Brühl – BRÜHL. Von Ferne hört Okan das Johlen der Besucher auf der Achterbahn. In den ersten zwei Tagen hat ihn das noch gestört, doch inzwischen hat sich der 14-jährige Wesselinger daran gewöhnt.
Okan ist einer von sechs Hauptschülern, die gerade im Phantasialand ihre Sommerferien verbringen: allerdings nicht zum Vergnügen, sondern um einen Blick hinter die Kulissen des Vergnügungsparks zu werfen und selber mit anzupacken.
In Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit wurde nun erstmals ein Sommercamp zur Berufsorientierung eingerichtet. Schüler, die nach den Ferien in die neunte Klasse kommen, sollen dabei die Gelegenheit bekommen, verschiedene Berufe kennen zu lernen. „Sie sollen ihre Talente kennenlernen und praktische Erfahrungen sammeln können, ohne sich dem Druck eines Praktikums ausliefern zu müssen“, so Roswitha Stock, die Leiterin der Brühler Agentur für Arbeit.
Im Phantasialand mit seinen rund 1.350 Beschäftigten werden die Schüler noch bis Ende kommender Woche vor allem handwerkliche Berufsfelder wie die Schreinerei, die Elektronik-Abteilung, die Schneiderei oder den Gastronomiebereich besuchen. „Wir haben bewusst Arbeitsfelder ausgesucht, die für Hauptschüler sinnvoll sind“, erklärt Monika Becker von der Berufsberatung. Daher habe man auf kaufmännische Berufe verzichtet.
Die 14-jährige Mara hilft derzeit in der Küche aus. Sie füllt das Buffet und hat auch schon Salate angerichtet. Ab Montag wechselt sie aber in die Schneiderwerkstatt. „Ich möchte gerne Kostümdesignerin werden“, erklärt sie zielstrebig. Dafür wolle sie den Realschulabschluss machen und anschließend auf einer Gesamtschule das Abitur nachholen. Für das Sommercamp nimmt sie tapfer jeden Tag eine zweistündige Anreise mit dem Bus aus Elsdorf nach Brühl in Kauf.
Doch die Schüler profitieren nicht nur von den Einblicken in die Arbeitswelt. Trainingsmanagerin Miriam Callegari vom Phantasialand bereitet sie auch auf Bewerbungsgespräche vor, eine weitere wichtige Hürde auf dem Weg ins Berufsleben.