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Sportlerwahl in EuskirchenSportler in Siegerlaune

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Zum vierten Mal "Sportlerin des Jahres" wurde Tanja Pesch (M.) vor Judith Pelzer (2.v.r.) und Corinna Schmitz (2.v.l.), die von Cordula von Wysocki aus der Rundschau-Chefredaktion und Udo Becker, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse, geehrt wurden.

GEMÜND – Egal, ob Deutsche Meister oder die Helden der Kreisklasse, für die Aktiven ist die Ehrung der Sportler des Jahres ein ganz wichtiger Termin. Doch manchmal gibt es Verpflichtungen, die einem Nominierten ganz schön zu schaffen machen können. Davon kann Fabian Giefer ein Liedchen singen. 2007 musste der Torhüter kurz nach der Sportlerwahl zurück ins 280 Kilometer entfernte Trainingslager der U-17-Nationalmannschaft. Nach dem Abschlusstraining hütete er das Tor im EM-Quali-Spiel gegen Griechenland.

Jetzt hatte Patrick Weber gehörigen Termindruck. Der Sportler des Jahres 2011 von der DRK-Wasserwacht Dahlem, der die Konkurrenz überraschend "nass" gemacht hatte, ist Marinesoldat und an der Ostsee stationiert. Zurzeit absolviert er einen Tauchlehrgang. Fehlen, so erklärte Rundschau-Moderatorin Ramona Hammes, dürfe er aber nur einen Tag: "Da geht's bei der Bundeswehr streng zu." Also machte er sich noch in der Nacht auf die 600 Kilometer weite Reise. Denn um 7 Uhr musste er bereits mit dem Boot in See stechen. Die Trockenübung in Gemünd genoss der Deutsche und NRW-Meister bei seinem Heimspiel in der Eifel in vollen Zügen.

Weber machte auf der Bühne des Gemünder Kurhauses schnell klar, "dass wir nicht nur schwimmen, sondern auch Menschen retten und Erste Hilfe leisten".

Der Mann ist Vertreter einer Sportart, die neben den populären Ballsportarten zwar exotisch anmutet, aber in der Gunst der Rundschau-Leser diesmal ganz oben stand. "Die wissen genau, wen sie wählen", so Rundschau-Redaktionsleiter Christoph Heup. Da kann es auch schon mal vorkommen, dass ein Spitzenathlet wie Judoka Andreas Tölzer, der die deutschen Farben bei den Olympischen Spielen in London vertritt und durchaus Medaillenchancen hat, in der Gunst der Rundschau-Leser mal "nur" auf dem fünften Platz rangiert.

Im Rahmen der 27. Sportlerehrung, die gemeinsam von Rundschau und Kreissparkasse Euskirchen ausgerichtet wurde, standen alte Bekannte und Newcomer auf der Bühne. Moderatorin Ramona Hammes freute sich, dass nach vielen Jahren wieder eine Handballerin auf dem Treppchen stand. Die Rede ist von Corinna Schmitz. Die Drittplatzierte und Leistungsträgerin des TV Euenheim war bei ihrer Sportlerwahl-Premiere kein bisschen nervös und begeisterte das Publikum mit erfrischenden Antworten. "Am Anfang war es nicht einfach, andere Größen und andere Massen vor sich zu haben", skizzierte die zierliche 18-Jährige den Wechsel vom Junioren- in den Seniorenbereich. Dass die angehende Abiturientin durchaus Biss hat, ließ sie schnell durchblicken: "Wenn es nicht läuft, dann muss man halt die Brechstange auspacken." Ihre Handball-Leidenschaft wurde ihr übrigens in die Wiege gelegt. Ihr Vater und ihre vier Schwestern gingen ebenfalls auf Torejagd, nur die Mama nicht: "Die schaut nur zu."

Eine gute Bekannte ist Judith Pelzer. Die "Sportlerin des Jahres" 2010 musste sich mit Silber begnügen. Das war für das Volleyball-As der SG Marmagen-Nettersheim aber kein Problem. Im Gegenteil, die Trainerin und Spielerin in Personalunion freute sich über den erneuten Erfolg. Und manchmal nimmt sie ihre Doppelrolle durchaus wörtlich: "Es kommt vor, dass sich Trainerin und Spielerin gleichermaßen über Fehler von Pelzer ärgern." Sie räumte ein, dass der mit dem Aufstieg in die Regionalliga verbundene Umzug vom "Wohnzimmer in Urft" nach Mechernich anfangs durchaus gewöhnungsbedürftig gewesen sei, aber: "Nach sechs Wochen waren wir auch mit unserem großen Wohnzimmer zufrieden."

Ein Wohnzimmer benötigt Tanja Pesch nicht für ihre Sportart. Da reichen Laufschuhe, Kondition und unbedingter Siegeswille. Die Holleratherin ist jedenfalls auf Rekordjagd. Sie holte sich zum vierten Mal den Titel der "Sportlerin des Jahres" und gewann - so ganz nebenbei- bereits 15-mal den Eifelcup. Beim jüngsten Titel hatte sie jedoch mit starker Konkurrenz und einer Pollenallergie zu kämpfen. "Ich musste zum Schluss ziemlich Gas geben, um Nora Schmitz abzuhängen", so Pesch. Die starke Konkurrenz findet sie jedoch super, denn: "Dann hat man wieder Motivation."

Zurück zu den Männern. Zweiter wurde ein Fußballer, den sein Trainer Achim Züll "als größtes Talent der Eifel" beschreibt. Gemeint ist Michael Jansen, der für den SV Nierfeld in der Mittelrheinliga auf Torejagd geht. Und dort weht ein anderer Wind als in der Jugend: "Das Spiel ist schneller und die Gegenspieler sind robuster." Doch das ficht den Kicker nicht an: "Dann treffen Technik und Mut auf Masse." Jansen war sicher, dass ihm sein Bruder Bernd, der in der Abwehr spielt, den zweiten Platz gönnt: "Der ist nicht eifersüchtig."

Über den dritten Platz freute sich ein Mann, der wie Jansen auf Technik und Schnelligkeit setzt. Einen Ball benötigt Christoph Breuer dafür nicht. Dem Motorsportler reicht ein Audi TT mit 380 PS unter der Haube völlig aus. Der Tondorfer knackte 2011 als erster Pilot in einem Fronttriebler die Neun-Minuten-Marke auf der Nordschleife des Nürburgrings. Da benötigt man Kondition. "Dafür fahre ich Rad. Es muss halt was sein, wo es voran geht." Aufs Rad setzte sich auch Dustin Waree im von Michael Schwarz moderierten Rahmenprogramm. Doch er kam bei der waghalsigen Show mit einem Einrad aus. Sein Vater Gerd verzauberte das Publikum mit "Papierkunst", während die Frank-Siegemund-Band mit Sängerin Annika Fee musikalische Akzente setzte.

Bei den Mannschaften verteidigten die Volleyballerinnen des SG Marmagen/Nettersheim den Vorjahrestitel, den sie sich 2011 noch mit der Tanzformation "High Energy" teilen mussten. Spielertrainerin Judith Pelzer durfte zum zweiten Mal, diesmal in Begleitung ihrer Spielerinnen, auf die Bühne. Und die SG hat durchaus den Ehrgeiz, den fünf Aufstiegen einen weiteren folgen zu lassen. "Wenn wir noch zwei Spiele gewinnen, könnten wir durchaus in die neue dritte Bundesliga aufsteigen", so Pelzer.

Einen zweiten Auftritt hatte auch Patrick Weber. Mit den DRK-Rettungsschwimmern kam er auf Rang zwei. Aus gutem Grund, denn das Team räumte im September alle sechs NRW-Titel ab. Dieser Erfolg veranlasste Dieter Schneider-Bichel, Landesleiter der DRK-Wasserwacht, zu dem Kommentar: "Am Ende gewinnen immer die Dahlemer."

In Siegerlaune waren auch die Fußballfrauen des VfL Kommern. Sie holten 2011 den Pokal im Fußballverband Mittelrhein. Und dann legte das Regionalliga-Team von Trainerin Diana Weber so richtig los. Sie hatte sich zum Auftakt des DFB-Pokals den 1. FC Köln gewünscht, bekommen und besiegt. Auch ihr zweiter Wunsch wurde erfüllt. Doch der 1. FFC Frankfurt war noch eine Nummer zu groß für das junge Team, aber: "Wir sind ein kleiner, gallischer Verein und werden die Großen weiter ärgern", so Werner.