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Sonja ZietlowHunde-Drama im Haus in der Eifel

Lesezeit 3 Minuten

Fernsehmoderatorin Sonja Zietlow betrachtet mit aufgesetzter Atemmaske ihr Haus in Nollenbach, das Sie im August 2009 an eine angebliche Tierschützerin vermietet hatte.

ÜXHEIM- Nur mit Mundschutz kann Sonja Zietlow ihrHaus betreten. Die Wände sind schulterhoch mit Kot beschmiert, dieBöden mit zerfetzten Möbel- und Matratzenresten übersät. Der beißendeGeruch treibt der Fernsehmoderatorin Tränen in die Augen. Und nichtnur der: «Ich habe so etwas Schlimmes noch nie gesehen», sagt die 42-Jährige bei ihrem ersten Besuch nach dem Hunde-Drama in ihrem Anwesenin Üxheim-Nollenbach in der Eifel. «Was die Hunde gelitten habenmüssen. Schlimmer als der Tod.» Vor etwa einem Jahr hatte Zietlow dasHaus an eine Bekannte verpachtet, die eine «Hundebegegnungsstätte»aufbauen wollte.

In Wirklichkeit habe sie zwischen 30 und 70 Tiere «wochenlangalleine hausen und verwahrlosen» lassen, erzählt Zietlow. Bissspurenan Fenstern und Türen zeigen, wie verzweifelt die Hunde versuchten,auszubrechen. «Das Fenster hier finde ich am Schlimmsten», sagt sieund zeigt auf den abgenagten und zerfurchten Beton unterhalb desRahmens. Im Keller türmen sich nasse Kot-Haufen zwischen Stofffetzen,der Hof ist mit Müll voll geschüttet. Zietlow («Ich bin ein Star -Holt mich hier raus!») hat selbst drei Hunde und engagiert sich seitJahren für die Vierbeiner.

Die angebliche Tierschützerin und einstige Bekannte von Zietlowist längst über alle Berge. «Sie ist in Hessen untergetaucht», sagtZietlows Ehemann Jens Oliver Haas. Die Hunde habe sie mitgenommen undverteilt. Jetzt erst hätten sie erfahren, dass diese Frau bereitsschon einmal ähnlich Tiere gequält und eine Wohnung verwüstet habe.«Wir wollen, dass so etwas nie wieder passiert», sagt er.

Daher haben Zietlow und ihre Mann zig Kamerateams und Journalistenzu einem Ortstermin geladen, zu dem Desinfektionsspray und Mundmaskengereicht werden. Warum die große Öffentlichkeit? «Mir ist es wichtigaufzuklären. Und wenn ich es nicht wäre, wäre das wieder unter denTeppich gekehrt worden», sagt Zietlow. Die rund 100 000 Euro Verlust,die Reinigung und Sanierung des Hauses kosteten, seien zwar tragisch.Viel schlimmer sei aber, «dass so was unter dem Deckmanteldes Tierschutzes passiert». Und daher will sich Zietlow auch jetztnicht mehr Tierschützerin, sondern Tierbeschützerin nennen.

Schlimm sei auch, «dass die ganze Sache so lange verborgen werdenkonnte», sagt Zietlow. Es habe schon früh Anzeigen aus der Umgebungdes Hofes gegeben, aber erst im September habe der Veterinäramtsarzteine «nicht tiergerechte Unterbringung» der Hunde festgestellt. DreiTage später sollten die Tiere der Besitzerin entzogen werden - dochda war sie schon weg. Zietlow stellte daraufhin Anzeige wegenVerstoßes gegen das Tierschutzgesetz und Sachbeschädigung. «Wirermitteln», teilt die Trierer Staatsanwaltschaft mit.

Nach Angaben der Kreisverwaltung Vulkaneifel gab es seit Januarinsgesamt 15 Kontrollen vor Ort. Die Hunde seien stets gut ernährtund in einem gesundheitlich guten Zustand gewesen. Es habe keinenGrund gegeben, sich Zutritt zum Wohnraum zu verschaffen, hieß es. Undfür die Verwahrlosung des Hauses sei das Veterinäramt derKreisverwaltung nicht zuständig.

Was jetzt mit dem Haus passiert? Der Gedanke, später mal selbsthier zu wohnen, sei noch nicht vom Tisch, sagt Zietlow. Das 10 000Quadratmeter große Anwesen, dass sie im August 2009 für 210 000 Eurogekauft hat, sei «mal später vielleicht» ideal für einen Gnadenhofoder eine Ausbildungsstätte für Hunde. «Jetzt muss aber erstmal derganze Müll weg.»

(dpa)