Leben auf dem Land (2)Aufs Land ziehen – aber nicht um jeden Preis
- Wie wollen wir in Zukunft leben? In unserer Mini-Serie widmen wir uns der Sehnsucht nach mehr Natur.
- Im zweiten Teil berichten wir von Lena Piel und Robin Kettel, die Raderthal schon ein wenig näher zum Glück brachte.
Köln-Raderthal – Für den Kölner ist der Stadtteil Raderthal nicht ländlich. Für Lena Piel und Robin Kettel schon. Denn für sie ist es eine urbane Oase, die sie dem Leben auf dem Land zumindest näher bringt. Die 35-Jährige ist in Bonn geboren und aufgewachsen, ihr Partner in Köln. Aus einer Zwei-Zimmer-Wohnung am Neumarkt zogen die beiden in eine geräumigere Wohnung im Süden der Stadt. Dass es noch raus aufs Land geht, ist möglich. Nur von den Bedingungen haben die beiden unterschiedliche Vorstellungen.
Während die Angestellte im öffentlichen Dienst vom Häuschen auf dem Land träumt, ist ihr Partner noch zurückhaltend: „Ich glaube, in zwei Jahren leben wir immer noch hier.“ Der 33-Jährige hat klare Vorstellungen: Er möchte nicht vom Auto abhängig sein. Seinen Job als Projektleiter will er mit der Bahn in weniger als einer Stunde erreichen können. Seine Freundin ist diejenige, die sich mehrmals die Woche im Netz Angebote anschaut. Die guten schickt sie ihm, woraufhin er den Routenplaner anschmeißt. „Alles, was länger als 45-50 Minuten dauert, fällt gleich raus“, erklärt er.
Gependelt wird zum Pferd in der Eifel
Ein Auto hat die Familie, nicht wegen Töchterchen Mathilda (2 Jahre), sondern weil Lena Piel zu ihrem Pferd pendelt. Das steht bei Zülpich in der Eifel. Ansonsten können sie zu dritt alles bequem mit dem Rad erreichen: Den Kindergarten, den Supermarkt und vieles mehr. Dank der Bezuschussung der Stadt Köln haben die beiden sich sogar ein E-Lastenrad angeschafft. Kettel ist sich jedoch sicher: „Wenn wir weiter rausziehen, benötigen wir ein zweites Auto.“ Das widerspricht seinem Wunsch, nachhaltig zu leben. Er träumt davon, ein eigenes Haus zu bauen. „Ökologischer wäre es jedoch, etwas Altes zu sanieren“, erklärt er.
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Das größte Problem des Paares ist: „Das, was wir suchen, suchen alle“, sagt Lena Piel. Bei der Recherche nach einem potenziellen Zuhause hat jede Anzeige bereits nach kurzer Zeit hunderte Klicks. Der Land-Boom ist real, tatsächlich etwas zu finden ist schwierig. So reifte die Idee, sich mit einem oder mehreren Paaren zusammen zu tun. Gemeinsam ein Gebäude mit mehreren Parteien aufzubauen als Doppelhaushälfte oder sogar mehrstöckig – aber eben mit Garten für die Kinder. Dabei möchte die 35-jährige Mutter lieber bald über einen Hauskauf entscheiden: „Ich möchte nur bis zum Renteneintritt finanzieren.“
Bis es soweit ist, schätzen sie ihre urbane Oase sehr. „Man grüßt sich hier, man kennt sich. Alle sind hilfsbereit“, beschreibt Lena Piel: „Im Veedel am Neumarkt waren alle eher anonym.“