Köln – Wie, fast schon wieder zuende, obwohl wir uns gerade erst mit dem Format angefreundet haben? Zur „vorerst letzten“ Sendung begrüßten Olli Schulz und Jan Böhmermann ihre Gäste am Sonntagabend bei ZDFNeo. In der Tat wurden für die erste Staffel „Schulz & Böhmermann“ zunächst nur vier Folgen eingeplant.
Dafür hatte es die dritte Ausgabe stimmungsmäßig in sich, besonders aus Kölner Sicht. Neben Moderatorin Katrin Bauerfeind, Schauspieler Samuel Koch und Ex-Profiler Axel Petermann war Anton Claaßen zu Gast - am Rhein besser bekannt als Langer Tünn. An den Äußerungen der ehemaligen Rotlicht-Größe entzündeten sich dann auch die heftigsten Diskussionen.
An seinem heutigen Lebenswandel gibt es nichts auszusetzen - der Tünn im „Rotlicht-Ruhestand“ (Böhmermann) raucht und trinkt nicht und ist inzwischen vor allem für seine Stadtführungen und Fußball-Kommentare bei Facebook bekannt.
Aber wie sah es mit der Gewalt aus, wollen die Moderatoren wissen. „Jewalt is ja was anderes als Türsteher“, sagt Claaßen im breiten Kölsch. Und macht sich mit dieser Äußerungen keine Freunde in der Runde. Olli Schulz fragt nach, ob früher alles besser gewesen sei - man sagt ja, damals habe es im Miljö noch Ehrenmänner gegeben. Hier stimmt sogar der ehemalige Profiler, Buchautor und „Tatort“-Berater Axel Petermann teilweise zu: Früher sei die Stimmung anders gewesen, es habe so etwas wie „Ganovenehre“ gegeben.
Keine Probleme mit „ordentlichen Frauen“
Dann aber geht es um Claaßens Rolle als Zuhälter, außerdem soll sein Name im Zusammenhang mit zwei Morden gefallen sein. „Ach jo, was heißt denn schon Morde“, wiegelt Tünn ab. „Früher war das in Köln so, da musste man im Gefängnis gewesen sein, wenn man im Miljö unterwegs war", sagt Tünn, der drei Jahre - wegen anderer Delikte - gesessen hat.
Hier hakt Olli Schulz nach: Wieviele Frauen er denn gehabt habe, und ob er die denn auch geschlagen habe. Geschlagen habe er fast nie, sagt Tünn. Drohungen hätten gereicht: „Wenn man ordentliche Frauen hatte, gab's keine Probleme“.
Nun kommt allerdings kräftiger Gegenwind aus der Runde, denn an das „Märchen von der glücklichen Nutte“ will Jan Böhmermann nicht glauben, weder damals noch heute. Auch dem ehemaligen Bremer Kriminalpolizist Petermann, mit langen Haaren und Schnäuzer optisch eigentlich der bessere Kölner, fällt dazu nur noch Ironie ein.
„Frauen haben sich angeboten, glaubt mir doch“, sagt der Lange Tünn, und außerdem habe anschaffen ja nicht bedeutet, dass sie mit den Freiern ins Bett mussten.
Wie bitte? Da haben die übrigen Beteiligten wohl etwas falsch verstanden. Sympathien macht man sich in jedem Fall so nicht.
Lesen Sie im nächsten Abschnitt, wie Samuel Koch Böhmermann zum Schweigen bringt.
Samuel Koch bringt Böhmermann zum Schweigen
Mit Samuel Koch, der bei „Wetten, dass...?“ verunglückte und seitdem im Rollstuhl sitzt, hat Jan Böhmermann sich einen Gast eingeladen, der den sonst so schlagfertigen Moderator an seine Grenzen bringt. Böhmermann stellt direkt zu Beginn klar, dass es nicht um Mitleid und Bedauern gehen soll – und tappt dann genau in diese Falle.
Koch erzählt äußerst unterhaltsam, wie ungelenkt sich viele ihm gegenüber verhalten. So torkelte Markus Lanz vor einer Show beim Versuch, Koch zu umarmen, in dessen Rollstuhl. Das hatte eine Kettenreaktion mit der sensiblen Elektronik zur Folge, die erst an einer Kaffeemaschine endete.
Koch berichtet mit Sympathie über diese Lanz-Aktion – den ziemlich gehemmten Böhmermann dagegen lässt er dagegen mehrfach verbal trocken abblitzen. Und stoppt so Böhmermanns Betroffenheitsgesülze, während dieser betont, kein Betroffenheitsgesülze machen zu wollen.
Micaela Schäfer will mit Brüsten auflegen
Für viel Wirbel sorgt eine Neuerung in der dritten Sendung: Gäste und Moderatoren können sich auf Zeit auswechseln lassen. Die zur Verfügung stehenden Kandidaten sind zunächst nur anonym hinter einer Milchglaswand zu sehen. Und so kommt es, dass statt Böhmermann auf einmal Sharky, das Maskotten der Kölner Haie, am Tisch sitzt. Außerdem nehmen Olli P. und Willi Herren kurz Platz. Herren und der Lange Tünn begrüßen sich mit viel Hallo in der Sendung, die dieses Mal viel Raum für kölsche Entfaltungsmöglichkeiten bietet.
Unterhaltungswert hat auch der Kurzauftritt von Nacktmodell Micaela Schäfer. Die betätigt sich am Ballermann als DJane und entwickelt mit den Moderatoren direkt eine neue PR-Idee: Platten mit den Brüsten auflegen.