.

Die Sicht des Rhein-Erft-Kreises schildert Sprecher Michael Sodann: Die Einbahnstraßenregelung müsse her, um den Europakreisel zu entlasten. Bei einer Sanierung in den vergangenen Jahren habe sich gezeigt, dass andernfalls Autofahrer angesichts des Staus auf der K 39 wendeten und wieder in den Kreisverkehr zurückführen - und wenn dieser verstopfe, könne es letztlich zu gefährlichen Rückstaus bis zur Autobahnausfahrt kommen. Die Arbeiten an der Fahrbahn würden „in Kürze“ beginnen.

Was den kritisierten langsamen Fortgang am zukünftigen Kreisverkehr angeht, so erläutert Sodann: Derzeit würden die Versorgungsleitungen verlegt. Ein langwieriges „Puzzle“, was mit allen Versorgungsträgern abgestimmt werden müsse. Das halte auf - und ein größeres Arbeiter-Team könne dies auch nicht beschleunigen.