Neu im Kölner Kwartier LatängIm „Rosa & Paula“ gibt es kreative kolumbianische Tapas
Köln – Wer an kolumbianisches Essen denkt, der hat womöglich folgendes Bild im Kopf: Fleisch, Reis und Bohnen, in rauen Mengen, angerichtet auf einem Pappteller. Auf ansprechende Gestaltung legt man in Südamerika oft nicht den größten Wert, ebenso wenig wie auf vegetarische und vegane Optionen. Aber schmecken tut es. Das neue Deli „Rosa & Paula“ im Kwartier Latäng will nun das Beste aus beiden Welten verbinden: Kolumbianische Geschmäcker und Gerichte nach Köln bringen, aber mit einem Twist. Nachhaltig soll es sein, und bunt.
Wunsch danach, etwas anderes zu machen
Seit September betreiben Sarah Hoffmann und Sebastian Hernandez, beide 32, ihren kleinen Laden auf der Kyffhäuser Straße, direkt gegenüber dem „La Société“. Im Gegensatz zu den mit einem Michelin-Stern gekrönten Profis von Gegenüber war der Weg zu einem eigenen Restaurant für Hoffmann und Hernandez alles andere als selbstverständlich.
Die aus Lübeck stammende Hoffmann arbeitete im digitalen Marketing, Kolumbianer Hernandez war für das Unternehmen „Fairtrade“ tätig. Im gemeinsamen Studium in den USA lernten sich beide kennen und wurden ein Paar, seit sechs Jahren wohnen beide gemeinsam in Köln. „Irgendwann wurde bei uns der Wunsch immer stärker, etwas anderes zu machen“, sagt Sarah Hoffmann.
Zweimal zu Gast bei „Laden ein“
Man habe schon immer gern und viel gekocht und Feiern ausgerichtet. Freunde und Familie fanden die deutsch-kolumbianische Mischung lecker. „Aus einer Weinlaune heraus haben wir uns 2019 dann bei ‚Laden ein‘ beworben“, erzählt Hoffmann. „Wir dachten, die nehmen uns sowieso nicht – und zack, war die Zusage da. Das war die körperlich härteste Arbeit, die wir je gemacht haben. Aber wir waren komplett begeistert.“
Nach dem großen Zuspruch bei ‚Laden ein‘ folgten die nächsten Schritte. Der Name „Rosa & Paula“ stand da bereits. „Meine Großmütter heißen Rosa und Paula“, erklärt Sebastian Hernandez. „Für uns ist der Name nicht nur eine Widmung an meine Familie in Kolumbien, sondern an alle starken Frauen, die ihre Familien ernähren.“ Mit „Rosa & Paula“ waren Hoffmann und Hernandez zunächst beim Kölner Street Food Festival zu Gast, weitere Festivals sollten 2020 folgen. Dann kam die Pandemie – und alle Veranstaltungen waren abgesagt.
Doch wie es in Köln so oft ist – über Kontakte ergab sich für Hoffmann und Hernandez eine neue Chance. Jens Ponke von der „Wohngemeinschaft“ suchte für die Open-Air-Konzerte der „Summer Stage“ am Jugendpark noch einen Food Truck.
Nachhaltiges Konzept im Laden an der Kyffhäuser
Hoffmann und Hernandez übernahmen, anschließend verkauften sie wöchentlich noch Street Food direkt neben der „Wohngemeinschaft“ im Belgischen Viertel. „Irgendwann ging das nicht mehr neben unseren Vollzeitjobs“, sagt Hoffmann. Das Paar setzte alles auf eine Karte, kündigte und machte sich auf die Suche nach einem eigenen Laden. Das Ladenlokal an der Kyffhäuser Straße, in dem vorher ein Imbiss war, renovierte man aufwendig, schrubbte die Fliesen wieder von schwarz auf rot und baute die Holztheke.
„Uns war von vornherein klar, dass wir kein klassisches Restaurant betreiben wollen. Eine offene Küche, Transparenz und Nachhaltigkeit sind uns sehr wichtig“, so die 32-Jährige. Bei „Rosa & Paula“ setzen Hoffmann und Hernandez auf eine geringe Müllproduktion, regionale Produkte und vor allem auf vegetarische und vegane Gerichte.
Moderne, vegetarische und vegane Gerichte
Und das, obwohl die kolumbianische Küche als fleischlastig bekannt ist. „Das, was Kolumbianer hier klassischerweise erwarten würden, gibt es hier nicht“, erklärt Hernandez. „Wir machen kolumbianische Tapas, die auf traditionellen Gerichten und Geschmäckern basieren, aber wir passen sie auf unsere Gegebenheiten hier vor Ort an. Wir haben nicht den Anspruch, dass hier alles wie in Kolumbien ist – vielmehr wollen wir nahrhafte und auch ansprechend aussehende Gerichte mit einem Twist anbieten“, ergänzt Hoffmann. Die Karte im „Rosa & Paula“ wechselt daher monatlich, immer wieder probieren die beiden neue Kreationen aus.
Den Klassiker Empanadas gibt es allerdings immer, die frittierten Teigtaschen sind hier mit Jackfruit und regionalen Kartoffeln gefüllt, die „Empanadas des Monats“ mit Linsenstampf, Pilzen und karamellisierten Zwiebeln. Dazu gibt es Ají zum Dippen, eine würzige Sauce mit Chili, Koriander und Limette. „Das sind klassische kolumbianische Zutaten, ohne geht nichts“, sagt Hernandez und lacht. Zusammen schmeckt das wunderbar, frisch, würzig und es macht satt.
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Ort für kulturellen Austausch
Hinter den Tapas mit Namen wie „Sancochito“ oder „Maduro Asado“ verbergen sich Gerichte wie ein kolumbianischer Gemüseeintopf oder eine gegrillte Kochbanane mit Salsa. „Wir benutzen frische und exotische Zutaten“, sagt Hernandez. Durch das Tapas-Prinzip können die Gäste in kleinen Portionen ausprobieren, wie es ihnen schmeckt, und dann nachbestellen.
Einmal im Monat gibt es Fleisch von einem befreundeten Jäger, am letzten Sonntag des Monats werden Tamales angeboten. „Das ist eine traditionelle kolumbianische Speise, gefüllte und gedämpfte Bananenblätter. In Kolumbien isst man sie gerne zum Frühstück“, so Hoffmann. Für das Tamales-Essen muss man sich im „Rosa & Paula“ anmelden, auch so will man Lebensmittelverschwendung vermeiden.
Im „Rosa & Paula“ gibt es auch Produkte von in Köln lebenden Kolumbianerinnen und Kolumbianern zu kaufen, perspektivisch möchte man auch kulturelle Events veranstalten. „Wir wollen mehr sein als ein Restaurant. Wir wollen zeigen, dass gutes Essen auch anders sein kann, wir wollen etwas für den Planeten tun und hier einen Ort der Begegnung schaffen für kolumbianische Kultur“, sagt Hernandez. Ganz oben auf der Agenda steht aber erstmal, mehr Leute für modernes kolumbianisches Essen zu begeistern. „Wir freuen uns, wenn Leute kommen, die mal etwas anderes essen und ausprobieren wollen“, sagt Sarah Hoffmann.
Rosa & Paula - Colombian Conscious Deli, Kyffhäuser Straße 50, 50674 Köln. Di-Fr 17.30 - 22 Uhr, Sa 15-22 Uhr, So 15-21 Uhr.